„Nie wieder!“ zur hohlen Phrase verkommen: Böhmermann kontert Elon Musk bei der „New York Times“

Jan Böhmermann warnt in einem Video auf der Webseite der amerikanischen „New York Times“ vor einem Erstarken rechtsradikaler Kräfte in Deutschland.
„Guten Tag aus Deutschland, dem Land, das laut Elon Musk, gerettet werden muss“, begrüßt der Satiriker das amerikanische Publikum auf Englisch mit breitem deutschen Akzent.
Die Deutschen hätten zwar „einen oder zwei Weltkriege verloren“, seien dadurch aber immerhin „Vergangenheitsbewältigungsmeister“ geworden. Was man dann doch als Sieg verbuchen könne.
In Deutschland zu leben hieße, ständig mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert zu sein, in einem Land „voller Mahnmale“, falls man doch mal vergessen sollte, niemals zu vergessen.
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Böhmermann referiert über die AfD
Dann stellt Böhmermann die AfD vor, erklärt, dass die Partei bei der kommenden Bundestagswahl voraussichtlich die zweitmeisten Stimmen bekommen wird. Und zeigt Björn Höcke, der 2017 eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad forderte“.
Sollte die Welt sich Sorgen um ein großes deutsches faschistisches Comeback machen? Jawohl, aber hallo, und zwar so richtig.
Jan Böhmermann, Satiriker
Im Stil seiner ZDF-Sendung „ZDF Magazin Royale“ fährt Böhmermann mit Ironie und Witz-Einspielern fort: Das könne ein bisschen „hitleresque“ klingen. „Sollte die Welt sich Sorgen um ein großes deutsches faschistisches Comeback machen? Jawohl, aber hallo, und zwar so richtig.“
Zur Begründung referiert er kurz die Entwicklung der AfD seit der Parteigründung 2013, über Alexander Gaulands „Vogelschiss“-Entgleisung bis zu einem der Tiefpunkte von Alice Weidels Interview mit Elon Musk: „Der größte Erfolg nach dieser schrecklichen Ära“, hatte Weidel im Januar gegenüber Musk behauptet, „war es, Adolf Hitler als rechts und konservativ zu labeln. Er war genau das Gegenteil. Er war ein kommunistischer, sozialistischer Typ.“
Böhmermann erzählt von eigener Familiengeschichte
Das sei sie also, die 180-Grad-Wende, so Böhmermann, um den Amerikanern dann den nächsten wichtigen Begriff zu erklären, mit dem sich die deutsche Mentalität besser verstehen ließe: „Geschichtsvergessenheit“. Konkret: Die Fähigkeit, unsere Vergangenheit trotz all der Mahnmale zu verdrängen, weil alles andere einfach viel zu anstrengend sei.
Als Beispiel für die lange Tradition dieser Fähigkeit nennt er Konrad Adenauer und zeigt einen Interview-Ausschnitt, in dem der damalige Bundeskanzler 1952 erklärt, wieso er das Wiedergutmachungsabkommen mit Israel unterschrieben habe: „Die Macht der Juden, auch heute noch, insbesondere in Amerika, soll man nicht unterschätzen. Und daher habe ich meine ganz Kraft daran gesetzt, eine Versöhnung zwischen dem jüdischen und dem deutschen Volk herbeizuführen.“