Hertha BSC ist in der Zweiten Liga angekommen: Die Berliner schlagen Greuther Fürth mit 5:0
Es war 13.22 Uhr am Samstag, als das Warten ein Ende hatte. 292 Minuten ohne ein eigenes Tor in der Zweiten Liga lagen hinter Hertha BSC, als es endlich passierte. Und wie es passierte, das war dann auch irgendwie passend.
Jonas Urbig, der Torhüter der Spielvereinigung Greuther Fürth, ließ den Ball nach einem Rückpass eines Mitspielers zu weit nach vorne prallen. Er versuchte noch, die missliche Situation zu bereinigen, schoss dabei aber Herthas Mittelstürmer Haris Tabakovic an. Von dort prallte der Ball ins Tor.
„Es musste wahrscheinlich so ein Dreckstor her, damit der Knoten endlich mal platzt“, sagte Toni Leistner, Herthas neuer Kapitän. Wenn man kein Glück hat, dann muss man es eben erzwingen. Das hat der Berliner Fußball-Zweitligist am Samstag im Heimspiel gegen Fürth getan. Nach drei Niederlagen zum Saisonstart gelang Hertha gegen die Franken ein beeindruckender Befreiungsschlag. 5:0 (2:0) hieß es am Ende. Die Berliner sind in der Zweiten Liga angekommen.
Trainer Pal Dardai hatte die Mannschaft auf drei Positionen verändert. Für die beiden Eigengewächse Pascal Klemens und Linus Gechter sowie den nach Mainz gewechselten Marco Richter spielten Marc Kempf, Marten Winkler und Michal Karbownik. Der Linksverteidiger aus Polen feierte sein Debüt für Hertha. Es war ein überaus vielversprechendes. „Er hat super gespielt in meinen Augen“, sagte Dardai.
Es musste wahrscheinlich so ein Dreckstor her, damit der Knoten endlich mal platzt.
Toni Leistner, neuer Kapitän von Hertha BSC
Hertha war von Beginn an die dominierende Mannschaft. Abgesehen von einigen folgenlosen Wacklern in der Defensive hatte Dardais Team das Geschehen jederzeit unter Kontrolle. „Wir waren von der ersten Sekunde an da, sind vorne draufgegangen, wollten dem Gegner keine Ruhe geben“, sagte Leistner. Von tiefer Verunsicherung nach drei Niederlagen war nichts zu spüren – auch wenn sich die Berliner in der Offensive anfangs schwertaten.
Letztlich waren es die Fürther und ihr junger Torhüter, die Hertha auf die richtige Bahn schubsten. „Es ist wichtig für die ganze Mannschaft, dieses positive Gefühl mal zu erleben, Tore zu schießen, zu gewinnen“, sagte Haris Tabakovic, der Schütze von Herthas erstem Saisontor. „Aber wir müssen am Boden bleiben und Dankbarkeit zeigen.“
Trainer Dardai warnte zur Pause
Nach dem 1:0, von den 35.291 Zuschauer im Olympiastadion frenetisch bejubelt, lief für die Berliner alles wesentlich leichter. Zwischen dem ersten Tor der Saison, das so lange auf sich hatte warten lassen, und dem zweiten vergingen nicht mal zehn Minuten. Marten Winkler traf erstmals für Herthas Profis und staubte nach einem geblockten Schuss von Karbownik zum 2:0 ab.
Herthas Trainer Dardai sagt immer, dass ein 2:0 ein gefährliches Ergebnis sei. Auch am Samstag hat er seine Mannschaft in der Pause gewarnt. „2:0 reicht nicht“, sagte er. „Nicht, dass einer denkt: Das war’s.“ Ein Tor für den Gegner – und alles gerät wieder ins Wanken. Diese Gefahr aber ließ Hertha gegen Fürth gar nicht erst aufkommen.
Exakt 20 Sekunden waren in der zweiten Hälfte gespielt, da war aus dem gefährlichen 2:0 ein komfortables 3:0 geworden. Begünstigt durch die Sorglosigkeit der Fürther Defensive lief Palko Dardai allein auf Urbig zu und vollendete mit einem platzierten Schuss ins lange Eck.
Mit dem sicheren Vorsprung im Rücken ließ es Hertha deutlich gemächlicher angehen – und einige Chancen der Fürther zu. Nachdem deren Trainer Alexander Zorniger in der 55. Minute wegen Meckerns auf die Tribüne geschickt worden war, übernahm sein Assistent Rainer Widmayer, früher Co-Trainer bei Hertha, das Kommando an der Seitenlinie. Als Interimschef hat Widmayer mit Hertha einmal im Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern gewonnen. Am Samstag hingegen erlebte er mit Fürth einen bitteren Nachmittag im Olympiastadion.
Nur zwei Tore hatten die Fürther an den ersten drei Spieltagen kassiert. Gegen Hertha waren es am Ende fünf, weil erst der gerade eingewechselte Smail Prevljak zum 4:0 traf und schließlich Tabakovic mit seinem zweiten Tor den 5:0-Endstand erzielte. Was dieser Sieg für Hertha bedeute, wurde der neue Kapitän gefragt. „Wir sind im Aufstiegsrennen an Schalke vorbeigezogen“, antwortete Leistner. „Nee, Spaß …“