DFB lässt trans und nicht-binäre Menschen entscheiden, in welcher Kategorie sie spielen wollen

Es ist eine Entscheidung mit Signalwirkung: Zukünftig können trans, inter und nicht-binäre Personen selbst entscheiden, in welchem Fußball-Team sie spielen möchten. Das gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag bekannt.

Die neue Regelung, die zur kommenden Spielzeit in Kraft tritt und für den Amateur- und Jugendbereich gilt, sieht vor, dass Spieler*innen mit dem Personenstandseintrag „divers“ oder „ohne Angabe“ selbst entscheiden können, welche Spielberechtigung ihnen erteilt wird.

Sie gilt auch für trans Personen, „die nun zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt wechseln können oder zunächst in dem Team bleiben, in dem sie bisher gespielt haben“.

Bisher entschied der Personenstand über die Erteilung der Spielberechtigung, sodass ein Wechsel für trans Menschen mit großen bürokratischen Hürden verbunden war. Eine Regelung für Personen mit dem Geschlechtseintrag „divers“ oder „ohne Angabe“ gab es nicht. Der Berliner Fußballverband hatte bereits 2019 als erster Landesverband eine entsprechende Regelung eingeführt.

Diese werde seither erfolgreich in der Praxis umgesetzt, hieß es von Seiten des DFB, und die Erfahrungen hätten gezeigt: „Die Wettbewerbsintegrität wird dadurch nicht gefährdet. Schließlich haben alle Menschen unterschiedliche körperliche Stärken und Fähigkeiten, die nur gemeinsam im Team zum Erfolg führen, unabhängig vom Geschlecht.“

„Ein wichtiger Schritt Richtung Selbstbestimmung“

Christian Rudolph, Mitglied beim Lesben- und Schwulenverband und Leiter der Anlaufstelle für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt beim DFB, begrüßt die Regelung: „Es ist so wichtig, dass der DFB diese Hürde genommen hat. Besonders der Amateurfußball muss für alle da sein.“ Es sei ein langjähriger Prozess gewesen und jetzt bräuchte es weitere Aufklärung und Unterstützung. „Aber das ist ein wichtiger Schritt Richtung Selbstbestimmung.“

Auch Sven Lehmann, Queerbeauftragter der Bundesregierung, schrieb: „Damit unterstreicht der DFB seine Bemühungen um Akzeptanz und Teilhabe von LGBTIQ. Mit der neuen Regelung kann er seine Vorbildfunktion unter Beweis stellen. Jeder Mensch soll diskriminierungsfrei Fußball spielen können.“

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Cristin Gießler, die bei der Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene Soziale Arbeit (KoFaS) arbeitet und das Projekt “Vielfalt im Stadion – Zugang, Schutz und Teilhabe” leitet, betont außerdem: “Dahinter steht ein längerer Prozess, in den der DFB auch trans* Spieler*innen und queere Aktivist*innen eingebunden hat. Dass die Änderungen mit den Personen erarbeitet wurden, die es letztlich auch betrifft, ist aus meiner Sicht besonders hervorzuheben.”

Beim Schwimmen wurden die regeln verschärft. Das betrifft auch Lia Thomas.Foto: imago images/Icon SMI

Die neue Regelung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem trans, nicht binäre und inter Personen zunehmend aus internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden. Erst in dieser Woche beschloss der Internationale Schwimmverband eine neue Regelung nach der trans Frauen nur noch bei den Frauen antreten dürfen, wenn sie geschlechtsangleichende Maßnahmen bis zum Alter von zwölf Jahren abgeschlossen haben.

Neben der neuen Regelung soll es zukünftig eine „offene Kategorie“ geben, damit werden trans Frauen faktisch zukünftig von vielen wichtigen Wettbewerben ausgeschlossen.

Auch der Radsport verschärft die Regeln

Wissenschaftliche Studien haben indes längst gezeigt, dass Athletinnen mit höherem Testosteronlevel nicht per se einen Vorteil haben. Doch obwohl sich vermeintliche Vorteile nicht belegen lassen, gab es in der Vergangenheit immer wieder Versuche trans Frauen aus Frauenteams auszuschließen, auch im Radsport.

Dort verschärfte der Weltverband erst kürzlich die Teilnahmebedingungen für trans Frauen, indem er den maximalen Wert für den Testosteronspiegel von fünf Nanomol pro Liter auf 2,5 senkte und die zeitliche Frist, in der dieser Wert nicht überschritten werden darf, von zwölf auf 24 Monate verlängerte.

Umso wichtiger sei der Vorstoß des DFB, findet die Aktivistin Julia Monro, die an der Ausarbeitung der neuen Regelung beteiligt war. „Nach all den Repressalien, die trans Personen im Sport erfahren, wie beispielsweise im Schwimmen, ist es ein Meilenstein, dass der DFB ein klares Statement setzt.“ Sie freue sich riesig an dem Prozess teilhaben zu dürfen und hofft auf „ähnlich wertschätzende Maßnahmen auf Ebene der Uefa oder der Fifa“.