Klaus Brüggemann folgt Torsten-Jörn Klein
Hertha BSC erlebt gerade Tage durchgreifender Veränderungen. Präsident Werner Gegenbauer und sein Stellvertreter Thorsten Manske sind in der vergangenen Woche zurückgetreten, Geschäftsführer Ingo Schiller hat für den Herbst seinen Abschied angekündigt. Aber auch auf der Zugangsseite tut sich inzwischen was. Am Donnerstag hat der Berliner Fußball-Bundesligist Sandro Schwarz als neuen Trainer vermelden können. Doch damit nicht genug. Nur wenige Stunden später verkündete Hertha eine weitere personelle Veränderung an der Spitze.
Torsten-Jörn Klein, 58, ist nicht mehr Aufsichtsratsvorsitzender des Klubs. Am Sonntag bei der Mitgliederversammlung war das Gremium neu gewählt worden. Bei dessen konstituierenden Sitzung am Mittwoch wählten die fünf Mitglieder nun Klaus Brüggemann, 63, zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Als sein Stellvertreter und Nachfolger des früheren Hertha-Profis Andreas Schmidt fungiert künftig Scott Körber, 50.
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„Ich bedanke mich bei allen Aufsichtsratsmitgliedern und insbesondere bei dem bisherigen Vorsitzenden Herrn Dr. Klein für die vertrauensvolle Zusammenarbeit“, wird Brüggemann in einer Mitteilung des Vereins zitiert. „Ich hoffe, dass der Aufsichtsrat auch in Zukunft Vorbild im Verein für konstruktive Arbeit und ein respektvolles Miteinander sein wird.“
Für Klein kommt die Entscheidung des Gremiums einem dramatischen Bedeutungsverlust gleich. Bis zur Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag galt er sogar noch als potenzieller Nachfolger für Werner Gegenbauer.
Von einem Mitglied war er explizit gefragt worden, warum er nicht für das Präsidentenamt kandidiere. Klein, der in Hamburg lebt, hatte zwar zugegeben, dass er vor zwei Jahren mal mit diesem Gedanken gespielt habe, sagte dann aber klar und deutlich: „Ich habe nicht vor, mich als Präsident für Hertha BSC zu bewerben.“
Klein hat keine Ambition aufs Präsidentenamt
Der bisherige Aufsichtsratschef hatte bei der Mitgliederversammlung noch einmal seine Eloquenz unter Beweis gestellt und die Mitglieder geschickt auf seine Seite gebracht. Bei der Neuwahl des Aufsichtsrates hatte nur Andreas Schmidt mehr Stimmen erhalten als der Medienunternehmer. In den Gremien des Vereins war er allerdings zunehmend kritischer gesehen worden. Die Initiative, ihn nicht erneut zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates zu wählen, soll vom Präsidium ausgegangen sein.
Schmidt, der mit seinem überragenden Wahlergebnis von 93 Prozent der logische Kandidat für den Posten an der Spitze des Gremiums gewesen wäre, wollte nicht kandidieren. Er hatte auch eine Bewerbung um das Präsidentenamt ausgeschlossen, weil sich eine solche Tätigkeit nicht mit seiner Lebensplanung vereinbaren lasse. „Wenn man so etwas macht, muss man es mit Haut und Haaren machen und die Zeit dazu haben“, sagte Schmidt bei der Mitgliederversammlung auf Nachfrage.
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Brüggemann, Sportmanager, Unternehmer, Lehrbeauftragter und seit kurzem auch Buchautor, gehörte bereits von 2000 bis 2004 dem Aufsichtsrat an. 2018 kehrte er in das Gremium zurück. Zudem saß er von 2008 bis 2011 im Präsidium von Hertha BSC. Sein Stellvertreter Körber, Verwaltungsbeamter und für die CDU Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, wurde 2010 zum ersten Mal in den Aufsichtsrat gewählt.
In seiner Bewerbungsrede bei der Mitgliederversammlung hatte Brüggemann sich deutlich dafür ausgesprochen, stärker auf die Kosten zu achten. Das könnte auch Auswirkungen haben auf eine Personalie, die sein Vorgänger Klein offenbar aktiv betrieben hatte: die Besetzung des Geschäftsführerpostens, die seit dem Rücktritt von Carsten Schmidt im Herbst 2021 vakant ist. Zuletzt war als möglicher Nachfolger Robert Schäfer gehandelt worden, der bisher bei Hannover 96 angestellt war. Klein hatte bei der Mitgliederversammlung auf Nachfrage zugegeben, dass er Schäfers Anstellung befürworte. Das dürfte sich nun erst einmal erledigt haben.