Verpatzter Saisonstart: Eisbären setzen auf frische Gesichter für die Aufholjagd

Die Aussichten auf den kommenden Spieltag könnten aus Sicht der Eisbären besser kaum sein. Die Berliner bekommen es am Dienstag (18 Uhr, Magentasport) auf fremdem Eis mit den Kölner Haien zu tun, die sich in letzter Zeit als eine Art Lieblingsgegner herauskristallisiert haben. Inklusive des 7:3 im ersten Aufeinandertreffen dieser Saison steht nach den fünf vergangenen Hauptrunden-Duellen dieser Mannschaften eine Torbilanz von 24:9 aus Sicht des Deutschen Meisters. In der vergangenen Play-off-Viertelfinalserie waren die Rheinländer ebenfalls chancenlos, ihnen gelangen nur zwei Treffer in den drei Partien der K.-o.-Runde.

Trotz dieser Vorgeschichte gehen die Berliner nicht favorisiert in das erste von drei Spielen vor der Deutschland-Cup-Pause. Die Leistungen in dieser Saison unterliegen extremen Schwankungen, die es in dieser Form noch nie gab, seitdem Serge Aubin die Mannschaft 2019 als Cheftrainer übernommen hat. Auf Mutmacher folgen meist schlimme Rückschläge. Nach 15 Spielen und somit etwas mehr als einem Viertel dieser Spielzeit stehen die Eisbären auf Platz 13 und somit nur einen Platz vor der Abstiegszone.

Schon zu Saisonbeginn machte sich Aubin keine Illusionen, wie schwer es seine Mannschaft haben würde, nach zwei Titeln erneut den Maßstab in der DEL darzustellen. „Wir müssen hart arbeiten, um oben mit dabei zu sein und unsere Fähigkeiten nachweisen, wenn es gefordert ist“, hatte der Kanadier dem Tagesspiegel im September gesagt. Diese Fähigkeiten blieben bislang zu oft im Verborgenen. Es fehlt an Konstanz und dem zugrundeliegenden Selbstvertrauen.

Es kostet Kraft, wenn du alle zwei, drei Tage spielst und dir wichtige Leute fehlen.

Sportdirektor Stéphane Richer

Das hat bestimmt mit dem Umstand zu tun, dass die Berliner mehr Ausfälle zu kompensieren haben als in den vergangenen Jahren bei einem prallen Spielplan. Zwölf Pflichtspiele waren im Oktober zu bestreiten, zudem das Showmatch gegen die San José Sharks. „Wir haben nicht gut gespielt“, sagt Sportdirektor Stéphane Richer, „aber es kostet Kraft, wenn du alle zwei, drei Tage spielst und dir wichtige Leute fehlen.“ Entsprechend gut tat das spielfreie Wochenende nach dem 5:2-Sieg in Bietigheim. „Meine Spieler sahen nach den Tagen sehr viel besser aus“, frohlockt Aubin.

Personelle Entlastung ist zudem in Sicht. Brendan Guhle, der als Nachfolger von Kai Wissmann eigentlich eine wichtige Rolle spielen soll, wegen einer Gehirnerschütterung aber noch keine DEL-Sekunde spielen konnte, steht zumindest auf dem Eis, auch wenn er noch Zeit benötigen wird. Yannick Veilleux, der seit dem vergangenen Play-off-Halbfinale gegen die Adler Mannheim zuschauen musste, steht hingegen kurz vor seinem Comeback. Auch Marco Nowak, der sich im Spiel gegen San José am Nacken verletzt hatte, ist demnächst wieder eine Option.

Damit sind die bisherigen Probleme nicht automatisch behoben, dennoch sind die Sorgen etwas geringer, eine funktionierende Mannschaft aufs Eis schicken zu können. Denn gerade in der Defensive lief es zuletzt unrund. 49 Gegentreffer kassierten die Eisbären in 15 Spielen, das sind 14 mehr als zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison. Einzig beim 3:1 in Ingolstadt am 7. Oktober gelang eine derart solide Defensivarbeit, dass nur einmal der Puck im eigenen Tor lag. „Die Spieler müssen auch damit umgehen, dass unsere Gegner immer bereit sind, wenn sie gegen uns spielen“, sagt Richer. „Wir haben in den letzten drei Jahren richtig gutes Eishockey gespielt.“

Dass der Saisonstart so schleppend verlief, lag auch daran, dass einige neu verpflichtete Spieler sich noch schwer tun, ihre Rolle zu finden. Bei Mittelstürmer Alexandre Grenier gelang die Eingewöhnung recht schnell, auch Verteidiger Julian Melchiori hat sich in das Berliner System inzwischen gut eingefunden. Gerade Marcel Barinka oder Jan Nijenhuis, die Druck auf die etablierten Stürmer ausüben sollen, geben noch Rätsel auf. Peter Regin hat neben einigen Wehwehchen damit zu tun, seinen Platz zu finden.

Die Lücke, die frühere Leistungsträger wie Wissmann, Frans Nielsen, Blaine Byron und Mathias Niederberger hinterlassen haben, ist schwer zu schließen. „Es ist noch viel Eishockey zu spielen in dieser Saison“, sagt Richer trotzig. Er setzt darauf, dass die Eisbären eine Entwicklung nehmen wie in den letzten Jahren, als die Form immer besser wurde, je näher die Play-offs rückten. Zunächst mal geht es darum, den nach wie vor erfreulichen Trend gegen Köln zu bewahren.

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