Eisbären verlieren gegen München nach Verlängerung
Wenn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gespielt wird und in der Halle etwas außer Musik zu hören ist, dann kann das dieser Tage nur in Berlin sein. Dort machten am Freitagabend in Mercedes-Benz-Arena 2000 Menschen ziemlich viel Radau, bei einem Spiel der Eisbären gegen RB München, das zumindest von der Ansetzung in seligen Zeiten – also vor dem Frühjahr 2020 – noch etwas hergemacht hätte. Aber momentan sagen ja weder Tabellenplatz noch nominelle Kaderstärke etwas aus über die tatsächliche Stärke der Mannschaften in der Liga.
Der Tabellenerste Eisbären war personell geschwächt, der einstige Serienmeister kam frisch aus der Quarantäne. Und trotzdem wurde, was lahm begann, dann doch ganz munter und wurde erst nach Verlängerung entschieden und da verloren die Berliner dann doch noch. 2:3 (1:2, 1:0, 0:0/0:1) hieß es am Ende aus Sicht der Gastgeber.
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Mancher Fan der Eisbären war am Freitagabend vielleicht noch etwas müde, weil sie oder eher in der Nacht zuvor das Debüt von Lukas Reichel in der National Hockey-League (NHL) verfolgt hatte. In jedem Fall sind sie in Berlin irre stolz darauf, dass es ihr nun 19-jähriger Ex-Stürmer in die finanziell am besten situierte Eishockey-Liga der Welt geschafft hat. Reichel kam beim 3:2 der Chicago Blackhawks nach Verlängerung zu 16 Minuten Einsatzzeit – und wenn er so weiter macht, werden ihn die Eishockeyfans in Berlin und in Deutschland wohl auf Jahre oder auch gar nicht mehr sehen.
Aber natürlich ist da ja jetzt auch die Chance in Berlin, in den kommenden Jahren mal ein ähnliches Talent wie Reichel herauszubringen. Zurzeit sind da die Eisbären aber nicht mehr so gesegnet, obwohl es aktuell an sich viel Eiszeit geben könnte für junge Spieler. Am Freitag traten die Eisbären mit einer Mannschaftsstärke auf, die an die frühen Neunziger in der höchsten Spielklasse erinnerte. Mit drei Sturmreihen und sieben Verteidigern mussten die Berliner aufs Eis – überflüssig zu sagen, dass das so ein Virus im Dauereinsatz Mitschuld daran trug. Drei Spieler fehlten den Eisbären deswegen, dazu kamen drei Verletzte.
Am Ende waren die Eisbären stark
Die Gäste aus München hingegen waren nach elftägiger Corona-Spielpause mal wieder am Start, mit ziemlich voller Kapelle und an sich auch von der ersten Minuten an turmhoch überlegen. Aber das nützte ihnen erst mal nüscht. Die Eisbären hielten mit viel Glück dagegen und kamen sogar durch ein Powerplaytor von Giovanni Fiore zur 1:0-Führung. Filip Varejcka, eines der jüngeren Talente aus München, glich zum 1:1 aus. Kurze Zeit später fiel das 1:2, Ben Smith traf für die Bayern, die nun das zähe Ding locker hätten schaukeln müssen.
Das erste Drittel hatte immerhin 41 Minuten gedauert, beide Tore der Gäste wurden erst nach dem Videobeweis gegeben. Die Pause nutzte Eisbären-Trainer Serge Aubin dann wohl zu einer kleinen Ansprache, denn danach trat sein kleines Team anders auf, kämpfte und zeigte endlich auch Körperspiel. Matt White traf im Powerplay zum 2:2; München hatte es versäumt, das Spiel früh zu entscheiden. Aber das war auch ganz gut so, denn nun gab es richtiges Eishockey zu sehen. Die Berliner, zuletzt mit eher holprigen Auftritten, weigerten sich einfach, müde zu wirken. Münchens Torwart, Vorgänger von Berlins Mathias Niederberger im Tor des Nationalteams, wurde ordentlich beschäftigt. Trotzdem fiel vor der Verlängerung kein Tor mehr.
Den entscheidenden Treffer gab es erst in der Verlängerung: Nach nur 17 Sekunden traf Ben Street zum Sieg für München. Die Eisbären wurden für ihren starken Einsatz also am Ende nur mit einem Punkt belohnt.