Senatsverwaltung entscheidet Mittwoch über Derby
Der Profifußball hat in dieser Pandemie nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen, und das lag oft mehr am ungünstigen Timing als an den Handlungen an sich. Während mittlerweile wieder Schulklassen in den Wechselunterricht gehen, die Sieben-Tage-Inzidenz 300 überschritten hat und sich die Intensivstationen füllen, werden sich die Bundesligastadien am kommenden Wochenende wohl so gut füllen wie lange nicht.
Bei der TSG Hoffenheim ist erstmals wieder ein volles Stadion möglich, in Mainz steigt die zugelassene Kapazität auf 30.000. Und für das Berliner Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC am Samstag (18.30 Uhr) haben die Köpenicker bei der zuständigen Senatsverwaltung einen Antrag auf Vollauslastung unter 2G-Bedingungen gestellt. Es wäre das erste Mal seit dem 1. März 2020, dass bei Union 22.012 Zuschauer ins Stadion dürften.
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Dieser Kontrast zwischen sich zuspitzender Infektionslage und sich füllenden Stadien erzeugt mal wieder keine gute Außenwirkung, das kann man dem Profifußball allerdings nur bedingt vorwerfen. Denn letztlich geht es den Vereinen wie allen anderen Wirtschaftsunternehmen. Sie richten sich nach den gesetzlichen Vorgaben – und diese hecheln dem Virus mit einer gewissen Verzögerung hinterher.
Die neueste Version der Berliner Infektionsschutzverordnung vom 10. November sieht für Veranstaltungen mit mehr als 2000 Teilnehmern zwar nur noch das 2G-Modell vor – geimpft oder genesen, ausgenommen sind Jugendliche unter 18 und Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Eine Höchstteilnehmerzahl oder eine maximale prozentuale Auslastung werden im Gegensatz zu den Regelungen für 3G-Veranstaltungen in den vorherigen Verordnungen aber nicht mehr genannt.
Das heißt nicht zwangsläufig, dass das Stadion An der Alten Försterei am Samstag tatsächlich voll sein wird. Denn Veranstaltungen dieser Größenordnung müssen von der zuständigen Senatsverwaltung, in diesem Fall jener für Inneres und Sport, genehmigt werden. Es ist also durchaus möglich, dass die Verwaltung deutlich weniger Zuschauer zulässt, zumal solch ein Derby noch mal eine andere Brisanz mitbringt als ein normales Bundesligaspiel.
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„Am morgigen Dienstagnachmittag findet ein Gespräch zwischen der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, dem 1. FC Union und Hertha BSC zum Derby statt, bei dem u.a. auch Fragen zum Infektionsschutz besprochen werden sollen“, teilte Sylvia Schwab, stellvertretende Sprecherin der Senatsverwaltung, auf Anfrage mit. Mit einer Entscheidung sei daher erst im Laufe des Mittwochvormittags zu rechnen. Union möchte sich vorher nicht zu dem Thema äußern.
Bei Hertha wird der Plan, das Stadion komplett zu besetzen, als nicht überraschend eingeschätzt. Es sei so, wie immer in der Pandemie: Die Vereine setzten das um, was von der Politik beschlossen wurde, und das sei aktuell eben: volle Auslastung der Kapazität bei Einhaltung der 2G-Regel.
Hertha stehen als Gastverein zehn Prozent Gesamtkontingents zu, das wären bei Vollauslastung 2400 Plätze. Bis Ende der vergangenen Woche konnten sich die Fans für die Verlosung der Karten registrieren. Auch bei Union werden die Karten, die nicht an die Dauerkarteninhaber gehen, per Losverfahren verteilt. Das soll in den kommenden Tagen geschehen – sobald endgültig feststeht, wie viele Zuschauer am Samstagabend wirklich ins Stadion dürfen.