Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin: Unzeitgemäß und stolz darauf
In den acht Jahren, die Vladimir Jurowski jetzt schon an der Spitze des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin steht, hat er sich von einem in Fachkreisen geschätzten Dirigenten zu einem echten Weltstar der Klassik entwickelt.
Der 53-jährige Maestro ist außerdem eloquent und charismatisch – warum, fragt man sich, wirbt das RSB dann nicht mit seinem Konterfei, sondern mit putzigen Piktogrammen?
Dahinter steckt die Überzeugung, dass beim RSB stets das Werk im Mittelpunkt stehen soll, nicht die Interpreten. Dramaturg Steffen Georgi spricht sogar von „Ethos“. Überzeugen will man einzig und allein durch die Inhalte. Diese unzeitgemäße Haltung verteidigt das RSB mit trotzigem Stolz.

© Stefan Maria Rother
Weiter geht es mit Brahms
Bei der Präsentation der Saison 2025/26 im Fernsehzentrum des RBB geht es konsequenterweise vor allem um Ur- und Erstaufführungen zeitgenössischer Musik und um die Fortsetzung der Beschäftigung mit dem Romantiker Johannes Brahms, den der Chefdirigent selbstverständlich mit den Worten von Arnold Schönberg als einen „Modernen“ bezeichnet.
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Politische Botschaften
Wichtig sind Vladimir Jurowski außerdem Stücke mit politischer Botschaft, wie Schostakowitschs 11. Sinfonie. 1957 komponiert, schildert das Werk offiziell die gescheiterte russische Revolution 1905, eigentlich aber solidarisiert sich Schostakowitsch hier mit dem Volksaufstand in Ungarn, der im Jahr zuvor blutig niedergeschlagen worden war, wie Jurowski erklärt. Um dann hinzuzufügen: „Damit passt diese Sinfonie in unsere Zeit wie keine andere.“
Auch die Wahl von Christian Tetzlaff zum „Artist in residence“ harmoniert mit der Haltung des RSB. Denn er ist zweifellos der Ernsthafteste unter den international gefragten Geigenvirtuosen. Vor 26 Jahren haben sich Jurowski und Tetzlaff kennengelernt, als sie in Glasgow gemeinsam das Violinkonzert des Zwölftonkomponisten Alban Berg aufführten. Das ist die Augenhöhe, auf der sich diese beiden Künstler begegnen.