Steffel oder Bernstein? Es kommt zum Showdown bei Hertha BSC
In der vergangenen Woche ist der Aufsichtsrat von Hertha BSC mit einer Bitte an Kay Bernstein herangetreten: Ob er sich nicht mal mit Frank Steffel unterhalten könne. Das hat Bernstein, der für das Amt des Präsidenten bei Hertha kandidiert, auch getan.
Das Gespräch, so hat er am Wochenende erzählt, sei sachlich und inhaltlich gewesen, man sei sich auf Augenhöhe begegnet, aber zumindest für Frank Steffel führte die Zusammenkunft mit Bernstein nicht zum gewünschten Ergebnis.
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Seine Bemühungen, eine Art Einheitsliste für die am Sonntag anstehenden Präsidiumswahlen bei Hertha BSC auf die Beine zu stellen, sind nur bedingt erfolgreich gewesen. Zwar konnte Steffel Ingmar Pering, den dritten ernstzunehmenden Kandidaten für die Nachfolge von Werner Gegenbauer, zur Aufgabe bewegen. Der Rechtsanwalt tritt nun als Steffels Mann für die Wahl zum Vizepräsidenten an.
Bei Kay Bernstein hingegen sind sämtliche Versuche ins Leere gelaufen. Auch wenn sich die Geschäftsgrundlage durch Perings Rückzug entscheidend verändert hat: „Ich werde antreten zur Wahl“, hat der 41-Jährige dem Tagesspiegel am Dienstag noch einmal explizit bestätigt.
Dabei klang Steffel, der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin, am Sonntag in dieser Angelegenheit noch überaus zuversichtlich. „Mal sehen, was bis Freitag noch passiert“, sagte er beim Fan-Kongress in Neukölln, den die Initiative „Wir Herthaner“ rund um Bernstein ausgerichtet hatte.
Bei Bernstein läuft Steffel ins Leere
Nach der Vorstellung des Aufsichtsrats sollte Steffel der überparteiliche Kandidat sein, auf den sich alle verständigen können. Er selbst hat sich zum Ziel gesetzt, den tief zerstrittenen Verein zu versöhnen – unter Einbindung der Kräfte, die schon jetzt in der Verantwortung stehen. Um Bernstein hatte er dabei mit den Worten geworben: „Du erreichst Menschen, die ich nicht erreiche. Ich erreiche Menschen, die du schwer erreichst.“
Bis zuletzt, so erzählt es ein Insider, hatte Steffel gedacht, seinen Konkurrenten doch noch zum Einlenken bewegen zu können. Aber Bernstein hatte das schon am Sonntag nach dem Fan-Kongress in einer Medienrunde kategorisch ausgeschlossen. „Nein, mach ich nicht“, hatte er gesagt. Daran hat sich nichts geändert. „Wollen die Mitglieder einen konsequenten Neustart?“, fragt Bernstein. „Oder gibt es einfach ein Weiter so?“
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So läuft es nun auf einen Showdown zwischen Steffel und Bernstein hinaus, wenn sich Hertha am Sonntag im City Cube an der Messe zur außerordentlichen Mitgliedersammlung einfindet. „Frank Steffel oder Kay Bernstein? Politiker oder Herthaner? Handel oder Wandel?“, hatte Bernstein am Sonntag gesagt. „Wollen wir einen Strukturwandel? Oder wollen wir einen Handel?“
Die jüngsten Entwicklungen dürften Bernsteins Lager eher in der Einschätzung bestätigen, dass hinter den Kulissen gekungelt wird. Steffel selbst war es, der Pering, seinen bisherigen Konkurrenten, für das Amt des Vizepräsidenten vorgeschlagen hat.
Auch Peer Mock-Stümer zieht zurück
Neben Steffel und Bernstein gibt es mit Marvin Brumme noch einen dritten Bewerber um das Präsidentenamt. Chancen hat er keine. Das Gleiche hätte für Michael Baumgärtner gegolten, der seine Kandidatur inzwischen – wie Pering – zurückgezogen hat.
Für den Posten des Vizepräsidenten gibt es nun nur noch zwei Bewerber. Neben Pering ist das dessen Präsidiumskollege Fabian Drescher, der jedoch nur antritt, wenn Bernstein zum Präsidenten gewählt wird. Im Falle seines Scheiterns hat Drescher sogar den kompletten Rückzug aus dem Präsidium angekündigt. Peer Mock-Stümer, ebenfalls Präsidiumsmitglied, hat seine Kandidatur für die Vizepräsidentschaft zurückgezogen.
„Ich will das gar nicht bewerten“, sagt Bernstein zu den neuen Entwicklungen. „Ich habe an den Gesprächen nicht teilgenommen, deshalb würde ich mich auf dem Feld der Spekulation bewegen.“ Mitzumachen im Team Steffel, „das ist für mich keine Option“, sagt Bernstein. „Mitmachen würde heißen: Ich ziehe mich zurück. Dieses Angebot ist kein inhaltlich faires.“