„The Last of Us“ als TV-Serie: Die Faszination der Apokalypse
Vergesst Viren-Pandemien, ängstigt Euch nicht vor Bakterien. Die größte Gefahr geht von Pilzen aus, warnt ein Wissenschaftler in einer TV-Talkshow des Jahres 1968, mit der die TV-Serie „The Last of Us“ beginnt. Zunächst glauben die Gäste im Studio an einen Scherz, doch das Lachen verstummt, als der Experte vom Cordyceps-Pilz berichtet.
Noch seien dessen Sporen für Menschen ungefährlich. Doch sollten sich die Pilze genetisch anpassen, weil sich die Erde erwärmt, könnten sie jedes noch verbliebene menschliche Leben infizieren und kontrollieren. Einer solchen Pandemie, so der Wissenschaftler, würden Milliarden Menschen zum Opfer fallen. Und genau so kommt es im Jahr 2003.
„The Last Of Us“ gehört zu den erfolgreichsten Videospielen für Sonys Playstation. Insgesamt wurden seit 2013 über 20 Millionen Exemplare des actionreichen Survival-Horror-Games verkauft. In der Nacht zu Montag startet die Adaption von „The Last Of Us“ als TV-Serie. In Deutschland läuft die erste Staffel beim Pay-TV-Sender Sky beziehungsweise auf der Streamingplattform Wow.
Zu Promotionszwecken wurde die Serie internationalen Kritikern vorab zur Verfügung gestellt. Die Reaktion fielen von positiv bis euphorisch aus. „Die mit Abstand beste Adaption eines Videospiels“, heißt es im „Empire Magazin“. Bei „Rotten Tomatoes“ erreicht die Serie basierend auf der Auswertung von 76 Kritiken ein überragendes Rating von 97 Prozent. Das „Rolling Stone“-Magazin titelte „Eine bessere Version von ,The Walking Dead‘“.
Eine bessere Version von „The Walking Dead“
Das „Rolling Stone“-Magazin ist von der TV-Serie „The Last Of Us“ begeistert
An mehr oder minder erfolgreichen Vorbildern mangelt es nicht. Sei es die filmische Adaption von „Tomb Raider“ mit Angelina Jolie als Lara Croft oder die „Resident Evil“-Filme mit Milla Jovovich, beide von Anfang des neuen Jahrhunderts. Im vergangenen Jahr wurde die Xbox-Spielereihe „Halo“ als TV-Serie mit Pablo Schreiber als Master Chief aufgelegt.
Auch „The Witcher“ passt in diese Reihe. Im Gegensatz zu den anderen Beispielen gibt es hierzu mit den Fantasy-Romanen des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski zwar eine literarische Vorlage. Die TV-Serie mit Henry Cavill orientiert sich jedoch vor allem am Erscheinungsbild der Videospielvorlage.
Menschliche Gefühle statt Splatter-Orgien
Ob die Fans des Computerspiels die Begeisterung für die TV-Version von „The Last Of US“ in dem Maß teilen, muss sich erst noch zeigen. Zweifel sind berechtigt. Im Spiel nimmt der Kampf gegen die verschiedenen Gegner – ob jetzt feindlich gesinnte Soldaten, frisch infizierte Menschen oder komplett verwandelte Mutanten – breiten Raum ein. Wer sich als Nicht-Videospieler ein Bild davon machen möchte, findet auf Youtube und Twitch reichlich Anschauungsmaterial.
Kämpfe gibt es freilich auch in der TV-Serie. Speziell die Mutanten sind keine einfachen Gegner. Die Showrunner Neil Druckmann – der auch das Spiel entwickelt hat – und Craig Mazin („Chernobyl“) haben es nicht auf Splatter-Orgien oder einen Horror-Marathon abgesehen. Vielmehr geben sie den Charakteren den nötigen Raum zur Entfaltung und mitunter sogar zwischenmenschlichen Gefühlen erstaunlich freien Lauf. Besonders Episode drei dürfte in dieser Hinsicht viele Fans überraschen.
Die Haupthandlung beginnt im Jahr 2023. Die Pilze sind inzwischen die dominante Lebensform auf der Erde. Sie haben die Menschen auf einige wenige Gebiete zurückgedrängt. Der aus Texas stammende Joel schlägt sich mehr schlecht als recht als Schmuggler in Boston durch. Die Stadt steht unter Kontrolle des Militärs. Es gilt das Standrecht.
Eine Gruppe von Rebellen kämpft gegen das diktatorische Regime. Eines Tages bekommt Joel von ihnen den Auftrag, die 14-jährige Ellie aus der Stadt heraus zu bringen. Sie könnte die letzte Hoffnung der Menschheit sein. Auf ihrer dramatischen Odyssee quer durch die USA bekommen sie es mit Infizierten, aber auch mit paramilitärischen Verbänden zu tun.
Der ebenso mürrische wie hartgesottene Schmuggler wird von Pedro Pascal dargestellt. Für die nur schwer zu bändigende Ellie wurde Bella Ramsey verpflichtet. In „Game of Thrones“ waren die Beiden als gefürchteter Kämpfer Oberyn Martell beziehungsweise als junge Herrscherin Lyanna Mormont zu sehen. Das machte sie zu Idealbesetzungen für „The Last Of Us“.
Doch was macht „The Last of Us“ nun so besonders? Es ist die Verbindung von Science-Fiction und Gesellschaftsdrama: Spiel und Serie haben eine Bedrohung zum Thema, die in gewissen Grenzen auf einer realen Grundlage basiert. Es werden mögliche Auswirkungen einer Pandemie beschrieben, die sogar über die Schrecken von Corona hinausgehen.
Zudem wird durchgespielt, in welche Richtungen sich postapokalyptische Gesellschaften entwickeln könnten. Und zwar sowohl im großen, als auch im kleinen Maßstab menschlicher Beziehungen. Und das mit Figuren, mit den man sich identifizieren kann. Mehr kann man von keinem Videospiel und keiner Fernsehserie verlangen.
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