Bitte kein Verständnis mehr für Joshua Kimmich
Der Sport plakatiert gerne Werte. Von Respekt, Toleranz, Fairness und auch der Kraft der Solidarität ist dann die Rede. Beim Thema Corona hört die Solidarität zumindest im Profifußball gerade auf. Klubs wie Nationalverbände betrachten Impfverweigerer wie Joshua Kimmich zwar mit Sorge. Vor allen Dingen aber reagieren sie mit Verständnis auf sie. Es gebe schließlich keinen Impfzwang.
Letzteres ist richtig und doch ist die fürsorgliche Nachsicht mit den populären Fußballern fatal. Es herrscht ein wissenschaftlicher und zu großen Teilen auch gesellschaftlicher Konsens, dass die Impfung ein unabdingbarer Schritt heraus aus der Coronavirus-Pandemie ist.
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Wenn man nun die Vorbilder für Millionen davon nicht überzeugen kann, beziehungsweise diese glauben, fundierteres Wissen über den Impfstoff zu haben als die Experten, wäre ein bisschen mehr Druck auf die Fußballer nur gerechtfertigt. Es gäbe ein paar Mittel.
Wie wäre es zum Beispiel, wenn die Impfverweigerer, sollten sie sich wie nun Kimmich in Quarantäne befinden, für die Zeit ihres Fernbleibens kein Gehalt von ihrem Klub bezögen? Es entspräche inzwischen auch der politischen Maßgabe: Seit dem 1. November soll es für die meisten Nicht-Geimpften bei Verdienstausfällen, die wegen einer angeordneten Quarantäne entstehen, keine Entschädigung mehr geben. Oder wie wäre es damit? Die Nationalmannschaft, die mehr noch als die Klubs die Werte des Landes vertritt, verzichtet auf die Dienste der Impfverweigerer.
Das wären Botschaften aus dem in der Corona-Pandemie ohnehin privilegierten Profifußball, dass man die gesundheitlich höchst angespannte Lage erkennt, ernst nimmt und auch etwas dagegen tut. Im Moment aber scheint nicht unwahrscheinlich, dass jemand wie Kimmich in wenigen Wochen vor vielen Tausend Fans in der Münchner Arena aufläuft, die nur deshalb zuschauen dürfen, weil sie geimpft oder genesen sind.
Bei rund 40.000 Neuinfektionen und einer Inzidenz von über 200 ist Nachsicht für die Fußballstars fehl am Platz. Es müssen jetzt, wie es im Fußballersprech heißt, Zeichen gesetzt werden.