Wie Hertha BSC gegen RB Leipzig überraschen will
Am Donnerstagabend war Tayfun Korkut unterwegs. Der Trainer von Hertha BSC hat sich das Hinspiel in der Zwischenrunde der Europa League zwischen RB Leipzig und Real Sociedad San Sebastian angesehen. Korkut spielte von 2000 bis 2003 bei den Basken, war später Jugendtrainer im Klub.
Doch es ging weniger um Wiedersehensfreude. „Ich war ja zum Arbeiten da“, sagt Korkut, der mit dem kompletten Trainerteam angereist war. Am Sonntag trifft Hertha auf RB Leipzig (19.30 Uhr Olympiastadion, live bei Dazn).
Korkut sah eine extrem defensiv agierende Mannschaft aus San Sebastian, „in der Liga ist das nicht ihre Art.“ Aber genau damit stellten die Gäste Leipzig vor riesige Probleme. Korkut sah noch etwas: zwei Treffer bei drei Torschüssen. „Das ist eine unheimliche Effektivität, die wir in den letzten Wochen nicht hatten.“ Ein Beispiel: 26 Torschüsse bei Schlusslicht Greuther Fürth – Ergebnis 1:2.
Alles auf Defensive, so sah San Sebastians Erfolgsrezept aus. An eine ähnliche Taktik gegen RB verschwendet Korkut trotzdem keinen Gedanken: „Wir werden uns nicht mit drei Torschüssen begnügen.“ Was jedoch durchaus als Vorbild dienen soll: „Sie hatten eine sehr hohe Disziplin gegen den Ball. Keiner hat sich rausgenommen. Da können wir uns ein Stückchen von abschneiden.“
Damit am Ende einer erneut bewegten Woche rund um den Verein zumindest in sportlicher Hinsicht mal wieder positive Nachrichten kommen. Investor Lars Windhorst hatte die Vereinsführung jüngst hart kritisiert. Stellung nehmen wollte Korkut dazu nicht: „Das ist nicht mein Thema. Mein Verantwortungsbereich ist das Sportliche, da fokussiere ich mich drauf.“ Und der 47-Jährige sagte einen Satz, dem wohl niemand widersprechen würde: „An Arbeit mangelt es mir nicht.“
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Nachlässigkeiten und verschlafene Phasen beispielsweise waren in den letzten Spielen ein Dauerthema bei Hertha. Bei erneuten Aussetzern dieser Art dürfte es gegen Leipzig aller Voraussicht nach reichlich Gegentore geben.
Die Mannschaft hat sich nach dem Trainerwechsel von Jesse Marsch zu Domenico Tedesco im Dezember gefangen und gewann in diesem Jahr fünf von sechs Pflichtspielen. Leipzig ist formtechnisch der Gegenentwurf zu den Berlinern, die 2022 noch ohne Sieg sind und am Samstag – abhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz – möglicherweise auf Rang 16 abrutschen.
Erschwerend hinzu kommt die Statistik gegen Leipzig: In der Hinrunde hieß es auswärts 0:6. Zu Hause gab es in fünf Versuchen fünf Niederlagen und insgesamt 20 Gegentore. Zudem wird Kapitän Niklas Stark fehlen, der positiv auf das Coronavirus getestet worden ist. Auch Mittelfeldspieler Suat Serdar steht aus diesem Grund nicht zur Verfügung. Für Stark wird wieder Linus Gechter einspringen, der in Fürth zu den Lichtblicken zählte – nicht nur wegen seines ersten Tores in der Bundesliga.
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„Wenn ich mir die Leistung von Linus ansehe, mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich bin mir sicher, er macht ein gutes Spiel neben Marc“, sagt Korkut. Marc Kempf, der letzte Woche coronabedingt passen musste, ist einsatzbereit. Allerdings wird nun zum wiederholten Male in dieser Saison ein neues Duo in der Innenverteidigung agieren müssen.
„Vielleicht rechnen viele nicht mit uns“, sagt der Trainer. Und wird damit bezogen auf die derzeitige Gemütslage zahlreicher Hertha-Fans nicht falsch liegen. Dafür hat der Trainer vor allem nach den Ergebnissen in den letzten beiden Spielen durchaus Verständnis. Aber dass nur insgesamt ein Punkt gegen den VfL Bochum und Fürth automatisch eine Niederlage gegen Leipzig bedeute, da will Korkut nicht mitgehen: „So funktioniert Fußball nicht.“ Dort passieren mitunter Dinge, mit denen kaum jemand rechnet. Als Beispiel führt der Trainer unter anderem die Erfolgsbilanz von Real Sociedad in Leipzig an: drei Torschüsse, zwei Treffer, ein Unentschieden.