Horrorfilme wie „Halloween Ends“: Wie mit Blut und Gemetzel sehr viel Geld verdient wird
Viele Kinosäle sind derzeit leer. Es fehlt an Filmen, die Menschen aus dem Haus und vor die Leinwand locken. Da kann die Kinobranche noch so sehr beschwören, dass es um das Gemeinschaftserlebnis oder um bequeme Sitze gehe. Für ein volles Haus braucht es Filme, die Menschen anziehen – zum Beispiel blutige Geschichten über unbarmherzige, dämonische Serienkiller, die Babysitter töten.
Am 13. Oktober startet „Halloween Ends“ in den Kinos. Der Killer in diesem Film heißt Michael Myers, trägt eine weiße Maske und ist dermaßen populär, dass sein Name und furchterregendes Antlitz vielen bekannt ist, selbst wenn sie noch keinen Film der Reihe gesehen haben. Das erfolgreiche Franchise begann 1978 und hat inzwischen 13 Teile. Horror ohne Ende, obwohl der Filmtitel „Halloween Ends“ was anderes verspricht.
Aber dass man der Ankündigung eines Endes nicht trauen darf, wissen Zuschauer:innen von Horrorfilmen seit 1984. Damals kam „Freitag der 13. – Das letzte Kapitel“ in die Kinos, mit dem Michael-Myers-Abklatsch Jason in der Hauptrolle, einem anderen Killer mit weißer Maske – der sich mit seiner Machete nach „Das letzte Kapitel“ durch acht weitere Horrorfilme metzelte. Für die Kinos lohnen sich die fiktiven Blutbäder, wie es auch der vergangenes Wochenende in Deutschland erfolgreichste Film unter Beweis stellt.
Horror dominiert die deutschen Kino-Charts
Der erfolgreichste Film nach Umsatz war vergangenes Wochenende nicht die Aufarbeitung der Relotius-Affäre „Tausend Zeilen“ mit Elyas M’Barek oder die Komödie „Ticket ins Paradies“ mit Julia Roberts und George Clooney. Die Spitzenposition ging stattdessen an „Smile“, einen Horror-Schocker über eine dämonische Macht, die sich ihrem nächsten Opfer breit und diabolisch grinsend nähert, bevor sie tödlich zuschlägt.
Der Horrorfilm „Smile“ läuft auch in den USA sehr erfolgreich in den Kinos. In Deutschland gelang ihm sogar das selten erreichte Kunststück, die Zahl der verkauften Tickets am zweiten Wochenende zu verdoppeln. Normalerweise nimmt die Besucherzahl eines Films ab, nicht zu.
Menschen gehen also ins Kino, um sich zu gruseln und zu erschrecken. Dass Horrorfilme aber ein gutes Geschäftsmodell sind, hat auch damit zu tun, dass sie so wenig kosten.
Horrorfilme sind kein riskantes Geschäft
Der nach Umsatz und ohne Berücksichtigung der Inflation erfolgreichste Film überhaupt ist „Avatar“. Weltweit hat das Sci-Fi-Epos inzwischen mehr als 2,9 Milliarden US-Dollar eingespielt. Doch effektlastige Filme wie „Avatar“, „Star Wars“ oder die Marvel-Abenteuer sind sehr teuer in der Herstellung. Entsprechend groß ist das Risiko für die Geldgeber: Ein Hit kann für die beteiligten Studios große Gewinne bedeuten, ein Flop dagegen kann die komplette Existenz gefährden.
Horrorfilme wie „Halloween Ends“, „Smile“ oder die neue Verfilmung von Stephen Kings Gruselclown-Roman „Es“ haben vergleichswiese bescheidene Produktionsbudgets. Zum Vergleich: „Avatar“ soll alleine in der Produktion mehr als 230 Millionen US-Dollar gekostet haben (plus Budget für die Werbung). Horrorfilme auf der anderen Seite liegen meist in der groben Preisspanne von fünf bis 30 Millionen Dollar.
Der „Halloween“-Film von 2018 soll in der Produktion zehn Millionen US-Dollar gekostet haben, weltweit spielte er in den Kinos gut 255 Millionen ein – etwa das 25-fache seiner Produktionskosten. „Avatar“ kommt nur auf den Faktor 13.
Bei Horrorfilmen wird clever gerechnet
Die neuen „Halloween“-Filme entstehen unter Beteiligung des Filmstudios Blumhouse. Diese US-Firma gilt in Hollywood als Nummer-1-Adresse für günstig produzierten Horror mit Hit-Wahrscheinlichkeit – und deckt dabei von Slashern wie „Halloween“ über Geister-Grusel wie „Paranormal Activity“ bis hin zum oscarprämierten Horrorfilm mit sozialer Botschaft – „Get Out“ – eine breite Palette des vielseitigen Genres ab.
Der umtriebige Chef von Blumhouse, der Produzent Jason Blum, arbeitet mit einer bewährten Methode: Er produziert seine Filme günstig und in großer Zahl. Wird einer der Filme zum Hit, ist der Profit groß. Sollte er floppen, ist das nicht so schlimm – er war ja nicht teuer und Blum hat genug andere Eisen im Höllenfeuer des Horror-Marktes.
Bei Blumhouse weiß man sehr genau, wie man kostengünstig produziert. Gedreht wird an möglichst wenigen Orten oder Sets, weswegen viele Horrorfilme einen großen Teil ihrer Laufzeit in ein und demselben Spukhaus spielen. Teure Stars werden nicht verpflichtet, das überlässt man einem Konzern wie Disney, der Johnny Depp für „Fluch der Karibik 4“ auf dem Karrierehöhepunkt 55 Millionen US-Dollar gezahlt haben soll. Das sind ungefähr die Produktionskosten der kompletten neuen „Halloween“-Trilogie aus „Halloween“ (2018), „Halloween Kills“ und „Halloween Ends“.
Außerdem bekommen die Schauspieler:innen bei Blumhouse sogenannte Back-end-Verträge: Für ihre Arbeit werden sie vor Kinostart vergleichsweise gering vergütet, aber sie profitieren an den Einnahmen, sofern ihr Film ein Hit wird. Das senkt das Risiko auf Seiten von Blumhouse.
Auch die Filmkunst kann profitieren
Übrigens kann auch die Filmkunst von diesem Geschäftsmodell profitieren. Regisseur:innen sollen bei Blumhouse-Horrorfilmen eine vergleichsweise große kreative Freiheit haben, heißt es, da der finanzielle Druck, einen Hit zu produzieren, nicht so groß ist.
Während teure Studiofilme aus Angst vor einem kostspieligen Flop dem Massengeschmack des Publikums angepasst werden, präsentiert das Horrorgenre neben Blut und Gemetzel auch immer wieder die eine oder andere clevere, schräge oder kluge Idee, die bei Disney, Warner und Co. nicht möglich ist.
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