Was die Serie zwischen Eisbären und Ingolstadt so besonders macht
Es war die Wut im Bauch, die Erik Cole noch schneller laufen, energischer agieren ließ an jenem Sonntag, dem 10. April 2005, in der engen Arena von Ingolstadt. Trainer Pierre Pagé hatte seinem Starstürmer vor dem Spiel mit auf den Weg gegeben: „Du machst das heute!“ Das erstaunliche Comeback des Angreifers der Eisbären fand in der 14. Spielminute seine erste Krönung. Im Berliner Überzahlspiel bugsierte der US-Amerikaner den Puck zum 1:0 ins Tor.
Die Eisbären spielten souverän auf gegen den ERC Ingolstadt, der sie zu Anfang der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Halbfinalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft noch niedergerungen hatte. Nun aber, in Spiel vier, machten die Eisbären die Serie mit dem dritten Sieg in Serie zu. Und Erik Cole schoss auch das Tor zum 4:2-Endstand und sagte: „Ich wüsste nicht, warum wir jetzt nicht auch Meister werden sollten.“
Cole sollte recht behalten, nach einer 3:0-Finalserie gegen die Adler Mannheim, betreutet vom heutigen Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer, wurden die Berliner erstmals Meister in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): Unbestritten war die Wende in der Serie gegen Ingolstadt der Wegbereiter für den ersten großen Erfolg. Es war der Beginn ihrer großen Ära, die dann bis 2013 andauern sollte und in der die Eisbären sieben Mal den Titel gewannen.
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Ab Montag nun geht es wieder in einer Halbfinalserie gegen die Oberbayern, für die auch eine Serie gegen die Eisbären besondere Erinnerungen hervorruft. Im Jahr 2014 nämlich bezwangen die Panther die Berliner in den Pre-Play-offs nach drei Spielen und das als Tabellenzehnter und einer ziemlich verkorksten Hauptrunde. Nach dem Überraschungserfolg gegen den Meister aus Berlin, dessen Ära damit endete, gab es am Ende der Play-offs den größten Erfolg der Klubgeschichte des ERC: Die Bayern wurden zum bisher einzigen Mal Deutscher Meister. Die Protagonisten von 2014 sind allerdings allesamt nicht mehr in Ingolstadt. Anders sieht es bei den Eisbären aus: Frank Hördler war 2014 schon Berliner Leistungsträger; Jonas Müller hatte eine eher kleinere Rollen.
„Schwächen dürfen wir uns da nicht leisten“
Wenn am Montag um 18.30 Uhr vor leeren Rängen in der Arena am Ostbahnhof der erste Puck aufs Eis fällt, sind die Berliner zwar Favorit, aber das will nichts heißen, glaubt ihr Trainer Serge Aubin: „Die Ingolstadter haben genau wie wir vier gute Sturmreihen und gute Verteidiger. Schwächen, wie in der Viertelfinalserie gegen Iserlohn, dürfen wir uns da nicht leisten.“
Da leisteten sich die Eisbären in drei Spielen gleich dreimal eine 3:5-Unterzahl, was Frank Hördler – obwohl auch einmal auf der Strafbank dabei in so einer Situation – auch monierte. Der heutige Eisbären-Kapitän war schon in der ersten Meistersaison schon dabei, auch in den Play-off-Spielen gegen Ingolstadt, auch an jenem 10. April 2005, als Erik Cole seinen großen Auftritt hatte und sich seine Wut hinausgespielt: Der Stürmer der Eisbären war in der Viertelfinalserie seiner Mannschaft gesperrt worden – für vier Spiele, nach einem Foul am Augsburger Arvids Rekis – und mit dem Strafmaß hatte er sich nicht anfreunden können. „Ich glaube, die DEL hat etwas gegen mich“, sagte Cole einst gar. Da konnte man auch anderer Meinung sein, nach Coles doch rüdem Check gegen den Kopf des Augsburgers Rekis.
Aber an sich fiel der US-Amerikaner, der später in der Karriere mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatte, nicht als Rüpel auf. Nachdem der Lock Out in der National Hockey-League (die NHL pausierte 2004/2005) vorbei war, ging Cole zurück die Heimat. In seiner 938 Spiele langen Karriere in der NHL wurde er auch Meister: Ein Jahr nach dem Erfolg mit den Eisbären gewann Cole den Stanley Cup mit den Carolina Hurricanes.