Überraschung bei der Nations League: Die deutschen Volleyballerinnen spielen sich nach oben

Es ist eine kleine Überraschung – nicht zuletzt für die deutschen Volleyballerinnen selbst. In der Nations League konnten sie sich in der vergangenen Woche ganze sechs Mal in acht Spielen durchsetzen. Eine starke Bilanz, mit der keiner so richtig gerechnet hatte. „Das haben wir nicht erwartet, wir sind sehr glücklich und ich bin sehr stolz auf unser Team“, sagte Außenangreiferin Hanna Orthmann. Zuletzt gewann ihr Team in teils hoch spannenden Duellen gegen Thailand, Japan und Korea. Nur gegen Brasilien musste es sich mit 1:3 geschlagen geben. „Es ist ein langes Turnier, da ist man mental etwas müde, aber es war wichtig, dass wir zurückkommen und ich bin glücklich, dass wir das geschafft haben“, sagte Orthmann.

Dass die Volleyballerinnen derart viele Erfolge verzeichnen können, war vor dem Turnier nicht absehbar. Den Spielerinnen blieben nur wenige Tage Zeit, um sich gemeinsam vorzubereiten und aufeinander einzustellen. Hinzu kamen einige Veränderungen im Kader. So beendete Diagonalangreiferin Kimberly Drewniok ihre Karriere beim Nationalteam und Neuzugänge wie Rita Maase und Antonia Stautz kamen hinzu. Doch trotz der kurzen Vorbereitungszeit macht das Team bereits einen geschlossenen Eindruck, wirkt hochmotiviert und hat Spaß auf dem Feld.

Mittlerweile ist es sogar Tradition, dass die Startaufstellung sich kreative Sprünge und Bewegungen einfallen lässt vor dem Spielbeginn. Zuspielerin Pia Kästner etwa reckt nacheinander beide Fäuste in die Luft und lässt sich von den Mitspielerinnen bejubeln. Und Hanna Orthmann imitiert Jennifer Lawrence in der Rolle der Katniss Everdeen aus dem Film „Die Tribute von Panem“, wenn ihr Name durch die Halle schallt. Die gute Stimmung im Team ist den Spielerinnen deutlich anzumerken und spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider: Lagen die Volleyballerinnen vor Beginn des Turniers noch auf Platz neun in der Weltrangliste, haben sie mittlerweile Rang sechs erreicht.

Dabei ist das Turnier mit großen Reisestrapazen verbunden: Die erste Woche der Nations League fand in Japan statt, die zweite Woche in Brasilien und als Nächstes geht es nach Südkorea. Zwischenzeitlich bleiben den Spielerinnen nur wenige Tage, um zu verschnaufen.

Männer setzen sich nur gegen Kanada durch

Die Spielwochen finden im Wechsel mit den Männern statt, die in diesem Jahr einen weniger glücklichen Start erwischt haben. In der ersten Woche, die in Kanada ausgerichtet wurde, verloren sie dreimal gegen Brasilien, Niederlande und die USA. Erst am Ende gelang ein Sieg gegen den Gastgeber – diesen Schwung wollen sie nun in die zweite Woche mitnehmen, die am Montag in Rotterdam startete.  „Unser größtes Problem in der ersten Woche war, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben, wenn wir mit vielen Punkten geführt haben“, sagte Bundestrainer Michal Winiarski. „Ich hoffe, das wird diese Woche besser.“

Nun stehen allerdings herausfordernde Spiele gegen internationale Spitzenteams wie Polen, Serbien und China auf dem Programm. Für die deutschen Volleyballer, die in der Weltrangliste derzeit auf Platz 16 stehen, ein großer Brocken. Die dritte Woche findet dann in den USA statt, wo die Mannschaft weiterhin auf Siege angewiesen ist, um sich doch noch für das Finalturnier im Juli zu qualifizieren, bei dem die besten acht Teams den Titel untereinander ausmachen. Dass zumindest die Frauen es bis dorthin schaffen, scheint durchaus denkbar.