Nach 0:4 in Leverkusen: Der 1. FC Union geht ratlos in die Pause
Zurück ans Zeichenbrett also. Nach dem gewonnenen Punkt in Neapel hatte man beim 1. FC Union vielleicht noch darauf gehofft, mit etwas Rückenwind in die Länderspielpause gehen zu können. Mit neuem Selbstvertrauen und ein wenig Licht am Ende des Tunnels. Am Sonntag verabschiedete man sich stattdessen mit einem 0:4 und nahm damit jede Menge Hausaufgaben mit in die kurze Auszeit.
Wie der Verein kurz nach der Niederlage in Leverkusen bekannt gab, wird es in dieser Woche kein öffentliches Training geben, weder für die Anhänger, noch für die Medienvertreter. Die Berliner, die mittlerweile auf dem letzten Platz der Bundesliga-Tabelle stehen, schalten jetzt in den Krisenverwaltungsmodus um. Die Jalousien sind heruntergezogen, die Notrationen aufgestockt. Es wird gearbeitet in der Köpenicker Wagenburg.
Man werde jedes Spiel analysieren, sagte Trainer Urs Fischer am Sonntag. Der Schweizer ist ein Fachmann, ein Empiriker und ein Verfechter harter Arbeit. Er glaubt noch daran, dass er die vielen Probleme mit seiner Trainerexpertise ausbügeln kann und genießt dabei weiterhin das Vertrauen seines Arbeitgebers. Tatsächlich kommt die Pause auch ihm gelegen. Bis auf die sieben Profis, die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind, kann Fischer jetzt endlich etwas ausgiebiger mit seinen Spielern arbeiten. Endlich besteht mal wieder die Chance, an den viel beschworenen Abläufen und Automatismen zu werkeln.
Wir werden versuchen, die 14 Tage zu nutzen. Wenn es um den Klassenerhalt geht, gilt es zu kämpfen.
Urs Fischer, Trainer des 1. FC Union
„Wir werden versuchen, die 14 Tage zu nutzen. Wenn es um den Klassenerhalt geht, gilt es zu kämpfen“, so der Trainer. Und trotzdem hatte man auch das Gefühl, dass dieser Kampf nicht nur auf dem Trainingsplatz oder bei der Analyse gewonnen werden kann. „Am Schluss geht es um Körpersprache und Mentalität”, sagte Fischer.
Gerade auch deshalb war die Niederlage gegen Leverkusen solch ein Rückschlag. An einen Sieg gegen den Tabellenführer hatte wohl auch der optimistischste Union-Fan nicht geglaubt. Doch zumindest mit der Leistung wollte man eigentlich an den Erfolg in der Champions League anknüpfen und damit auch die psychologische Erholung fortsetzen. „Wir wollten eine ähnliche Leistung wie in Neapel zeigen, weil das typisch Union war”, sagte Kapitän Christopher Trimmel. Doch es kam nicht so.
Union steht in dieser Phase vor einer mentalen Herausforderung
Anstatt eines Befreiungsschlags hat Union immer noch mit den gleichen Poblemen zu kämpfen. Nach vorne geht wenig, nach hinten fehlt die Stabilität. Einfacher wird die Situation auch nicht dadurch, dass die Verletzungsmisere offenbar kein Ende nimmt. Gegen Leverkusen mussten sowohl Leonardo Bonucci als auch Josip Juranovic ausgewechselt werden. Ob und wie lange sie ausfallen, war am Montag noch ungewiss. Bei Juranovic dürfte die Diagnose aber wohl nicht so schlimm ausfallen, der Kroate soll immerhin zu seiner Nationalmannschaft reisen können.
In erster Linie steht Union aber vor einer mentalen Herausforderung. Denn wie Trimmel sagte, fehle es weder an Qualität noch an Motivation. „Ich glaube schon, dass es in der Mannschaft angekommen ist, dass es um den Klassenerhalt geht”, sagte der Österreicher. Doch bei aller Entschlossenheit herrscht auch ein wenig Verunsicherung in der Kabine. „Bei uns war bisher fast kein Spieler in so einer Situation. Wenn man die Erfahrung hätte, wie man da raus kommt, dann könnte man etwas verändern. Am Ende sitzen wir da und sind alle ratlos.”
Irgendwas müssen sich die Spieler aber bald schon einfallen lassen. Schon vor einigen Wochen hatte Fischer betont, dass die Wiederauferstehung nicht über Nacht gelingen würde. Es bräuchte kleine Schritte, hat der Schweizer mehrmals betont. Gegen Neapel wurde ein solch kleiner Schritt endlich auch gemacht. Nun aber muss die Mannschaft in der Länderspielpause den Kopf frei kriegen, damit ihr irgendwann mal nicht nur ein kleiner Schritt, sondern ein großer Sprung gelingt.