Formel 1: Verstappen wütend und chancenlos – Zoff beim Sieger-Team
Max Verstappen fluchte nicht jugendfrei über Funk aufs eigene Team, zum krönenden Abschluss seiner Stänker-Tour auf dem Hungaroring baute er noch einen Beinahe-Unfall. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister hat beim Zoff-Rennen von Ungarn einen weiteren Rückschlag erlebt und das dritte Rennen nacheinander im Red Bull nicht gewinnen können. Nicht mal aufs Podest schaffte er es nach einer aus seiner Sicht desaströsen Strategie, aber auch einem eigenen Patzer. Er wurde Fünfter.
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Stattdessen feierte Oscar Piastri seinen ersten Grand-Prix-Sieg, als ihn Stallrivale Lando Norris nach mehrmaligen Erinnerungen und Mahnungen des McLaren-Kommandostandes kurz vor Schluss überholen ließ. Norris hatte zuvor von einer Entscheidung des Teams profitiert, die wiederum Piastri klar benachteiligt hatte. So wie Red Bull wird auch bei McLaren dieses Rennen ein schweres Nachspiel haben.
Dritter wurde Silverstone-Sieger Lewis Hamilton im Mercedes vor Charles Leclerc im Ferrari. Verstappen, der im Klassement vor seinem Beinahe-Heimrennen am kommenden Wochenende in Spa-Francorchamps acht Punkte einbüßte, aber immer noch 76 mehr hat als Norris. Nico Hülkenberg belegte im Haas den 13. Platz.
Verstappen-Attacke aufs McLaren-Doppelpack beim Start
Viele Gelegenheiten würden sich Verstappen auf dem Kurs nicht bieten, an mindestens einem oder gar gleich beiden McLaren vorbeizukommen, nachdem er Dritter in der Quali hinter Norris und Piastri geworden war.
Idealerweise am Start. Also attackierte Verstappen umgehend, als die Roten Ampeln ausgingen. Norris versuchte mit allen Mitteln, auch gegen seinen Teamkollegen Piastri die dritte Pole seiner Karriere zu verteidigen und drängte nach innen, wo der Australier rechts neben sich nur noch die Streckenmauer hatte. Das Gaspedal, das in der Aufwärmrunde noch Probleme machte, funktionierte bestens bei Norris.
Die Gelegenheit wollte Verstappen nutzen, er griff den Doppelpack in Papaya-Orange an. Fast gleichauf bog das Trio in die erste Kurve ein, es wurde eng. Piastri innen, Norris in der Mitte, Verstappen außen. Und der Niederländer musste einen Bogen fahren, er verließ die Strecke, kam hinter Piastri, aber vor Russell wieder zurück.
Nun begann das große Klagen und Anklagen. Norris beschwerte sich, dass Verstappen sich einen Vorteil verschafft habe. Verstappen kochte im Cockpit – und es lag nicht an den knapp 30 Grad in Budapest. Sein Team wies in ihn an, Norris wieder passieren zu lassen, um so einer Strafe praktisch vorbeugend zu entgehen. „Okay, man kann also einfach Leute von der Strecke drängen“, giftete Verstappen zurück.
Neue Probe für die Freundschaft zwischen Verstappen und Norris
Die Untersuchung, die die Rennkommissare direkt eingeleitet hatten nach dem Manöver nach wenigen 100 Metern, wurde wieder eingestellt. Ein Nachspiel dürfte es haben. Denn Erinnerungen wurden wach an das Duell von Verstappen mit Norris in Spielberg, als sich die Wagen berührten, Norris ausschied und Verstappen noch Rang fünf rettete. Norris forderte damals eine Entschuldigung, stellte die Freundschaft der beiden massiv infrage – ehe er ein paar Tage später von seinen Forderungen nicht mehr viel wissen wollte. Und Verstappen war die Freundschaft auch wichtiger.
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Die Rangfolge beim vorletzten Rennen vor der Sommerpause war nun erstmal zementiert. Piastri, der in Österreich Zweiter geworden war, führte vor Norris, Verstappen und Hamilton. Deutlich weiter hinten war Verstappens Teamkollege Sergio Pérez um Schadensbegrenzung bemüht.
Nach einem Crash im Qualifying musste er von Platz 16 starten, dabei dürften Ungarn und Belgien in einer Woche die letzten Bewährungsproben sein, er droht in der Sommerpause sein Cockpit zu verlieren. „Wir können nicht auf einem Bein laufen“, betonte Teamchef Christian Horner vielsagend in Ungarn. Letztlich wurde Pérez Siebter.
Doch auch bei Verstappen lief das Wochenende mit insgesamt über 300 000 Zuschauern nicht wie erhofft trotz der Neuerungen am RB 20. Während des Rennens klagte er auch noch über die Bremsen, fuhr kurz danach allerdings die schnellste Runde. Druck machte zwischenzeitig stattdessen Hamilton zwei Wochen nach seiner Rückkehr aufs oberste Treppchen mit seinem insgesamt 104. Karrieresieg. Der siebenmalige Champion lag nach dem ersten Reifenwechsel hinter Piastri und Norris und vor Verstappen.
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Mit neun Poles und acht Siegen ist Hamilton der Hungaroring-Spezialist. An Piastri und Norris kam er aber auch nicht ran. Vielmehr erstarkte Verstappen auf einmal wieder und war an Hamilton nach etwas mehr als der Hälfte der Renndistanz dran, ehe dieser und auch Leclerc im Ferrari ihren zweiten Reifenwechsel vornehmen ließen – was Verstappen üble Laune nur noch übler machte.
Renningenieur an Verstappen: Du bist kindisch
McLaren machte es besser – zumindest phasenweise und das auch nur aus Sicht von Norris, der von einem früheren zweiten Reifenwechsel profitierte. In der Regel wird der jeweils besser platzierte Fahrer zuerst reingeholt. In diesem Fall nicht, man werde die Situation managen, funkte McLaren an Piastri. Die spannendste Frage: Würde Norris Piastri zurück überholen lassen? Das Team erinnerte eindringlich an sonntägliche Meetings und letztlich ließ er ihn vorbei.
Und das obwohl Verstappen nach einem Manöver gegen Hamilton mit Heck abhob und weitere Punkte verlor. Die Freude bei Piastri war gebremst über den ersten Sieg nach dem Taktikchaos. Bei Red Bull fauchte der Renningenieur zurück zum wütenden Verstappen: Du bist kindisch.“
© dpa-infocom, dpa:240721-930-180262/1
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