Magaths klare Ansage an Herthas Kapitän Boyata

In der Hanns-Braun-Straße, auf dem Weg zum Trainingsgelände, hingen in dieser Saison schon öfter Plakate. Fans von Hertha BSC hatten sie am Zaun angebracht. Mal standen aufmunternde Worte drauf, mal nach heftigen Niederlagen nur ein Wort: „Schande“. Am Karfreitag hing ein neues Plakat, Aufschrift: „Kämpfen und Siegen für Hertha BSC“.

Eine klare Forderung an das Team vor dem Auswärtsspiel in der Fußball-Bundesliga beim FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky). Aber deutlich gemäßigter als das, was sich jüngst nach dem dritten verlorenen Derby der Saison gegen den 1. FC Union (1:4) abgespielt hatte. Teile der Fanszene hatten die Spieler aufgefordert, ihre Trikots vor der Ostkurve abzulegen, was manche taten.

Sportgeschäftsführer Fredi Bobic hatte am Donnerstag erneut seinen Unmut über die Aktion der Anhänger zum Ausdruck gebracht. „Es gibt bestimmte Grenzen, die man einhalten muss“, sagte Bobic dem rbb. Unter der Woche hat es nach Klubangaben Gespräche zwischen Fanvertretern und der Fanbetreuung gegeben. Auch der Dialog zwischen den Vereinsverantwortlichen und den Fans soll fortgesetzt werden.

In Augsburg werden knapp 1000 Hertha-Anhänger dabei sein, beim Rückspiel des Europa-League-Viertelfinals von Eintracht Frankfurt beim FC Barcelona – das die Gäste sensationell 3:2 gewannen und weiterkamen – waren etwa 30 000 Frankfurter. Ein anderer Wettbewerb natürlich, eine andere Dimension, aber für Herthas Trainer Felix Magath allgemein ein Beispiel dafür, was möglich sei, wenn Fans hinter der Mannschaft stehen.

Dann schwenkte Magath auf die Vorfälle nach dem Derby zurück: „In unserer Situation brauchen wir die Unterstützung. Es nützt nichts, den Spielern Vorwürfe zu machen. Wenn wir die Mannschaft nicht unterstützen, wird es ganz schwer.“

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Das Stadtduell sei gleich am Sonntag aufgearbeitet worden, erzählte der Trainer. Da hatte es eine etwa zweieinhalbstündige Sitzung gegeben. Es sei von den Spielern der Wunsch geäußert worden, sich auch außerhalb des Trainingsplatzes zu treffen. Mittwoch gab es ein Essen in einem Hotel.

Danach schauten sich Mannschaft und Trainerteam das Champions-League-Spiel Atletico Madrid gegen Manchester City an. „Es ging darum, atmosphärisch ein gutes Gefühl zu schaffen“, sagt Magath. Das sei gelungen.

Magath sagte am Freitag an die Adresse der Spieler jedoch auch: „Es gibt keine Ausreden mehr.“ Ein Satz, der so oder ähnlich von verschiedenen handelnden Personen des Vereins in dieser Spielzeit häufiger ausgesprochen wurde. Die Wende brachte er nie. Doch die Spiele werden immer weniger, es sind noch fünf. Jetzt warten die Teams auf den Rängen 14 bis 16. Erst Augsburg, dann der VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld.

Das klingt von der Tabelle her einfacher als die letzten Gegner, doch was ist schon einfach in Herthas Lage als Vorletzter? Augsburg mag nicht an das Niveau von Union heranreichen, „ich erwarte eine Partie, bei der wir mitmischen können“, sagt Magath. Aber der FCA sei ein „Gegner, der gut drauf ist.“ 13 Punkte haben die Augsburger in den neun Spielen seit Anfang Februar geholt – Hertha vier.

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Gegenüber Sky hatte Magath im Nachgang des Spiels gegen Union gesagt, Hertha habe praktisch keine Führungsspieler. Als Ausnahme nannte er Kevin-Prince Boateng, der aber körperlich höchstens noch für Kurzeinsätze gebracht werden kann.

Nach dem Derby war Boyata schnell in der Kabine

Einer, der die Rolle allein wegen seines Amtes ausfüllen sollte, ist Dedryck Boyata. Der Belgier ist 31 Jahre alt, Nationalspieler. Boyata hatte in dieser Spielzeit schon einige Wackelpartien, räumt aber meist einiges weg. Doch er ist keiner, der vorangeht. Zuletzt gab es in der Öffentlichkeit außerdem Verwunderung darüber, dass der Kapitän nach dem Derby sofort in der Kabine verschwand, während die meisten Kollegen zur Ostkurve liefen.

„Er ist ein exzellenter Spieler mit hoher Qualität. Er hat das Zeug, derjenige zu sein, der in der Mannschaft bestimmend ist“, sagt Magath: „Dazu ist er bisher zu schüchtern. Ich hoffe, dass er sich auch angesprochen fühlt.“

Fehlen wird in Augsburg unter anderem Stürmer Stevan Jovetic, der wie Torwart Alexander Schwolow am Oberschenkel verletzt ist. Dafür kehren Niklas Stark und Marvin Plattenhardt zurück. Das Duo ist eher in der Defensive zu Hause. Aber: „Wir haben nicht viele Gelegenheiten“, sagt Magath. Daher setzt er auf Standards – was im ersten Spiel nach seinem Amtsantritt beim 3:0 gegen die TSG Hoffenheim gut geklappt hat. Dank Plattenhardt. „Er ist ein wesentlicher Faktor und der Hoffnungsträger“, sagt Magath.