Was kosten Sonne, Mond und Licht?
Allenthalben wird geklagt, als wäre die Gattung im Schwabenland entstanden: „Was des koscht!“ Klimaschutz und Artenvielfalt sichern? Das wird teuer, unken sie in der Politik. Heizen und Tanken gehen ans Portemonnaie! Solarpaneele auf den Dächern? Wer soll das bezahlen!? Windräder auf Feldern, in Wäldern, wie sieht das denn aus?!
In China tagt noch bis zum 24. Oktober der Weltgipfel zur Biodiversity, in Glasgow beginnt eine Woche darauf die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen. In Deutschland ringen die verhandelnden Parteien um Preise, Zuschüsse und Subventionen für die große Transformation zum Schutz des Planeten und seiner Atmosphäre. „Was des koscht!“ ertönt das universelle Leitmotiv.
Oft übersehen wird nicht nur, dass mit dem Übergang zur Nachhaltigkeit durch erneuerbare Energien und ressourcenschonende Agrarwirtschaft Millionen neuer Ausbildungswege und Arbeitsplätze entstehen, teils bereits entstanden sind. Unerwähnt bleibt auch ein anderer Riesenfaktor, der den ökonomistisch denkenden Köpfen kaum im Sinn zu sein scheint: Was es alles umsonst gibt, gratis und franko, portofrei, honorarfrei, gebührenfrei, als Spende, als Geschenk.
Wenn die Natur, oder die Götter, oder der Gott, je nach Perspektive, dafür die Rechnung schicken würden, käme allerhand zusammen, so dass den Tagenden, die um Dollar, Cents und Rubel ringen vollends schwindlig würde. Die Honorarnote wäre umfangreich, nur ein Auszug ist hier darstellbar. Voilà: Caroline Fetscher
Schöpfungsbüro, Oktober 2021
Sehr geehrte Erdlinge,
Hiermit erlauben wir uns für unsere Bemühungen und Lieferungen folgende Posten in Rechnung zu stellen:
– Ein Licht- und Heizkraftwerk („Sonne“) Durchmesser: 1 390 000 Kilometer, Alter: 5 Milliarden Jahre, Leuchtkraft: 3,828 x 1026 Watt. Nettopreis pro Stunde: 8000 Milliarden Dollar (auch Yen akzeptiert
– Ein Planet („Erde“) im perfekt tarierten Abstand zur Sonne: Nutzungsgebühr pro Minute 900 Milliarden Dollar (Rabatt bei guter Pflege verhandelbar
– Ein Trabant („Mond“), Produzent von Jahreszeiten und Lebensmöglichkeit auf dem Planeten: 2000 Milliarden Dollar tägl.
– Chemische Elemente, („Reinstoffe“), 118 Stück, kombinierbar zu mannigfachen Verbindungen wie H2O („Wasser“), sowie Metallen: 10 000 Milliarden Dollar stündlich. (Bitte keine Beschwerden, Sie brauchen das, und das wissen Sie.)
– Sprung vom Anorganischen („Felsen“ usw.) zum Organischen („Pflanzen“, „Tiere“, „Erdlinge/Menschen“), Molekulare Zusatzleistung erster Güte (Siehe „Aminosäuren“, auf Blatt 412 dieser Rechnung): Preisverhandlungen werden demnächst angesetzt.
– Transition vom Instinktwesen Erdling („Vormensch“) zu Erdlingen („Menschen“) mit Bewusstsein ihrer selbst: Hier wird gehofft, dass die Erdlinge aufgrund eben jener Gabe des Bewusstseins von sich aus eine realistische und faire Preiseinschätzung vornehmen.
Die Kundschaft möge diese Aufstellung als Zwischenrechnung betrachten, bei der wir den Preisvorstellungen der Erdlinge weit entgegengekommen sind.
Gezeichnet: Die Schöpfung