West Ham identifiziert zwei Verdächtige nach Attacke auf ARD-Reporter

Nach den Attacken auf zwei Rundfunkreporter der ARD beim Europa-League-Halbfinale von Eintracht Frankfurt hat Gastgeber West Ham United zwei Angreifer identifiziert. Das teilte der Klub am Freitag nach einer internen Überprüfung der Vorfälle während des 2:1-Siegs von Eintracht Frankfurt einen Tag zuvor mit. Die Daten der Personen seien auch an die Polizei übergeben worden, die nun ermitteln wird. Auch der Klub selbst wolle die Vorfälle genau untersuchen. „Wenn die Täter für schuldig befunden werden, erhalten sie ein Stadionverbot im London Stadium und dürfen nicht mehr mit dem Klub reisen“, hieß es in der Mitteilung von einem Klub-Sprecher: „Ein Verhalten dieser Art ist inakzeptabel und wird bei West Ham United nicht toleriert.“

Zuvor hatten der Hessische Rundfunk und der Fußball-Bundesligist heftige Kritik am englischen Klub geübt und den tätlichen Angriff scharf verurteilt. „Ein Fußballstadion ist kein rechtsfreier Raum“, sagte Programmdirektorin Gabriele Holzner am Freitag in einer Mitteilung des Senders. Man erwarte „vom veranstaltenden Verein, dass er Bedingungen auch für Reporter der Gastmannschaft schafft, so dass diese ihren Job ohne Angst vor Übergriffen machen können“, fügte Holzner an. Schläge und körperliche Gewalt seien in keinem Fall tolerierbar.

Uefa sieht von Verfahren ab

Auch die Eintracht reagierte empört auf den Vorfall beim 2:1-Sieg. „Der Angriff auf Journalisten des Hessischen Rundfunks ist nicht zu tolerieren und bei aller Emotionalität eines wichtigen Halbfinalspiels mit all den dazugehörigen Begleitumständen inakzeptabel“, sagte Jan Martin Strasheim, Leiter Medien und Kommunikation des Vereins. „Die Vorkommnisse bedürfen einer sorgfältigen Aufarbeitung, der West Ham United auch nachkommen wird. Dies wurde uns vonseiten des Klubs zugesichert.“

Aus diesem Grund sieht die Europäische Fußball-Union von einem Disziplinarverfahren gegen den Tabellensiebten der englischen Premier League ab. „Der Klub hat schnell reagiert und wird den Vorfall nun untersuchen, um die Schuldigen zu ermitteln und zu sperren“, hieß es von der Uefa. Die ARD sei mit diesem Vorgehen einverstanden.

Den betroffenen Rundfunkreportern Tim Brockmeier und Philipp Hofmeister geht es nach eigenen Angaben gut. Ihren Schilderungen zufolge erhielten sie am Donnerstagabend während des Halbfinal-Hinspiels im Londoner Olympiastadion „mehrfach Faustschläge an den Hinterkopf, in den Nacken, in den Rücken“. Das sei wohl nicht „die feine englische Art“, schrieb Brockmeier bei Twitter. Er bedankte sich bei den Medienmitarbeitern des hessischen Fußball-Bundesligisten, aber auch des gastgebenden Premier-League-Clubs, „die uns in der Pause regelrecht in Sicherheit gebracht haben, bringen mussten“.

Angriffe kurz nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich

West Ham United verurteilte das Geschehen ebenfalls. „Wir werden daran arbeiten, die Täter ausfindig zu machen“, wurde ein Club-Sprecher am Freitag vom „Kicker“ zitiert. „Sie werden eine unbefristete Sperre erhalten und weder das London Stadium betreten noch mit dem Club reisen dürfen. Es gibt keinen Platz für ein solches Verhalten.“

Zu den Angriffen war es kurz nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von West Ham in der 21. Minute gekommen. „Wir werden hier attackiert“, berichtete Hofmeister während der Live-Übertragung. In den Sekunden davor waren Tumulte hörbar gewesen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Brockmeier, dem das Headset vom Kopf gerissen worden war: „Wir sind geschockt.“ In der Pause wechselten die beiden Reporter des Hessischen Rundfunks die Plätze und kommentierten von dort weiter. „Mental war das danach schwierig“, sagte Hofmeister. (dpa)