Umstrittener DFL-Beschluss: Der Investor siegt im Fußball-Krimi

Ein wahrer Krimi spielte sich am Montag auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga in einem Hotel am Frankfurter Flughafen ab. Für Fußball-Traditionalisten ging es darum, ob sich der Profifußball hierzulande endgültig verkauft. Für Fußball-Realisten wohl eher darum, ob ein weiterer kleiner Schritt dahin getan wird, um konkurrenzfähig zu bleiben mit den Klubs aus dem Ausland.

Es wurde darüber entschieden, ob die 36 Profivereine in Deutschland den Weg für den Einstieg eines externen Investors freimachen, der über 20 Jahre an den TV-Erlösen beteiligt werden soll und im Gegenzug knapp eine Milliarde Euro zur Verfügung stellt, schnelles Geld also für den deutschen Fußball bringt, damit dieser den großen Ligen in England oder Spanien nicht immer weiter hinterherhechelt. Mit dem Einstieg eines Investors will die DFL-Spitze eine Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells betreiben und die beiden Ligen digitaler und internationaler aufstellen.

24 Klubs stimmten mit „Ja“

Das Ergebnis: 24 Klubs stimmten mit „Ja“, zehn mit „Nein“ und zwei Vereine enthielten sich. Damit war genau die Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht, die für einen Einstieg des Investors benötigt worden war. Knapper konnte das Votum nicht ausfallen und es ist gut möglich, dass ausgerechnet Martin Kind, Geschäftsführer der Profiabteilung von Hannover 96, das Zünglein an der Waage war.

Kind war vom Verein angewiesen worden, mit „Nein“ zu stimmen. Doch ob sich der 79-Jährige an daran hielt, scheint mehr als fraglich. Zumal die Abstimmung geheim abgehalten worden war (was für viel Kritik sorgte). Kind hatte sich in den vergangenen Jahren vehement dafür eingesetzt, sich potenziellen Investoren zu öffnen. Nach der Wahl am Montag sagte er, dass er sein Abstimmungsverhalten nicht öffentlich machen wolle.

Bis zu einer Milliarde soll fließen

Laut dem Fachmagazin „Kicker“ wird die Liga bei einem Einstieg über mehrere Jahre gestreckt 900 Millionen Euro bis eine Milliarde Euro für eine Investoren-Beteiligung von rund acht Prozent erhalten. Im Frühjahr waren es noch um rund zwei Milliarden Euro für 12,5 Prozent, die diskutiert worden waren. Das Modell wurde nicht durchgewunken, weil die Rechnung selbst bei langsamem Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison) für die Liga nicht aufgegangen wäre. Im Gegenteil, die Investoren hätten wohl mit rund drei Milliarden Euro und damit mit einer Milliarde Gewinn rechnen können. Die Liga hätte draufgezahlt.

Auf einen kleineren Nenner konnten sich die Klubs gerade noch so einigen. Der Berliner Zweitligist Hertha BSC, so teilte es dessen Präsident Kay Bernstein mit, habe gegen den Einstieg des Investors votiert. Der 1. FC Union dagegen kritisierte den Antrag als falsch und forderte dementsprechend eine Verschiebung der Abstimmung. Wie sich der Berliner Bundesligist bei der Wahl verhielt, blieb unbekannt.

Kompromiss ohne Gewinner

Während alle großen Profiklubs wie etwa Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig für den Antrag stimmten, machten der 1. FC Köln, der SC Freiburg, der FC St. Pauli sowie Fortuna Düsseldorf schon vor der Abstimmung deutlich, dass sie dagegen votieren würden.

Zu einer Ablehnung ist es nun nicht gekommen. Es ist ein Kompromiss herausgekommen, mit dem sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Investoren-Einstiegs nicht zufrieden sein werden. Die Tür zur weiteren Vermarktung des Fußballs wurde ein minimales Stück weit aufgeschlagen, aber nur so weit, dass der Effekt nicht allzu groß sein dürfte. Auf der anderen Seite sehen sich die Fußball-Folkloristen mit der Entscheidung vom Montag darin bestätigt, dass es im Profifußball ohnehin um eines geht: den Zaster.