Real Madrid muss zittern
Vielleicht sind bei den Gästen aus London zwischenzeitlich ganz einfach heimatliche Gefühle aufgekommen. Es schüttete wie aus Fässern. Ein original englischer Landregen kann kaum schöner sein als das Unwetter am Dienstagabend in Madrid. Und der FC Chelsea spielte im Halbfinale der Champions League beim Rekordsieger Real Madrid tatsächlich so, als würde er sich wie zu Hause fühlen.
Die Mannschaft des deutschen Trainers Thomas Tuchel war in der Anfangsphase die deutlich bessere Mannschaft, ging verdient in Führung, und auch wenn es am Ende nur zu einem 1:1 (1:1) reichte, hat der FC Chelsea vor dem Rückspiel in der kommenden Woche glänzende Aussichten auf den Finaleinzug.
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Es waren drei ehemalige Bundesligaspieler, die für die ersten Höhepunkte der Begegnung verantwortlich waren. Nach knapp zehn Minuten kam Chelsea zu einer überragenden Gelegenheit, weil der frühere Dortmunder Christian Pulisic den Ball perfekt zu Timo Werner in die Mitte köpfte. Der Nationalspieler hatte die freie Wahl, ob er den Ball links oder rechts an Thibaut Courtois vorbei ins Tor legen sollte. Er entschloss sich dazu, ihn mittig genau auf den Fuß von Reals Torhüter zu schießen.
Es war wieder mal eine von Werner kläglich vergebene Großchance, so wie schon am Wochenende in der Premier League oder zuletzt für die Nationalmannschaft. Auch sonst machte Werner in Madrid nicht allzu viel richtig, traf oft die falsche Entscheidung. Schon nach etwas mehr als einer Stunde musste Werner für seinen Landsmann Kai Havertz Platz machen.
Bei Real war nur Benzema gefährlich
Dass sich Chelsea nicht allzu lange über Werners vergebene Möglichkeit zur Führung grämen musste, lag auch an Antonio Rüdiger, der nach gut einer Viertelstunde mit einem feinen Pass Reals letzte Linie überspielte und Pulisic in Position brachte. Der US-Amerikaner umkurvte Courtois und traf zum 1:0.
Von Real war bis dahin kaum etwas zu sehen. Bis zum ersten Abschluss dauerte es mehr als 20 Minuten, der aber war dafür umso gefährlicher. Karim Benzema traf aus knapp 20 Metern den Pfosten. Der Franzose war bei den Madrilenen der mit Abstand gefährlichste Offensivspieler und nach einer guten halben Stunde natürlich auch für den Ausgleich verantwortlich. Im Anschluss an eine Ecke nahm er den Ball mit dem Kopf an und wuchtete ihn dann volley aus der Drehung unter die Latte.
So viel Eleganz und Entschlossenheit war auch in der Folge selten zu sehen, nicht von Real, aber auch nicht mehr vom FC Chelsea, der in der zweiten Hälfte das letzte Risiko scheute. Nach Super League, zu deren Gründungsmitgliedern beide Klubs gehört hatten, sah das definitiv nicht aus. Aber das dürfte zumindest die Gäste aus England nicht allzu sehr gestört haben. Ein 1:1 in Madrid ist schließlich nichts, wofür man sich schämen muss. Vor allem nicht, wenn es noch ein Rückspiel gibt. (Tsp)