Sieben Stunden weniger Programm?: Sorge um Kulturradio des Bayerischen Rundfunks
Die Nachricht scheint sich nahtlos einzureihen: Nachdem der Hessische Rundfunk im Kulturprogramm die Wortbeiträge verringert hat, strich der WDR seine „Buchtipps“, es folgte eine populärere Ausgestaltung der RBB-Kulturwelle, zudem sind gerade Überlegungen bekannt geworden, die ARD-Kulturwellen im Abendprogramm zur Einheits-Sparwelle zusammenzufassen. Und nun will der Bayerische Rundfunk sein über die Landesgrenzen hinweg hoch geschätztes Kulturprogramm ausdünnen, befürchtet der PEN Berlin, der „entschieden“ dagegen protestiert.
Vorausgegangen war ein Bericht der Münchener „Abendzeitung“. Demnach stehen die Formate „kulturWelt“, „Diwan: Das Büchermagazin“, „Kulturjournal: Kritik Dialog Essay“, „Nachtstudio“, „radioTexte – die Lesungen“ und Hörspiele in Eigenproduktion auf der Streichliste. Einem inoffiziellen Schreiben zufolge sollen insgesamt sieben Stunden Kulturprogramm wöchentlich gestrichen werden. „Kultur solle zum reinen Nischenprodukt werden“, argwöhnen Kritiker dieser Planungen senderintern.
Das freie Wort gerät noch weiter unter Druck, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mehr, wie es seine verfassungsmäßige Aufgabe ist, seinem Bildungsauftrag nachkommt.
PEN Berlin
Für den PEN Berlin beschädigen diese Streichungen von Hörspiel- und Radioessayproduktionen sowie von Rezensionen und Interviews einerseits „die ohnehin oft prekäre Lebensgrundlage unserer Mitglieder“. Zudem stellt der 2022 unter anderem von Deniz Yücel gegründete Berliner Verband fest: „Das freie Wort gerät noch weiter unter Druck, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mehr, wie es seine verfassungsmäßige Aufgabe ist, seinem Bildungsauftrag nachkommt.“
Der Sender bestätigt, dass in den Sendergremien derzeit über Reformpläne beraten werde, die im zweiten Quartal 2024 umgesetzt werden sollen. Allerdings gehe es nicht um Kürzungen, sondern um die Zukunftssicherung der Welle Bayern 2 und um die Transformation des Kulturangebots ins Digitale. Dies habe eine Reform des Programmschemas zur Folge, so ein Sprecher gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Dazu gehöre, dass Beiträge verstärkt zuerst für die Mediatheken produziert werden. „Es werden aber weiterhin Ressourcen in die Kultur im Umfang wie jetzt fließen.“
Unbegründet sind die Sorgen indes nicht. Einzelne Sendungen könnten durchaus umbenannt werden, wird eingeräumt. Reichlich unkonkret heißt es: „Alle Stärken von Bayern 2 bleiben selbstverständlich erhalten – Hörspiele, Lesungen und Rezensionen genauso wie Debattenbeiträge oder Essays.“ (mit epd)