Formaufbau im Schlamm: Caterina Granz liebt den Kampf um die Platzierung

Am Sonntag wird es wieder eine Quälerei. Über acht Kilometer geht es in höchstem Tempo bei kühlen Temperaturen durch Gras, Dreck und auch Matsch im La Mandria Park nahe Turin, einem Ort, wo sich auch einige Wildschweine tummeln. Caterina Granz freut sich schon darauf. „Der Reiz des Crosslaufs liegt in seiner Unberechenbarkeit“, sagt die Sportlerin von der LG Nord. „Mal rennt man durch den Schlamm, mal auf einen kleinen Hügel.“

Die Mittelstreckenläuferin aus Berlin nimmt an den Cross-Europameisterschaften in Italien teil (Beginn des Frauenlaufs am Sonntag um 12.30/ live auf allathletics.tv). Crossläufe sind eine spezielle Variante des Laufsports. die gerade im Breitensport immer beliebter wird. Beim Crosslauf steht nicht die Zeit im Vordergrund, sie spielt sogar fast gar keine Rolle. Es geht um die Platzierung, um den Kampf Frau gegen Frau oder Mann gegen Mann. Granz mag das. „Man ist nicht in diesem Zeit-Korsett wie beim Bahnlaufen gefangen, wo der Fokus auf den Rundenzeiten liegt“, sagt sie. „Das ist schön.“

Für das Rennen am Wochenende hat Granz sich eine Platzierung in den Top 15 vorgenommen. Doch das wird schwer. Ihre Paradedisziplin sind die 1500 Meter. Die Strecke im La Mandria Park ist acht Kilometer lang. Hinzu kommt die starke Konkurrenz. Allein aus Deutschland sind mit Konstanze Klosterhalfen, Alina Reh und Hanna Klein schon drei europäische Spitzenläuferinnen dabei. Sie alle wollen sich mit den harten Crossläufen in Schuss bringen für die kommende Saison.

Für den Formaufbau gibt es kaum einen besseren Wettbewerb als den Crosslauf. „Die Läufe sind hart, sie beanspruchen die Kraftausdauer extrem“, sagt Granz. „Oft hat man das Gefühl, dass man gar nicht mehr kann. Man muss sich richtig durchbeißen.“

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Für das Rennen am Wochenende hat Granz sich eine Platzierung in den Top 15 vorgenommen. 

Die 28-Jährige hat sich für die kommende Saison viel vorgenommen, nachdem das Jahr 2022 für enttäuschend verlaufen ist. Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in München konnte sie wegen vorangegangener Achillessehnenbeschwerden nicht mitmachen. Längst aber ist sie wieder beschwerdefrei. Im Oktober war sie zum Höhentraining in den USA, nun also steht die Cross-Saison an.

Granz möchte den Leistungssport noch bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris zu betreiben. „Danach ist offen, wie es weitergeht“, sagt sie. Die Berlinerin studiert Psychologie an der Freien Universität. Den Leistungssport betrachtet sie nicht als Hindernis für ihre weitere berufliche Laufbahn. Granz macht beides gerne. Sie ist der Überzeugung, dass gerade die Verbindung von Studium und Sport sie weiterbringt.

Zum Sport ist sie eher unfreiwillig gekommen. In ihrer Kindheit spielte sie leidenschaftlich gerne Tennis. Den Trainern fiel früh auf, dass das Mädchen partout nicht müde wurde. Auch bei Schulmeisterschaften rannte sie den anderen davon. Das Cross-Finale der Berliner Schulen gewann sie, ohne dafür extra trainiert zu haben. Zur Leichtathletik musste sie aber recht lange überredet werden. Granz ist das, was man gemeinhin als Naturtalent bezeichnet. Am Sonntag will sie ihre Gabe auf dem matschigen Untergrund des La Mandria Parks vorführen.

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