Turbo für die Szene : Die Kunstmesse 1-54 versammelt Galerien von Kuweit bis Marokko
Auf die marokkanische Museen- und Kunstszene hat 1-54 einen wachsenden Einfluss.
Touria El Glaoui, Messegründerin
In der Lobby des Hotelpalasts La Mamounia mit seinen prachtvollen Palmen- und Kakteengärten hängt ein Bild des marokkanischen Malers Hassan El Glaoui. Es zeigt Reiter in weißen Kaftanen auf bunt gezäumten Pferden vor der sienafarbenen Kulisse einer Wüstenstadt. „Mit seinen Werken bin ich aufgewachsen und mit den Künstlern und Sammlern, die bei uns ein- und ausgingen“, sagt seine Tochter Touria und blickt lächelnd auf das Bild. Nach Jahren in der Tech- und Finanzwelt gründete Touria El Glaoui 2013 in London die Messe 1-54 als erste Plattform für zeitgenössische Kunst des afrikanischen Kontinents und seine 54 Länder. Zu den Gründerinnen zählte auch Koyo Kouoh, Direktorin des Zeitz MOCAA Kapstadt und 2026 Kuratorin der Hauptausstellung der Biennale Venedig.
Lokal-globale Balance
1-54 war eine Marktlücke. Bald entwickelte sich die Messe zum Hotspot für auch internationale Sammler und Kuratoren, 2015 debütierte sie in New York, 2018 in Marrakesch. Für die inzwischen sechste Ausgabe der Boutique-Messe in der marokkanischen Metropole inszenierten sich die angereisten 30 Galerien erneut an zwei Schauplätzen. Zwei Drittel hatten ihren Auftritt in einem Seitenflügel des La Mamounia, der Rest platzierte sich im restaurierten modernistischen Zentrum DaDa im Herzen der Medina.
„Auf die marokkanische Museen- und Kunstszene und ihren immer stärkeren Markt hat 1-54 einen wachsenden Einfluss“, erklärt Touria El Glaoui, „allein zehn Aussteller stammten diesmal aus Marokko“. Newcomer wie die Le Violon Bleu Gallery aus dem Künstlerdorf Sidi Bou Said nahe Tunis, Un aus Tokyo, Hunna Art aus Kuwait City oder Farah Fakhri aus Abidschan an der Elfenbeinküste waren dagegen zum ersten Mal dabei. „Wir suchen die lokal-globale Balance“, so El Glaoui.

© Casey Kelbaugh CKA
Zur Vernissage schoben sich illustre Gäste aus der Stadt, den Regionen und Nachbarländern durch die Gänge des La Mamounia, doch auch europäische, vor allem französischsprachige Kuratoren und Philanthropen von Museen waren unterwegs, außerdem eine chinesische Sammlergruppe, die hier ihren Jahreswechsel feierte. Gleich hinter dem Eingang hing das Werk „Blank Stare“ des ghanaischen Starkünstlers Amoako Boafo am Stand der Galerie 1957 (Accra/London), die den Ankauf des Werks für die Sammlung der Tate London verkündete.
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Das Thema Verlust
Die Summe dürfte im niedrigen sechsstelligen Bereich gelegen haben, weit entfernt von den durchschnittlichen Preisen, zu denen die Galeristen ihre Werke anboten. Zwischen 4000 und 30.000 Euro erwarten die meisten, letztere Summe nennt die Galerie 38, etabliert in Casablanca und Marrakesch, für das kobaltblaue, von Stacheldraht gesäumte Blütenbild „Les Fleurs du Mal 1413“ des in Johannesburg geborenen Starkünstlers Kendell Geers. Auch der 1994 im nigerianischen Enugu geborene Ayogu Kingsley, bekannt geworden mit hyperrealistischen Porträts, zeigt am Stand von TAAH im DaDa-Kunstzentrum mit der Serie „Intimacy of Memory: A Journey Through Grief“ Arbeiten, die sich mit Kummer und Verlust beschäftigen.

© Courtesy of The African Art Hub/1-54 Contemporary African Art Fair
Wie ein Energieverstärker wirkt die Messe 1-54 in die Stadt hinein und aktiviert immer mehr private Sammler, sich für Kunst des afrikanischen Kontinents zu engagieren. Die größte Initiative ist das Museum of African Contemporary Art Al Maaden, ein zeitgenössisches Privatmuseum mit einer über 2000 Werke umfassenden Sammlung von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aus Afrika und inzwischen auch Asien und Lateinamerika. Alami Lazraq, Gründer und CEO des Immobilienunternehmens Groupe Alliance, begann vor 40 Jahren zu sammeln, sein Sohn Othman managt das Museum und die Firmengruppe nun als Präsident.
Nach einer Phase von Renovierungsarbeiten eröffnete das Museum mit der permanenten Ausstellung „Seven Contours, One Collection“, die Klassiker der afrikanischen Kunstszene wie Malick Sidibé neben Newcomern wie der französisch-marokkanischen Multimediakünstlerin Sara Ouhaddou präsentiert.