„Zwischen Leichtigkeit und Leichtfertigkeit liegen manchmal nur Millimeter“
Ganz zufrieden war Stefan Kretzschmar nicht. Ja, seine Füchse hatten am Sonntag gegen N-Lübbecke zwei weitere Punkte mitnehmen können und bleiben damit in dieser Saison ungeschlagen. Andererseits sah der Vorstand Sport wieder einmal ein Spiel, bei dem es für die Berliner Handballer zwischenzeitlich unnötig eng wurde. „Ich bin hin und her gerissen“, sagte der 48-Jährige ein. Natürlich sei Lübbecke ein unangenehmer Gegner, aber auch einer, der sich momentan mit einigen Verletzungssorgen plagt. „Da hätte ich mir schon gewünscht, dass wir das Ding nicht erst in der 45. Minute zumachen, sondern schon wesentlich früher. Die Chancen dafür hatten wir.“
Wie bereits in den zwei vorherigen Begegnungen gegen Hannover und Toulouse fehlte dem Berliner Spielfilm allerdings die Stringenz. Phasen mit überhasteten Wurfbildern, Abstimmungsproblemen und technischen Fehlern verhinderten, dass die Füchse die Partie durchgängig dominierten, wenngleich das Ergebnis mit 30:22 letztlich deutlich war.
„Wir befreien uns aus der Stresssituation und haben die spielerische Qualität, um zu gewinnen“, sagte Kretzschmar, „doch die absolute Fokussierung fehlt manchmal, die extreme Ernsthaftigkeit gegenüber vermeintlich schwächeren Gegnern.“ Dabei ist dem ehemaligen Nationalspieler bewusst, dass seine Mannschaft momentan charakterlich gut funktioniert, dass die saison- und wettkampfübergreifende Serie von 22 Spielen ohne Niederlage für eine gewisse Selbstsicherheit und Lockerheit sorgt. Aus dieser Lockerheit sollte eben kein Übermut werden.
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„Ich mag gute Laune. Ich mag auch gute Stimmung in der Mannschaft. Aber zwischen der nötigen Leichtigkeit und Leichtfertigkeit liegen manchmal nur Millimeter“, warnte Kretzschmar und betonte gleichermaßen, dass er mit den Ergebnissen seines Teams zufrieden sei. Doch er ist eben auch schon lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass man vielleicht ein- oder zweimal mit einem blauen Auge davonkommt, „aber es werden Gegner kommen, bei denen wir uns nicht so davonstehlen können“.
Und das möchte Kretzschmar tunlichst verhindern. Das gilt nicht nur für die Bundesliga, sondern gleichermaßen für die European League, wo die Füchse am Dienstag gegen Tatran Presov (20.45 Uhr/Dazn) antreten. Auf dem Papier sind die Füchse klarer Favorit. Denn obwohl sich der slowakische Rekordmeister schon wiederholt für die Champions League qualifizieren konnte, hatte der Verein in den letzten Jahren Probleme. In der vorigen Saison schied er in der Gruppenphase der European League aus. Ein Sieg für die Füchse ist Pflicht. Und Kretzschmar wäre um einiges zufriedener, wenn es seine Mannschaft diesmal nicht unnötig spannend machen würde.