60 Punkte, 21 Rebounds, 10 Assists: Luke Doncic zaubert sich in die NBA-Geschichtsbücher
Gebannt verfolgte Dirk Nowitzki auf der Tribüne, wie Luka Doncic ihm an einem Basketballabend für die Geschichtsbücher den nächsten Rekord entriss. „Ich bin höllisch müde, ich brauche ein Erholungsbier“, sagte der Slowene Doncic nach seinen 60 Punkten, 21 Rebounds und 10 Assists gegen die New York Knicks. Die Vorstellung des 23-Jährigen am Dienstag (Ortszeit) beim 126:121 (55:63) war derart unfassbar, dass sich die Helden aus der stärksten Liga der Welt reihenweise vor dem Ausnahmekönner verneigten.
„Es wird bald noch eine Statue in Dallas geben“, twitterte der 15-malige All-Star Kevin Garnett in Anlehnung an ein Ereignis erst zwei Tage zuvor. Da war gerade ein riesiges Monument für Nowitzki vor der Spielstätte der Mavericks enthüllt worden, um den Helden des Klubs zu Ehren.
Der Deutsche, mittlerweile 44 Jahre alt, hatte mit den Texanern 2011 die NBA-Meisterschaft gewonnen und mit der legendären Nummer 41 auf dem Rücken durch Kampf, Leidenschaft und Hingabe von 1999 bis 2019 geglänzt wie kein Zweiter.
Doch längst gibt es sportlich einen Nachfolger für den Würzburger. Doncic werkelt nicht erst seit diesem Abend an seinem eigenen Denkmal. „So etwas habe ich noch niemals gesehen“, schwärmte Mavericks-Besitzer Mark Cuban anschließend über die Leistung seines Stars, der den Heimsieg am Ende weitestgehend alleine perfekt machte.
Er ist zum Gesicht und Herz der Mannschaft geworden. Nowitzki äußerte sich nach der Schlusssirene nicht, war auf Video-Aufnahmen aber in der Arena zu sehen. Die alte Klub-Bestmarke für die meisten Punkte in einem Spiel hatte er zuvor im Dezember 2004 mit 53 Zählern aufgestellt.
Doncic schaffte als erster Mavericks-Spieler nun schon zum dritten Mal mehr als 50 Punkte, zudem ist er der erste NBA-Profi überhaupt mit Werten von 60, 20 und 10 in den wichtigsten statistischen Kategorien. „Unwirklich“, kommentierte die spanische Legende Pau Gasol den Auftritt, Indiana-Pacers-Legende Reggie Miller nannte es einfach „Lukas Magie“.
Weil der in Ljubljana geborene Doncic bereits seit 2018 in der NBA unter Vertrag steht, wird oft sein junges Alter vergessen. Mit seinen 2,01 Metern und etwas mehr als 100 Kilogramm Körpergewicht ist er nur schwer zu verteidigen, auch wenn er längst nicht so austrainiert wirkt wie viele seiner Gegenspieler.
2017 wurde er mit dem kleinen Slowenien sensationell Europameister und im Jahr darauf war er im Alter von nur 19 Jahren der dominierende Spieler beim Euroleague-Triumph von Real Madrid. In Tokio führte er sein Land im vergangenen Jahr als Anführer fast bis ins Olympia-Endspiel. Ein Punkt fehlte im Halbfinale gegen Frankreich, am Ende gab es den vierten Platz.
Doncic hat beste Argumente für die All-Star-Wahl
Den Mavs gelang nun gegen die Knicks ein furioses Comeback im vierten Viertel: Bei 33 noch verbleibenden Sekunden auf der Uhr lagen die Gastgeber mit neun Zählern zurück, retteten sich aber noch in die Verlängerung.
In den Schlusssekunden ging Doncic bei einem Drei-Punkte-Rückstand an die Freiwurflinie. Der Aufbauspieler traf den ersten Versuch, vergab absichtlich den zweiten, holte sich den Rebound und traf in der Luft zum Ausgleich. „Ich hatte ein bisschen Glück“, sagte er bescheiden: „Das ist ein großartiger Teamerfolg.“
In der Verlängerung setzten sich die Mavs dank eines 10:3-Laufs ab und krönte eine der spektakulärsten Aufholjagden in der NBA. „Die Geschichte des Spiels wird von den Spielern geschrieben – und heute hat sie ein neues Kapitel bekommen“, sagte Mavs-Coach Jason Kidd, ein ehemaliger Mitspieler von Nowitzki. „Für einen Spieler wie Luka ist es echt schwer, etwas zu erreichen, das noch niemandem vor ihm gelang.“ Doch genau das sei gelungen.
Bei der Rückkehr in die Kabine nach einem langen Arbeitstag mit 47:09 Minuten Spielzeit wurde Doncic von seinen jubelnden Teamkollegen euphorisch empfangen und mit Wasser übergossen. Dem Ausnahmekönner selbst schien das fast schon unangenehm, während er für die All-Star-Wahl neue Argumente lieferte. Bis zum 21. Januar können noch Stimmen abgegeben werden. Bei Twitter hatten die Mavericks schon vor einer Woche eine Aufforderung an ihre Fans geschickt: „Ihr wisst, was zu tun ist.“ (dpa)
Zur Startseite