Zum 75. Geburtstag von Berti Vogts
Da ist dieses eine Bild: Der kleine Mann, der vor der deutschen Fankurve nach dem EM-Finale im längst halbleeren Wembleystadion steht und mit den jubelnden Fans die Welle simuliert. Es war eine kleine Szene aber Teil einer großen Versöhnung mit der deutschen Fußballöffentlichkeit. Denn bis zu diesem Finaltag gegen die Tschechen am 30. Juni 1996 hatte Hans-Hubert Vogts viel einstecken müssen als Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Doch er gab nie auf, biss sich durch und führte die Deutschen zum Gewinn der Europameisterschaft.
Es war der letzte große Titel des Berti Vogts, der als Nachwuchsspieler die Netze gegnerischer Tore zerschoss und später als Kämpfer in der Abwehr seine Gegenspieler zur Verzweiflung trieb und „Terrier“ genannt wurde. Europameister 1972, Weltmeister 1974, dann waren da die vielen Vereinstitel mit Borussia Mönchengladbach – Vogts hat, obwohl einst Fan von Fortuna Düsseldorf, den Aufstieg von Gladbach mitgeprägt. Doch es gab auch herbe Niederlagen: 1978 konnte er eine zerstrittene deutsche Mannschaft als Kapitän bei der WM 1978 nicht erfolgreich führen. Und für viele verjubelte er als Trainer bei der WM 1994 mit dem Viertelfinal-Aus das Beckenbauer-Erbe.
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Die Kritik an ihm war nicht immer gerecht. Mal gab das Spielerpersonal auch nicht mehr her. Denn Berti Vogts ist gefühlt Weltmeister der Ehrlichkeit. Dass er nicht schauspielern kann, hat er mal Nebendarsteller im Tatort eindrucksvoll bewiesen. Dass er sich nun kritisch über seine Borussia geäußert hat, weil die sich zu wenig um ihre Altstars kümmere, passt ins Bild. Vogts wird am Ende hoffentlich recht bekommen. Vielleicht zum Geburtstag? Heute wird der kleine große Mann vom Niederrhein 75 Jahre alt.