Geplatzte Meisterschaftsfeier bei Ajax Amsterdam: Wie fragil kann ein männliches Ego sein?

Es hätte so schön werden können: Nach dem Sieg der Meisterschaft wollten die Fußballerinnen von Ajax Amsterdam den Titel zelebrieren. Am Pfingstmontag sollte es zum allerersten Mal eine öffentliche Feier geben, noch dazu auf dem Leidseplein, einem Platz inmitten der Stadt – ein wichtiger Schritt Richtung Sichtbarkeit. Für das Team war es nach 2017 und 2018 bereits der dritte Titel.

Doch dann kam alles anders: Mehreren Medienberichten zufolge verwehrt die Vereinsführung dem Team die Festlichkeiten, der Klub will sich nicht mehr an der Ausrichtung beteiligen. Ein Grund dafür sei die mangelnde Feststimmung innerhalb des Vereins, denn einen Spieltag vor Saisonende liegen die Männer lediglich auf Tabellenplatz drei. Überdies würden zu wenige Menschen zu der Feier kommen und das sei nicht gut für das Image des Frauenfußballs, hieß es von Seiten des Vereins.

Gut für das Image des „Frauenfußballs“ ist eine abgesagte Feier nun aber erst recht nicht. Ganz im Gegenteil, sie hinterlässt vielmehr den bitteren Eindruck, dass der Titel der Frauen weniger wert sei als der Titel der Männer. Das ist nicht nur respektlos, sondern auch sinnbildhaft für das fragile Ego eines männerdominierten Vereins, der sich lediglich über die Erfolge seines Ersten Männerteams profiliert.

Bayerns Frauen feiern in jedem Fall

Völlig zurecht hagelte es von Politiker*innen und Journalist*innen viel Kritik. Die niederländische Nationalspielerin Merel van Dongen, die einst selbst für Amsterdam auflief, schrieb: „Mit solchen Freunden braucht man keine Feinde.“

Das wäre ja so als würden die erfolgsverwöhnten Bayern-Männern den Bayern-Frauen am Wochenende die potenzielle Meisterschaftsfeier verderben. Denn auch in München ist eine gemeinsame Feier auf dem Marienplatz geplant. Die Männer müssen allerdings am Samstag darauf hoffen, dass Dortmund verliert, wohingegen die Frauen als Tabellenerste alles selbst in der Hand haben, wenn sie am Sonntag gegen den Absteiger Turbine Potsdam antreten.

Bayern will einen derartigen Vorfall offenbar vermeiden und hat bereits angekündigt, dass die Meisterfeier auch ohne die Männer steigt, wie Sky Sport berichtete. Das Spiel gegen Turbine soll öffentlich auf dem Marienplatz gezeigt werden. Schon bei der Vorstellung, wie Lina Magull, Klara Bühl und Sydney Lohmann sich von den Fans feiern lassen, werden Erinnerungen an die Europameisterschaft im vergangenen Sommer wach. Auch wenn es diesmal vielleicht eine Nummer kleiner wird.