Streit im deutschen Frauenfußball: Wenn Machtspielchen von Männern wichtiger sind als eine professionelle Liga

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist sehr gut darin, sich als der große Retter des Frauenfußballs zu inszenieren. Das stellte der Verband erst kürzlich wieder unter Beweis. Erst holte man die Fußball-EM 2029 nach Deutschland, dann sollte im Rahmen der Gründung des eigenen Ligaverbandes FBL der deutschen Profiklubs ein Joint Venture zwischen DFB und Vereinen folgen – inklusive eines DFB-Investments von 100 Millionen Euro über acht Jahre, wie Verbandspräsident Bernd Neuendorf stolz verkündete. Die nächste Gelegenheit also, sich als die treibende Kraft darzustellen, den Fußball der Frauen auf das nächste Level zu heben.

Der Fall von dieser Ankündigung hin zur Rolle des unliebsamen Tischgasts, der beim vermeintlich eigenen Projekt nur noch zuhören darf, ging erstaunlich schnell. Verantwortlich dafür sind einmal mehr die mangelnde Kommunikationsfähigkeit des DFB und die ausgeprägten Eitelkeiten am Verhandlungstisch. Berichten zufolge scheiterte das Gemeinschaftsunternehmen unter anderem daran, dass der DFB in letzter Minute versuchte, die Stimmrechte der Vereine zugunsten der eigenen Position zu beschneiden.

Dass sich die Klubs das nicht gefallen lassen wollten – zumal sie das deutlich höhere wirtschaftliche Risiko tragen –, ist nur allzu verständlich. Immerhin investieren sie im selben Zeitraum mindestens das Siebenfache der DFB-Summe. Der öffentliche Bruch zeigt zudem, wie überraschend dieser Änderungsversuch seitens des DFB für die Klubverantwortlichen kam.

Zwar leuchtet es ein, dass der DFB angesichts der hauptsächlich von Männerprofiabteilungen dominierten und profitorientierten Klubs gleichberechtigt mitbestimmen möchte. Diese Debatte hätte jedoch zu einem viel früheren Zeitpunkt geführt werden müssen. Weil das versäumt wurde, zahlt nun ausgerechnet der deutsche Frauenfußball den Preis, der durch das Gemeinschaftsprojekt eigentlich hätte gestärkt werden sollen.

Es scheint so, dass am Verhandlungstisch, an dem zu etwa 90 Prozent Männer saßen, die bislang kaum etwas mit dem Frauenfußball zu tun hatten, Machtspielchen und die persönlichen Belange wichtiger waren, als ein konstruktives Miteinander. Bis heute wurde entgegen des eigentlichen Auftrags kaum über inhaltliche Zielsetzungen gesprochen – weder seitens des DFB noch seitens der Vereine.

Dabei ist ganz offensichtlich, dass man gemeinsam eine größere Wucht entfalten könnte. Und die Tür für ein Joint Venture scheint jüngsten Aussagen zufolge nicht endgültig geschlossen zu sein. Dass seit der Gründung am Mittwoch aber deutlich mehr Ruhe eingekehrt ist, lässt nicht darauf schließen, dass ein ernsthafter Austausch stattfindet. Dabei wäre genau der nötig, um die Bundesliga zügig auf Kurs zu bringen. Denn im Vergleich zur rasanten Entwicklung in England oder Spanien ist eines längst klar: Dem deutschen Frauenfußball läuft die Zeit davon.