Premiere an Stuttgarter Hochschule: Stiftung fördert erste deutsche Professur für Comics und Comicforschung

Sie hat in den vergangenen elf Jahren mehr für die Förderung des deutschsprachigen Comics getan als jede andere private Einrichtung. Der von der Berthold-Leibinger-Stiftung seit 2014 jährlich vergebene und aktuell mit 25.000 Euro dotierte deutsche Comicbuchpreis war lange Zeit die höchstdotierte Auszeichnung ihrer Art.

Nun weitet die im baden-württembergischen Landkreis Ludwigsburg sitzende gemeinnützige Gesellschaft ihre Förderung der Kunstform weiter aus.

Wie die Leibinger-Stiftung am Montag mitteilte, will sie künftig den Comicstandort Stuttgart mit einer nach ihrem Stifter benannten Professur für Comics und Comicforschung an der Merz Akademie unterstützen. Die Akademie ist eine seit 40 Jahren staatlich anerkannte Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien im Kulturpark Berg in Stuttgart-Ost. Sie hat derzeit gut 200 Studierende.

Die Professur soll dazu beitragen, dem Comic als eigenständiger Gattung zwischen den Künsten im deutschsprachigen Raum weitere Schubkraft zu verleihen.

Berthold-Leibinger-Stiftung

Die Leibinger-Stiftung fördert seit gut zehn Jahren Comics, beim Internationalen Comic-Salon Erlangen 2024 gab es dazu eine Ausstellung.

© Erich Malter / Comic-Salon

Mit der Professur wolle die Gestaltungshochschule „die künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Comics (analog, digital, hybrid) in enger Verzahnung von Praxis und Theorie fördern und institutionalisieren“, kündigt die Leibinger-Stiftung an. Am Montag unterzeichneten Markus Wener, Geschäftsführer der Berthold-Leibinger-Stiftung, und Barbara M. Eggert, Rektorin der Merz Akademie und Comicwissenschaftlerin, einen entsprechenden Vertrag.

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Mit der Stelle verknüpft sei unter anderen auch die Konzeptionierung und Implementierung einer „International Summer School“ zum Thema Comics sowie eines berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Comics und Comicforschung“. Die Ausschreibung der Stelle ist für Juli 2025 avisiert.

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Begrüßt wird die neue Professur auch von der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor), die seit rund 20 Jahren die interdisziplinäre Forschung am Comic vernetzt und fördert. „Nicht nur für die Comicforschung in Deutschland ist das ein ganz wichtiger Impuls, denn auch in anderen Ländern gibt es bislang nur wenig Vergleichbares“, sagt Lukas R.A. Wilde vom ComFor-Vorstand auf Anfrage. „Dennoch sind uns insbesondere die USA oder Japan weit voraus, was eine solche Institutionalisierung angeht, daher wird die Ausschreibung sicherlich den Wissenschaftsstandort Deutschland sehr stärken.“

Besonders interessant wird nun aus Sicht von Medienwissenschaftler Wilde, der Professor an der Naturwissenschaftlich-Technischen Universität NTNU im norwegischen Trondheim ist, „mit welchen Schwerpunkten und Ausrichtungen die Forschung und Lehre in Stuttgart verbunden sein wird, da die Comicforschung disziplinär und methodisch natürlich unheimlich vielseitig ist.“ Die Gesellschaft für Comicforschung blicke „sehr neugierig und gespannt auf den Prozess“.