Womöglich ohne Trainer am Wochenende: Turbine Potsdam empfängt den FC Bayern
Eine Winterpause und die anschließende Vorbereitung sind dazu da, sich zu regenerieren, zu sammeln, möglicherweise mit Transfers zu verstärken, um schließlich mit neuer Energie und verbesserten Abläufen in die Rückrunde zu starten. Lange sah es so aus bei Turbine Potsdam, dass es genau diese Sachen umsetzt und damit eine Grundlage schafft, in den ausstehenden zwölf Spielen der Fußball-Bundesliga den äußerst schwierigen Kampf um den Klassenerhalt anzugehen.
Bei Turbine kam letztlich aber einmal mehr alles anders als geplant. Am Freitag, nur zwei Tage vor dem ersten Spiel nach der Pause, wurde bekannt, dass Trainer Sven Weigang um eine sofortige Vertragsauflösung gebeten hat. Weigang hatte nach dem Pokalaus im November gegen Köln, seinem ersten Spiel als Interimstrainer, noch gesagt, dass es ein steiniger Weg werden würde „da unten“.
Er konnte sich aber vorstellen, diesen Weg auch langfristiger mitzugehen, wenngleich er zunächst interimsmäßig verpflichtet worden war. Nun scheint bei ihm ein Umdenken stattgefunden zu haben, nachdem es intern Kritik an den Trainingsumfängen gegeben habe, wie Weigang der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ sagte. „Ich bin damit fein, ich wollte helfen, aber es hat nicht gepasst.“
Wir werden in der Rückrunde alles dafür tun, unser Ziel gemeinsam zu erreichen.
Noa Selimhodzic, Mittelfeldspielerin bei Turbine Potsdam.
Nun steht Turbine vor dem Heimspiel am Sonntag ohne Trainer:in da. Zu diesem ohnehin ungünstigen Zeitpunkt heißt der Gegner im Karl-Liebknecht-Stadion (13 Uhr) ausgerechnet FC Bayern München und für die Vizemeisterinnen geht es um einiges beim ersten Spiel nach der Wintervorbereitung. „Wir brauchen die drei Punkte, so wie wir in jedem Spiel die drei Punkte brauchen“, sagt Bayerns Torhüterin Mala Grohs.
Tatsächlich ist Bayern, das schon fünf Punkte hinter dem VfL Wolfsburg auf Platz zwei liegt, auf jeden Punkt in der restlichen Saison angewiesen, vor allem wenn es zum erneuten Aufeinandertreffen mit Wolfsburg kommt im März. Die Münchnerinnen dürfen sich keinen Punktverlust mehr erlauben und müssen gleichzeitig darauf hoffen, dass der VfL stolpert, um doch noch die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Angefangen beim Spiel gegen Potsdam am Sonntag. „Ich vertraue auf die Qualität unserer Spielerinnen, und wenn wir auf unserem höchsten Level spielen, so wie wir es immer machen müssen, dann werden wir gewinnen“, meint Trainer Alexander Straus.
Die drei Neuzugänge müssen sofort funktionieren
Während ein Team wie Bayern in der ersten Saisonhälfte noch etwas damit beschäftigt war, sich zu finden und zu stabilisieren, wie es den Münchnerinnen zum Ende der Hinrunde zunehmend besser gelang, sieht die Realität bei Turbine ganz anders aus. Die Zeit, sich zu finden, haben die Potsdamerinnen nicht mehr. Dazu ist die Lage zu ernst. Lediglich ein Punkt aus zehn Spielen und eine Bilanz von 5:28 Toren ist mit Abstand der schlechteste Wert der Liga. Der Abstand zum rettenden zehnten Platz beträgt damit schon neun Punkte.
Dass Turbine ganz unten in der Tabelle steht, liegt sicherlich nicht an einer fehlenden Einstellung der Potsdamerinnen, die sich in jedem Spiel aufreiben und laut Mittelfeldspielerin Noa Selimhodzic hochmotiviert sind. „Wir werden in der Rückrunde alles dafür tun, unser Ziel gemeinsam zu erreichen.“ Auch innerhalb der Mannschaft scheint ein guter Teamgeist zu herrschen. Dennoch spitzt sich die Lage bei Turbine immer weiter zu.
Umso wichtiger ist es, dass die drei Neuzugänge so schnell wie möglich integriert werden und auch eine tatsächliche Verstärkung darstellen. Turbine hat sich im letzten Transferfenster mit Paige Culver (IFK Kalmar/Schweden), Maria Cristina Lange (RB Leipzig) sowie Darya Rajaee verstärkt, die zuletzt vier Jahre an der University of Central Florida in Orlando spielte. Zumindest Lange kann dabei schon Bundesligaerfahrung aus ihrer Zeit bei der SGS Essen vorweisen. Bei den beiden Testspielen kamen die drei noch nicht zum Einsatz.
Viel Selbstvertrauen dürfte bei Turbine in der Winterpause ebenfalls nicht dazu gekommen sein, vor allem nicht nach der Niederlage im letzten Test gegen den 1. FC Union Berlin vor einer Woche. Der Regionalligist gewann mit 1:0 durch einen Treffer von Dina Orschmann. Dass Orschmann in der letzten Saison noch zum Kader des Potsdamer Bundesligisten gehörte, passt zum Bild.
Das Spiel am Sonntag gegen Bayern kann also nicht wirklich als Gradmesser betrachtet werden für die restliche Saison. Vielmehr kommt es in den Wochen danach darauf an, den anderen Mannschaften, die unten stehen, Punkte abzunehmen. Nach Bayern geht es Bremen, Duisburg und Köln.
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