Sopranistin Fatma Said: Diese Stimme kennt keine Grenzen

Wer sich beim Anhören dieses Albums nicht in die Stimme von Fatma Said verliebt, der muss wohl Bohnen auf den Ohren haben: Fantastisch vielseitig, mitreißende mühelos singt sich die ägyptische Sopranistin auf „Kaleidoskop“ durch die Epochen und Stile, wechselt geschmeidig zwischen Deutsch und Französisch, Englisch, Arabisch und Spanisch.

18 Monate hat sie an dem Konzeptalbum gearbeitet (erschienen bei Sony) und sich die passenden Mitstreiter für ihr Projekt gesucht: ein Tango-Ensemble, die coolen Jungs vom Vision String Quartet sowie das Sinfonieorchester aus Monte Carlo. Ob romantische Oper, Swing oder Piazzolla, ob klassische amerikanisches Musical, edelkitschige Operette, Chanson oder Tonfilmschlager der Weimarer Republik – jedes Genre scheint Fatma Said vertraut.

Ob Oper oder Swing, Tango oder Chanson – jedes Genre scheint ihr vertraut

Dabei hat sie gar kein Chamäleon-Training in einer musikalischen Zauberschule genossen, sondern eine Ausbildung als klassische Sängerin absolviert, in Berlin, an der „Hanns Eisler“-Hochschule. Geboren wurden sie 1991 in Kairo, ihr Vater ist der IT-Unternehmer und liberaler Politiker Ahmed Hassan Said. Wie schon ihre Mutter besuchte sie die deutsche Schule in der ägyptischen Hauptstadt – was ihr die Möglichkeit eröffnete, bei „Jugend musiziert“ mitzumachen.

Als es um die Frage ging, ob sie in Kairo oder im Ausland studieren solle, hat sich Fatma Said eine einzige Chance für eine Aufnahmeprüfung gegeben. Und wurde in Berlin angenommen. Dass sie nur neun Jahre nach ihrem Abschluss jetzt als „Artist in Residence“ ans Konzertbaus am Gendarmenmarkt eingeladen wurde, erfüllt sie mit Stolz. Zu Kopf gestiegen ist ihr die schnelle Karriere aber nicht.

In Berlin will sie sich als leichtfüßige Weltenbummlerin präsentieren

So nimmt sie beispielsweise weiterhin Unterricht bei ihrer früheren Professorin Renate Faltin. Gerade, wenn sich ein Engagement ans nächste reiht, brauchen Solist:innen unbedingt weiterhin den Rat einer Fachfrau oder eines Fachmannes, davon ist Fatma Said überzeugt. „Rein sängerisch kann ich nicht ohne sie sein. Das sage ich mit Stolz. Und privat hat sich eine schöne Freundschaft zwischen uns entwickelt.“

Bei ihrer Residenz im Konzerthaus will sich Fatma Said auch live als leichtfüßige Weltenbummlerin präsentieren: Am 11. Januar gestaltet sie einen Kammermusik-Abend mit der Klarinettistin Sabine Meyer und dem Pianisten Malcom Martineau, bei dem es um bekannte Gedichte in unterschiedlichen Vertonungen geht, wie „Auf Flügeln des Gesanges“ oder „Seit ich ihn gesehen“. Im Februar folgt ein Programm mit dem Konzerthausorchester und dem von ihr verehrten Dirigenten Ivan Fischer. Dann wird sie Lieder von Richard Strauss interpretierten und – zusammen mit der Mezzosopranistin Olivia Vermeulen – die „Böhmischen Duette“ von Antonin Dvorak singen.

Im März lädt sie zur musikalischen Reise rund ums Mittelmeer ein

„Ich habe den Luxus, die meisten Sprachen, die man für klassische Musik braucht, zu beherrschen“, sagt Fatma Said. Auf Tschechisch zu singen, rein phonetisch, ohne die Grammatik zu durchschauen, ist für die polyglotte Sopranistin aber eine echte Herausforderung: „Doch der müssen sich alle Sänger ununterbrochen stellen.“

Im März folgt erst eine Soiree mit barocker Musik, bei der Fatma Said vom Spezialisten-Ensemble „Il Giardino Armonico“ begleitet wird, bevor sie dann am 11.3. zur Reise rund ums Mittelmeer einlädt, mit Start in Spanien und einem ägyptischen Finale: „Wir wollen die Einflüsse beleuchten, die das Arabische auf Europa hatte“, erklärt die Sopranistin. „Ende des 19. Jahrhunderts beispielsweise waren viele Künstler fasziniert von der Welt Nordafrikas, darunter auch Maurice Ravel und Camille Saint-Saens. Die Vorstellungskraft der Komponisten, die nie in meiner Heimat waren, begeistert mich.“ Außerdem wird Fatma Said Musik von Mohamed Abdel Wahab vorstellen, der sich in den 1950er Jahren von westlichen Stilen wie Walzer, Rock’n’Roll und Jazz inspirieren ließ.

Im Mai soll schließlich ein weiterer „grenzenloser Liederabend“ die Residenz krönen: Dafür tut such die Sopranistin mit dem jungen, zehnköpfigen Männergesangsverein „Walhalla vom Seidelwirt“ zusammen. „Das wird toll, die meisten der Jungs kenne ich aus meiner Studienzeit an der Eisler-Hochschule“, schwärmt sie. An diesen Abend geht es vor allem darum, locker zu sein oder zu werden: „Und das ist gar nicht so leicht – sowohl für uns Musiker, auch fürs Publikum.“

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