Eisbären unter Druck: „Die positive Energie der Fans kann uns helfen“

Mitunter gehe er nach den jüngsten Auftritten der Eisbären „mit einem dicken Kopf nach Hause“, erzählt Markus Flemming. Denn die Situation, in der sich der aktuelle deutsche Eishockeymeister befindet, ist auch für den Teampsychologen anspruchsvoll. Vor den beiden Heimspielen am Wochenende, am Freitag geht es gegen Bremerhaven (19.30 Uhr, MB-Arena), am Sonntag (14 Uhr) gegen Ingolstadt, rangieren die Berliner auf dem 14. Tabellenplatz in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Es läuft zurzeit alles schief, was schieflaufen kann auf dem Eis. Die Berliner verschenken jedes Wochenende Punkte, kassieren oft spät den Ausgleich, treffen immer wieder nur den Pfosten. Flemming, 16 Jahre lang schon bei den Berlinern dabei, redet von „Pech und unglücklichen Momenten“; es macht seine Aufgabe nicht einfacher. Denn trotz des dicken Kopfes auf dem Heimweg ist es seine Aufgabe, in der Kabine die Contenance und Kontrolle zu bewahren. „Da ist natürlich zurzeit fast jeder nach jedem Spiel enttäuscht.“

Wege aus der Krise sieht Flemming. Er sagt, es gehe nun darum, die „Herausforderung“ Abstiegskampf zu akzeptieren und genauso anzunehmen wie den Kampf und den Titel in den jüngsten zwei Jahren. Und „die äußeren, meist negativen Faktoren“ sollten dabei nicht zu viel Raum einnehmen. Das heißt, wer jeden Tag fünf Mal auf die Tabelle schielt, spielt sicher nicht besser beim nächsten Spiel.

Natürlich seien da auch Menschen im Umfeld unzufrieden, sagt Teampsychologe Flemming

Es gehe darum, aus den „positiven Faktoren Energie zu ziehen“, sagt der Psychologe und hat einen Aspekt parat. Die Fans etwa, die lassen ihre Eisbären bisher nicht im Stich, beim unglücklich verlorenen Auswärtsspiel am Sonntag in Frankfurt waren 1500 dabei, bei den Heimspielen ist die Mercedes-Benz-Arena noch immer gut gefüllt. „Es gibt Menschen, die nun unzufrieden sind, das ist klar“, sagt Flemming.

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Seit acht Spielen gab es in der Liga keinen Drei-Punkte-Sieg mehr für die Berliner.

„Aber was ich bei den Eisbären immer noch an positiver Unterstützung erlebe, das habe ich früher selbst als Spieler in so einer Situation auch anders erlebt“, sagt Flemming, der bis 1999 bei sieben verschiedenen Klubs als Torwart in erster und zweiter Liga aktiv war. Die „Signale der Fans“ würden den Eisbären-Profis jetzt helfen können. „Das ist ganz viel wert.“

Gute Signale, gute Aussichten auf einen Dreier? Wann gibt es denn nun endlich mal wieder drei Punkte für die Eisbären? „Ich glaube zu hundert Prozent daran, dass wir die Fähigkeit haben, aus der Situation herauszukommen“, sagt Flemming. Ist eher nicht das knackige „Bremerhaven-hauen-wir-weg-was-sonst“-Statement.

Was sagt dann Serge Aubin vor dem Spiel am Freitag? „Ich glaube, dass wir als Team jetzt die Kurve kriegen. Da baut sich was auf. Hoffentlich treffen wir besser“, spricht der Trainer. Hm. Es gab schon härtete Kampfansagen in der weiten Welt des Sports, aber vielleicht finden die Eisbären ja ihren eigenen Weg aus der Krise.

Vielleicht hilft auch der Gedanke an das letzte Spiel gegen die Fischtown Pinguins: Das war am 4. November in Berlin. 4:3 siegten die Eisbären seinerzeit. Es war ihr bis dato letzter Drei-Punkte-Erfolg, seit acht Spielen warten sie nun vergeblich darauf.

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