Wir müssen der Inszenierung Katars entgegenwirken
Wenn Deutschland am Donnerstag sein vorletztes Qualifikationsspiel bestreitet, werden die meisten gelassen vor ihrem Fernseher sitzen, weil die Nationalelf sich bereits einen Platz in Katar gesichert hat. Und der Eindruck wird wachsen, dass die Fußballwelt sich inzwischen damit abgefunden, dass die Weltmeisterschaft in Katar stattfindet. In einem Land, das queere Menschen kriminalisiert, Frauenrechte mit Füßen tritt und das Leben von 6500 Arbeitskräften in Kauf nimmt für den Bau neuer Stadien.
Welche Implikationen das hat, wurde jüngst in einem Interview mit dem australischen Fußballer Josh Cavallo deutlich, der als erster aktiver Erstligaprofi öffentlich darüber gesprochen hat, schwul zu sein.
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Normalerweise ist es für Fußballprofis der wohl wichtigste Moment in ihrer Karriere, wenn sie für die Nationalmannschaft ausgewählt werden. Bei der WM in Katar, wo schwule Männer um ihr Leben fürchten müssen, verhält es sich anders. Gegenüber dem britischen Guardian erzählte Cavallo, dass er Angst habe, zur WM zu reisen, falls er für das australische Nationalteam nominiert werden sollte. „Ich habe gelesen, dass es die Todesstrafe für homosexuelle Menschen in Katar gibt. Das ist etwas, was mir große Angst macht und ich würde nicht nach Katar gehen wollen. Das macht mich traurig.“
Queere Personen werden in Katar kriminalisiert
Cavallo spricht damit ein Thema an, das bisher immer noch wenig Beachtung findet, nämlich, welche Gruppen systematisch ausgeschlossen werden, wenn ein sportliches Großevent in einem autokratischen Regime wie Katar stattfindet. Nicht jeder Spieler und nicht jeder Fan kann sich sicher genug fühlen, überhaupt einzureisen – mal abgesehen davon, dass viele es wohl ohnehin nicht mit ihrem Wertevorstellungen vereinbaren könnten.
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Queere Menschen werden in Katar kriminalisiert und ihnen drohen Haftstrafen; theoretisch wäre auch die Todesstrafe möglich. Darüber kann die Tatsache, dass Regenbogenflaggen in den Stadien erlaubt sein werden, nicht hinwegtäuschen. Dabei handelt es sich um eine rein strategische und nicht zuletzt außenpolitische Entscheidung, mit der Katar versucht sein internationales Image aufzubessern. Für die queere Community hat diese Entscheidung keine langfristigen Verbesserungen zur Folge.
Der Inszenierung entgegenwirken
Ähnlich verhält es sich mit der menschenunwürdigen Situation der Arbeitsmigrant*innen, die für den Bau der Fußballstadien nach Katar geholt wurden: Der Golfstaat hat auf Druck von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International zwar gewisse Reformen erlassen wie zum Beispiel die Einführung eines Mindestlohns. Diese Änderungen haben allerdings keinerlei Auswirkungen, solange ihre Umsetzung nicht konsequent kontrolliert wird und das Kafala System, das moderne Sklaverei ermöglicht, fortbesteht.
Umso wichtiger ist es, dass Menschen wie Cavallo der Inszenierung Katars entgegenwirken und deutlich machen, welche Implikationen die WM hat. Ein kritischer öffentlicher Diskurs, der die leeren Versprechungen Katars als solche erkennt und einordnet, ist auch hierzulande längst überfällig.