Country-Legende Willie Nelson wird 90: „Ich bin einer der ältesten Bastarde“
Er hat gerade wieder zwei Grammys bekommen, nimmt weiter neue Platten auf und geht auf Tour: An diesem Samstag feiert Willie Nelson seinen 90. Geburtstag. In den USA gilt die Countrylegende – Markenzeichen: Stirnband und Zöpfe – längst als Ikone.
Der Musiker Jack White sagte einmal: „Niemand steht so sehr für Amerika wie dieser Mann“. Johnny Cash, Merle Haggard, Waylon Jennings, June Carter – die meisten anderen Stars der Country-Szene sind bereits gestorben.
Geboren wurde der vielfach preisgekrönte Musiker 1933 in der osttexanischen Provinz mitten in die Weltwirtschaftskrise hinein. Früh begann er Gitarre zu spielen und Songs zu schreiben, die Anfänge seiner Karriere waren holprig. Bis zum Durchbruch 1975, als Nelson nach einigen Misserfolgen und zwei gescheiterten Ehen in der liberalen Hauptstadt Austin und mit dem Album „Red Headed Stranger“ einen Riesenerfolg landete. „Blue Eyes Crying in the Rain“ wurde seine erste Single an der Spitze der US-Charts.
In den kommenden Jahrzehnten besang Willie Nelson das Lebensgefühl der USA („On the Road Again“), schürte den Cowboy-Mythos („Beer for My Horses“), bezirzte die Frauen („Always on My Mind“) und trat mit Johnny Cash, Julio Iglesias und Kris Kristofferson auf. Er spielte in Dutzenden Filmen mit, setzte sich für die Rechte von Bauern und die Legalisierung von Marihuana ein.
Anfang der 70er-Jahre schloss er sich einer Gruppe von musikalischen Rebellen an, die dem Country-Music-Establishment in Nashville die Stirn boten. Sie widersetzten sich dem Diktat der Musikproduzenten in Tennessee, ließen sich nicht auf deren Verträge ein und produzierten Hits am laufenden Band, Songs wie „A Good Hearted Woman“ oder „Ramblin’ Man“ oder das Album „Wanted! The Outlaw“.
Nelson blieb auch im Alter unermüdlich, in seiner Autobiografie „Mein Leben: Eine lange Geschichte“ beschreibt er sich als der „ewig Rastlose“. Dem Magazin „Parade“ sagte er kürzlich, dass ihn das Alte nicht einschüchtere, es sei doch nur eine Zahl. Deswegen gehe er auch noch auf Tour: „Ich werde einer der ältesten Bastarde da draußen sein“, meint er. „Aber solange die Leute auftauchen, werde ich es auch tun.“ (dpa)