Trainer Jaron Siewert ist schon wieder voll drin
Endlich mal eine richtige Vorbereitung. Seit dem Jaron Siewert Trainer bei den Füchsen ist, war die Sommerpause entweder durch Corona geprägt oder mit den Olympischen Spielen für viele seiner Spieler quasi nicht existent. In den Wintern sorgten Welt- und Europameisterschaft für verkürzte Ruhephasen. In diesem Jahr aber konnte er seiner Mannschaft fünf Wochen frei geben und hat jetzt noch immer genügend Zeit, um sie für den Ligastart Anfang September zu präparieren.
„Die Vorfreude auf das, was jetzt kommt, ist groß. Ich bin da schon voll drin”, sagt Siewert, der nicht ganz so viel Ruhe über die warme Jahreszeit hatte wie seine Spieler. Nach dem abschließenden Bundesligaspiel am 14. Juni stand für ihn noch eine eingehende Analyse der Saison bevor, gleichermaßen begann der Start in die neue Spielzeit für den 27-Jährigen bereits vor der Zusammenkunft der Handballer in der vergangenen Woche. Schließlich gibt es viel zu tun, auch eine Vorbereitung muss vorbereitet werden.
Nun gilt es zum einen die drei externen Neuzugänge Max Darj, Mathias Gidsel und Viktor Kireev in die Mannschaft und die bestechenden Mechanismen zu integrieren, zum anderen soll die Spielphilosophie weiter perfektioniert werden. Gleichzeitig werden auch die Regeländerungen im Handball ein Thema werden, von denen sich die Verbände – besonders durch die Erweiterung der Anwurfzone – eine noch schnellere Mitte und mehr Tempo im Spiel erhoffen. „Das bietet neue Möglichkeiten für uns, aber wir müssen uns auch darauf vorbereiten, was sich die Trainerkollegen überlegen”, sagt Siewert, der schon einige Ideen hat, wo er diesbezüglich ansetzen möchte.
Aufbauen können die Berliner dabei auf ihrer zuletzt größtenteils überzeugenden Defensive und dem daraus resultierenden, effizienten Konterspiel. „Wir haben viele positive Dinge, die wir aus der letzten Saison mitnehmen können. Doch das Thema Fehler und Ballverluste ist weiter existent”, weiß der Trainer, der die Schwächephasen allerdings auch an der erhöhten Belastung seiner Spieler durch einen verletzungsbedingt verschlankten Kader ausmachen konnte.
Im Positionsangriff analysiert Siewert eine Entwicklung zum flüssigeren und variantenreicheren Spiel, sieht jedoch in puncto Timing, Abstimmung und Nutzung der Spielfeldbreite weiter Luft nach oben. „Da können wir für unsere Gegner noch unberechenbarer werden”, sagt Siewert. Mit einem Toreschnitt um die 30 Treffer pro Spiel und einer Wurfquote von 67,1 Prozent gehört seine Mannschaft auf jeden Fall zum oberen Ligabereich. „Aber das Delta zwischen Wurfquote und Angriffseffektivität ist eben noch einen Tick zu groß“, erklärt Siewert.
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Die Statistiken seines Teams kennt der für seine Detailverliebtheit bekannte Coach aus dem Effeff. Sowohl jene, die die Liga durch ihre neuerdings zunehmend erhobenen Daten anbietet, als auch die, die vereinsintern ermittelt wurden. „Als Hauptanalysemittel nehme ich aber die statistischen Werte, die wir selbst erheben. Damit arbeiten wir, davon leiten wir Entscheidungen ab”, sagt Siewert, der sich mit seinem Co-Trainer Max Rinderle einen genauen Überblick darüber verschafft hat, welcher Spieler von welcher Position aus am besten trifft, wer wie an der Treffervorbereitung beteiligt ist und wer wann welche Fehler beziehungsweise Strafen produziert.
„Ich verlasse mich da lieber auf meine eigenen Zahlen. Zumal man ja immer wissen muss, wie die Dinge ausgewertet wurden. Aber Sachen wie der Handball Performance Index sind an sich ein cooles Tool für die Zuschauer, die von der Liga angeboten werden”, sagt Siewert.
Die Füchse sind in dieser Woche im Trainingslager in Lübbenau
Die Theorie ist unterdessen nur eine der vielen Facetten, die in der Vorbereitung eine Rolle spielen. Nicht ohne Grund zählt die Phase, in der die körperlichen Grundlagen für die Spielzeit gelegt werden sollen und das Wort „Laktatwert” nicht unbedingt zum Freund einiger Spieler wird, bei kaum einem Handballer zu den Highlights. Im Trainingslager in Lübbenau in dieser Woche dürfen sich die Spieler daher trotz des Sommerwetter weniger auf die Wasserrutsche in den Spreewelten freuen als auf jede Menge Kraft- und Athletikeinheiten.
„Das können die Spieler gerne nach dem Training machen. Aber wir wollen jetzt für Kopf und Körper richtig loslegen” sagt Siewert, der sich nach dem dritten Platz in der Bundesliga im Vorjahr erneut steigern möchte. „Wir wollen in dieser Saison wieder angreifen und ich würde mich freuen, wenn wir am Ende etwas Handfestes mitnehmen können”. Ein Grund mehr für den Trainer, die sechseinhalb Wochen Vorbereitung so gut wie möglich zu nutzen.