Lawinengefahr im Winterurlaub: Lawinenball, LVS und Co. – So verhalten Sie sich richtig!

Die Ski-Saison ist in vollem Gange – damit ist auch die Gefahr von Lawinen-Katastrophen groß. Wie müssen sich Wintersportler verhalten, wenn Schneemassen den Berg hinabrollen? Alle Infos zu den wichtigsten Regeln erhalten Sie hier.

So schön der Wintersport auch ist, so groß ist die Gefahr, bei einem Lawinenabgang unter Schneemassen begraben zu werden. Laut der Website der “Internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode” (ISPO), soll es pro Jahr schätzungsweise eine Million solcher Abgänge geben. Doch wie schützt man sich vor ihnen und wie verhält man sich, sollte man tatsächlich von einer Schneemasse erwischt werden?

Die große Gefahr bei einem Lawinenunglück

Wie die österreichische Skischule Lofer auf ihrer Website schreibt, birgt ein Lawinenunglück vor allem drei große Gefahren: Durch die Verschüttung unter dichter Schneemasse kommt es zu einem Luftmangel, weshalbErsticken die häufigste Todesursache bei einem Lawinenunglück ist. Durch die Wucht der Lawine kann es zudem zu schweren und tödlichen Verletzungen etwa an der Halswirbelsäule kommen. Sollte man mit sehr viel Glück all diese Gefahren von sich abgewendet und überlebt haben, besteht noch immer die große Gefahr der Unterkühlung, die bereits nach35 Minuten Verschüttungsdauer ein kritisches Level erreichen könne.

Risikogebiete unbedingt vermeiden! Gefahrenstufen bei Lawinen

Freerider lieben es, auf freiem Gelände den Berg hinabzufahren. Doch gerade abseits der kontrollierten Pisten ist die Lawinengefahr hoch und damit auch die Gefahr, zu Tode zu kommen. Wie “ISPO” schreibt, überlebt statistisch nur einer von drei Verschütteten ein Lawinenunglück. Darum sollte man sein Glück in keinem Fall aufs Spiel setzen, Risikogebiete unbedingt vermeiden und lediglich auf freigegebenen Pisten fahren. In der europäischen Laweninengefahrenskala wird zwischen fünf Gefahrenstufen unterschieden:

  • 1 = gering: “Allgemein sichere Verhältnisse”
  • 2 = mäßig: “Mehrheitlich günstige Verhältnisse. Vorsichtige Routenwahl, vor allem an Steilhängen der angegebenen Exposition und Höhenlage.”
  • 3 = erheblich: “Teilweise ungünstige Verhältnisse. Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich. Steilhänge der angegebenen Exposition und Höhenlage möglichst meiden.”
  • 4 = groß: “Ungünstige Verhältnisse. Viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich. Beschränkung auf mässig steiles Gelände / Lawinenauslaufbereiche beachten.”
  • 5 = sehr groß: “Sehr ungünstige Verhältnisse. Verzicht empfohlen.”

Auf der Website des Deutschen Alpenvereins können und sollten Sie sich vor einem Ausflug in die Berge über Lawinen-Lage informieren.

Von Schneemassen erwischt: Korrektes Verhalten in einer Lawine

Doch was tun, wenn die Lawine einen erwischt hat? Auch für die Notsituation gibt es Verhaltenstipps. Zunächst einmal sei es wichtig – wenn möglich – so lange wie möglich auf den Beinen zu bleiben und seitlich aus der Lawine zu hinauszusteuern. Laut der Skischule Lofer im 45-Grad-Winkel. Da die Flucht aus der rollenden Schneemasse jedoch nur selten möglich sei, solle man sich in der Notsituation schnellstmöglich von Skiern, Snowboards, vor allem aber von Ski-Stöcken befreien, wie “ISPO”, rät. Diese könnten sonst zu Verletzungen führen und dafür sorgen, noch tiefer verschüttet zu werden und im Schnee völlig immobil zu sein.

Man müsse zudem vorab versuchen, sich in der rollenden Lawine mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu halten und sollte Ausrüstung wie einen Lawinen-Airbag und AvaLung-Weste wenn möglich zur Rettung einsetzen. “Bilden Sie mit den Händen einen Hohlraum vor Mund und Nase, bevor der verdichtete Schnee zum Stillstand kommt und Ihnen kein Bewegungsspielraum mehr bleibt”, legt “ISPO” darüber hinaus ans Herz. Man solle versuchen, in eine Art Hocken zu gehen, mit den Armen vor die Brust und den Händen als Atem-Hohlraum vor Mund und Nase. Wird man vollständig verschüttet, sei der Bewegungsradius unabhängig vom Weg bis zur Oberfläche zu gering, um sich selbst zu befreien.

Nach Lawinenunglück – So können Sie Verschütteten helfen

Wer nicht selbst von einer Lawine erwischt wurde, ein solches Unglück jedoch beobachtet hat, sollte den Opfern umgehend helfen. Die wichtigste Voraussetzung zur Bergung sei es, den Punkt im Auge zu behalten, an dem die Person sich bei der letzten Sichtung befand. Anschließend soll man an der vermuteten Verschüttungsstelle auf optische und akustische Signale achten, den Bereich markieren, sich dabei jedoch nicht selbst in Gefahr bringen, einer Nachlawine zum Opfer zu fallen.

Bei der Rettung müsse man “strukturiert und ruhig, aber schnell” vorgehen. Man müsse die Bergrettung informieren und sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Mithilfe eines LVS (Verschütteten-Suchsystems), das jeder Freerider bei sich tragen und bedienen können sollte, folgt man dem stärksten Signal und schränkt den Suchradius ein. Trägt man kein LVS bei sich, soll man mit Sonden die Suche starten und bei einer Ortung sofort mit dem Ausgraben beginnen. Der Kopf und die Atemwege müssen dabei zuerst freigelegt werden. Gegebenenfalls muss Erste Hilfe angewendet und der Verschüttete vor weiterer Unterkühlung gerettet werden. Dabei dürfe man das Lawinenopfer jedoch nur vorsichtig bewegen, da ernsthafte Herz-Kreislauf-Probleme auftreten könnten.

Lawinengefahr beim Wintersport: Diese Ausrüstung sollte man unbedingt dabei haben

Zwar sollten Abfahrten in freiem Gelände ohnehin gemieden werden, sollten sich Freerider dennoch auf unkontrollierte Pisten und damit in erhöhte Lawinengefahr begeben, ist mindestens die richtige Sicherheitsausrüstung bestehend aus LVS, Schaufel und Sonde ein Muss. Mithilfe des Lawinenverschüttetensuchgeräts (LVS) können Verschüttete per Signal geortet werden. Dafür muss der intuitive Umgang mit dem Gerät vorab jedoch intensiv geübt werden. Unter anderem der Deutschen Skiverband bietet dazu Kurse an. Die Lawinenschaufel ist dazu gedacht, Verschüttete aus dem Schnee zu bergen. Mithilfe einer Lawinensonde, die senkrecht in den Schnee gesteckt wird, kann die genau Lage und die exakte Verschüttungstiefe der Lawinenopfer ermittelt werden. 

Ein Lawinenrucksack soll dafür sorgen, dass Wintersportler an Volumen gewinnen und bei einem Lawinenunglück an der Oberfläche bleiben. Dabei hoffe man auf den Paranuss-Effekt, nachdem größere Teilchen beim Schütteln einer granularen Masse an der Oberfläche liegen. Schweizer Lawinenforscher vom SLF in Davos haben ermittelt, dass eine vollständige Verschüttung bei ausgelöstem Airbag in 97 Prozent aller Fälle verhindert werden kann”, schreibt “ISPO”. Mit dem Schnorchel-Gerät AvaLung könne bei einer Verschüttung Sauerstoff aus dem Schnee gefiltert werden, jedoch nur, wenn das Mundstück vorab in den Mund gesteckt wurde. Der sogenannte Avalanche Ball, auch Lawinenball genannt, kann und sollte bei einem Lawinenabgang sofort mechanisch ausgelöst werden. Er ist nach dem Stillstand der Lawine in grellen Farben an der Oberfläche sichtbar und hilft den Rettern somit bei der Ortung der Opfer.

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rad/gom/news.de