Unwetter über Hertha BSC: Blitz und Donner und andere Probleme

Fünf Minuten, bevor es losgehen sollte, donnerte es zum ersten Mal. Dann kam jemand und verteilte „Eis für alle“: die Restbestände von den am Sonntag zu Ende gegangenen Special Olympics im Olympiastadion. Kurz darauf, noch mit dem Eis in der Hand, ergriffen die Fans von Hertha BSC die Flucht. Erste Tropfen fielen, der Regen klatschte auf den Asphalt, Blitze zuckten. Der Anhang brachte sich in der Geschäftsstelle des Berliner Fußball-Zweitligisten in Sicherheit.

Eigentlich hätten Herthas Profis am Montagnachmittag, vier Wochen nach dem Abstieg aus der Bundesliga, die Arbeit auf dem Trainingsplatz wieder aufnehmen sollen. Doch die erste Einheit fiel buchstäblich ins Wasser.

Wegen einer Unwetterwarnung mit Blitz, Donner und Starkregen blieben die Spieler in der Kabine und absolvierten dort eine Athletikeinheit. „Wenn es so anfängt, kann es nur ein besseres Ende geben“, sagte Pal Dardai, der alte und neue Cheftrainer des Klubs.

Ein gutes Ende für den Absteiger wäre natürlich der sofortige Wiederaufstieg in die Bundesliga. Aber dieses Thema umschiffen sie bei Hertha derzeit so akkurat, wie es am Montagnachmittag die Fans mit den riesigen Pfützen auf dem Vereinsgelände taten.

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Spieler stehen Trainer Pal Dardai aktuell zur Verfügung.

„Ich als Mensch Pal Dardai und als Herthaner habe die Erwartung: Aufstieg. Aber ich muss hier keine falsche Hoffnung verbreiten“, sagte der Ungar. „Heute Ziele zu setzen, wäre Quatsch. Das Ziel ist, sortieren und selektieren, damit du einen gesunden Kader hast.“

Denn genau das ist die Crux. „Wir haben nicht mal einen richtigen Kader“, sagte Dardai. Beziehungsweise das, was der Kader sein soll, sei in Wirklichkeit „eine Mischung von allem“: eine Mischung von Talenten aus dem eigenen Nachwuchs, die noch ohne nennenswerte Erfahrung im Profifußball sind; von Spielern, die wegsollen, weil sie dem klammen Verein überlebenswichtige Transfererlöse einbringen könnten, und von Spielern, die wegwollen, weil sie höhere Ansprüche haben, als in der Zweiten Liga aufzulaufen.

Boetius verlässt Hertha BSC

Zwanzig Feldspieler und sechs Torhüter hätten am Montag auf dem Platz eine erste lockere Einheit absolvieren sollen, „ein nettes Training“, wie Dardai sagte, das hauptsächlich aus einem Spiel elf gegen elf bestanden hätte. Außer den beiden U-21-Nationalspielern Marton Dardai und Jessic Ngankam fehlten auch Dodi Lukebakio und Peter Pekarik, die nach der Saison noch für ihre Nationalmannschaften im Einsatz waren.

Jean-Paul Boetius, erst vor einem Jahr nach Berlin gekommen, verlässt Hertha wieder. Der Mittelfeldspieler hat von einer Klausel Gebrauch gemacht, die ihm im Falle des Abstiegs die Kündigung seines Vertrags ermöglichte. Den Abschied des Niederländers hat Hertha am Montag offiziell verkündet.

Trainer Dardai nahm den Ausfall des Trainings mit Humor: Bei einem solchen Anfang könne es nur besser werden.
Trainer Dardai nahm den Ausfall des Trainings mit Humor: Bei einem solchen Anfang könne es nur besser werden.
© IMAGO/Matthias Koch

Auch Mittelfeldspieler Lucas Tousart war am Montagmorgen bei den ersten leistungsdiagnostischen Tests noch nicht dabei, weil er von Hertha noch ein paar Tage Sonderurlaub erhalten hat. Der Franzose, mit einer Ablöse von 25 Millionen Euro Rekordtransfer des Klubs, gilt als einer der möglichen Verkaufskandidaten.

Zeefuik und Piatek kommen Ende der Woche

Aber was heißt das schon? „Das habe ich von 15 Leuten gehört“, sagte Dardai. „Aber wir können unsere Werte nur für einen vernünftigen Preis abgeben. Sonst bleiben die Spieler hier.“

Die drei bisherigen Zugänge – Fabian Reese, Marius Gersbeck und Gustav Christensen – konnte Dardai am Montag ebenso begrüßen wie die Rückkehrer Myziane Maolida, Marten Winkler, Linus Gechter sowie Torhüter Alexander Schwolow, die in der vergangenen Saison ausgeliehen waren.

Deyovaisio Zeefuik und Krzysztof Piatek, beide zuletzt auf Leihbasis in der Serie A aktiv, werden erst Ende der Woche erwartet. Dass sie bei Hertha eine Zukunft haben, ist – Stand jetzt – eher unwahrscheinlich.

Aber sicher lässt sich auch das nicht sagen. Alles befindet sich im Fluss. Das macht die Arbeit für Dardai nicht unbedingt einfacher. Aber: „Als Trainer fang ich hier jetzt nicht an, zu heulen.“

Nicht mal fünf Wochen sind es, bis die Zweite Liga in die neue Saison startet. „Momentan haben wir einen Kader, den wir mit positiver Laune nehmen“, sagte Herthas Trainer.

Von seinen Spielern erwartet der Ungar, dass sie die Situation annehmen, dass sie mit Eifer bei der Sache sind. „Ich sage das noch mal: Mit faulen Spielern werde ich nicht arbeiten“, erklärte Pal Dardai. „Ich möchte auch Spaß haben. Und Spaß hat man, wenn die Mannschaft gemeinsam arbeitet. Das ist die Aufgabe für die nächsten Wochen: Männer und Typen zu finden, die Lust haben, zu arbeiten.“