Der nächste Eishockey-Bundestrainer: Erfahrung folgt auf Innovation
Welche große deutsche Profisportart im Männerbereich hat seit zwei Monaten keinen Bundestrainer? Richtig. Eishockey. Nach dem plötzlichen Abgang von Toni Söderholm nach dem Deutschland-Cup im November steht der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ohne seinen höchsten Trainer da. Sicher, ein Nachfolger für Söderholm steht hinter vorgehaltener Hand wohl schon länger fest, Harold Kreis soll das Amt dann bald bekleiden. Derzeit ist der ehemalige Nationalspieler und Co-Trainer des Nationalteams noch in der Liga bei den Schwenninger Wild Wings beschäftigt.
Das ist schon mal Teil eins des Dilemmas für den DEB. Sicher fürchten sie, dass Kreis womöglich noch Play-offs mit seinem Klub spielt, wenn die Vorbereitung der deutschen Mannschaft auf das WM-Turnier im Mai in Finnland und Lettland bereits läuft.
Kreis hat den größten Teil seiner Laufbahn als Spieler und Trainer in der deutschen Liga verbracht
Nun kann man natürlich sagen, im Falle von Kreis nicht so das Problem. Er kennt die Nationalspieler, sieht sie zu einem großen Teil jedes Wochenende in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf dem Eis. Und dann ist er absoluter Fachmann, was das deutsche Eishockey angeht, schon allein wegen seiner Vita. Er hat den größten Teil seiner Laufbahn als Spieler und Trainer in der deutschen Liga verbracht und er spricht deutsch. So gesehen ist Kreis der Richtige. Er strahlt Autorität aus, das passt schon.
Andererseits tritt er ein schweres Erbe an. Der Finne Söderholm hat dem gesamten DEB eine neue Struktur und neues Selbstbewusstsein eingehaucht, den Spielstil der Mannschaft revolutioniert und bei den vergangenen drei WM-Turnieren auch beachtliche Erfolge gefeiert. Toni Söderholm stand für eine moderne, offensive Philosophie.
Harold Kreis steht nicht unbedingt dafür. Es wird die alles entscheidende Frage sein, wie der mit 63 Jahren schon sehr erfahrene Coach nun mit der Situation umgeht, sicher wird und muss er andere Ideen haben als sein Vorgänger. Als der große Entwickler von Spielern gilt er, anders als Söderholm, nicht. Und dann übernimmt er das Nationalteam in einer anderen Phase seiner Karriere als sein Vorgänger, der sich noch als Trainer profilieren wollte auf großer Bühne und das ja schließlich auch geschafft hat.
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