Welche Auswirkungen drohen der Nationalmannschaft?
Thomas Müller wird in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am liebsten in seiner Funktion als Gute-Laune-Beauftragter gesehen. Ein lockerer Spruch hier, ein kleiner Witz da: Kaum jemand beherrscht das leichte Fach so wie Müller. Aber ihn allein auf diese Rolle zu reduzieren, das wird ihm nicht gerecht. Thomas Müller kann auch anders. Den ernsten Themen kann er sich durchaus mit der nötigen Ernsthaftigkeit widmen.
In der deutschen Nationalmannschaft geht es gerade denkbar ernst zu, seitdem bekannt geworden ist, dass Verteidiger Niklas Süle sich mit dem Coronavirus infiziert hat und dass nicht nur Süle selbst sich in Quarantäne hat begeben müssen, sondern auch vier seiner Kollegen aus dem Kreis der Nationalmannschaft. In der Öffentlichkeit ist daraufhin die Idee aufgekommen, dass es denkbar schlecht um das Binnenklima im Team gestellt und die Stimmung im Keller sein müsse.
„Mit der Stimmung sehe ich kein Problem“, hat Thomas Müller am Mittwoch zu entsprechenden Mutmaßungen gesagt. „Man darf das jetzt auch nicht überdramatisieren. Ich weiß gar nicht, warum wir da jetzt so rumtun!“
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Fast zwei Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem in China ein neuartiges Coronavirus entdeckt wurde. Das Virus hat in diesen fast zwei Jahren massiv gewütet und tut es immer noch. Dass auch die Nationalmannschaft in diesen Tagen, da die Infektionszahlen im ganzen Land in die Höhe schießen, von dieser Entwicklung nicht verschont bleibt, ist zumindest nichts komplett Ungewöhnliches. „Wir sehen da jetzt wenig Komisches“, sagte Müller über die Folgen für das Team.
Und doch stellt sich mehr denn je die Frage: Welche Konsequenzen wird der Fußball aus dem jüngsten Fall ziehen? Welche Auswirkungen drohen künftig auch der deutschen Nationalmannschaft? Das betrifft weniger die beiden jetzt anstehenden Spiele in der WM-Qualifikation an diesem Donnerstag gegen Liechtenstein (20.45, live bei RTL) und am Sonntag in Armenien. Es betrifft eher das große Ganze.
Bundestrainer Hansi Flick hat am Mittwoch zwar über „viel Hektik“ geklagt, die nach dem positiven Test beim doppelt geimpften Süle ausgebrochen sei. „Wir haben viele Spieler eingeladen, und viele Spieler haben uns schon wieder verlassen.“ Aber auch mit dem etwas wild komponierten Kader dürfte es am Donnerstag für Liechtenstein, die Nummer 190 der Welt, reichen. „Wir haben ja eine schlagkräftige Truppe beisammen“, sagte Thomas Müller.
Noch immer ist es herrschende Meinung, dass der Fußball glänzend durch die Pandemie gekommen sei. Schon im Mai 2020, als das Land noch tief im Lockdown steckte, hat die Bundesliga dank ihres legendären Hygienekonzepts ihren Betrieb wieder aufnehmen können.
Es ist allerdings schon immer ein Irrglaube gewesen, dass die Spieler in besonderer Weise immun gegen das Virus gewesen wären oder sind. „Bei den Fußballern haben wir den Vorteil, dass sie relativ jung sind“, sagt Tim Meyer, Arzt der Nationalmannschaft. Dramatische Krankheitsverläufe sind daher selten, aber nicht ausgeschlossen, wie der Fall von Rune Jarstein, Torhüter bei Hertha BSC, gezeigt hat.
„Wir müssen in der Bundesliga wieder absolut aufmerksam sein“, hat Oke Göttlich, Präsident des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, angesichts der aktuellen Entwicklung dem NDR gesagt und sich sogar für eine 2G-Regelung für den gesamten Profifußball ausgesprochen. Spätestens seitdem bekannt geworden ist, dass Joshua Kimmich sich nicht hat impfen lassen, ist dieses Thema virulent. Der Münchner ist einer der vier Nationalspieler, die aus Wolfsburg haben abreisen müssen.
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„Ich würde mir als Trainer wünschen, dass es so was nicht mehr gibt“, hat Bundestrainer Flick gesagt. „Wir müssen einfach schauen, wie wir das in Zukunft machen. Es wird uns noch länger beschäftigen, wie wir uns schützen.“ Auf die Frage, ob er künftig Spieler nur nominieren werde, die geimpft seien, erklärte er, dass er sich dazu nach den beiden anstehenden Länderspielen Gedanken machen werde.
Und wenn Joshua Kimmich bei seiner bisherigen Haltung bleibt? Einfach auf ihn verzichten? Auf einen Mann seiner Qualität? „Ich wünsche mir natürlich schon, dass die Spieler geimpft sind. Der einzige Weg aus der Pandemie ist, dass man sich impfen lässt“, sagte Flick. Aber da es keine Impfpflicht gebe, sollte man „die Leute, die Sorge haben, sich impfen zu lassen, auch nicht verurteilen“.
Der Bundestrainer hätte gern mit Kimmich über die Situation gesprochen, über seine Weigerung, sich impfen zu lassen, über die Gründe für diese Haltung. Die Ereignisse vom Montag und die vorzeitige Abreise am Dienstag haben diesen Plan erst einmal durchkreuzt. „Wir werden das in den nächsten Wochen einfach mal nachholen“, hat Hansi Flick angekündigt.