Joshiko Saibou will keine Reizfigur mehr sein
Bloß keine Aufregung – und keine weitere Diskussion. So lässt sich der Umgang des Deutschen Basketball Bundes (DBB) mit Reizfigur Joshiko Saibou im Vorfeld der Olympischen Spiele von Tokio beschreiben.
Als Henrik Rödl in Trier zu dem umstrittenen Profi und den Nebenwirkungen seiner Nominierung gefragt wurde, sagte der Bundestrainer nur kurz und knapp: „Wir haben uns in allen Spielen als extrem gute Mannschaft präsentiert. Jeder gibt für jeden alles. Die Mannschaft ist die große Stärke und Joshiko ist ein Teil davon.“
Saibou hatte 2020 an Demos gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie teilgenommen. Bei den Veranstaltungen waren Anhänger von Verschwörungstheorien und rechte Gruppierungen dabei gewesen.
Für den 31-Jährigen, dessen sportlicher Wert für das deutsche Team vor dem Olympia-Abenteuer unbestritten ist, ist das Thema erledigt, nachdem er sich vor dem Quali-Turnier in Split in einem dpa-Interview äußerte und dabei unter anderem sagte: „Ich habe zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur eine Verschwörungstheorie verbreitet. Weder persönlich noch auf Social Media.“
Als er in seiner früheren Heimat Trier erneut auf die Kontroverse angesprochen wurde, tat Saibou dies deshalb schnell ab. „Ich habe dazu schon Statements abgegeben und möchte nicht viel dazu sagen. Ich wurde sehr, sehr gut aufgenommen, von Anfang an. Die meisten Jungs kenne ich seit 20 Jahren, das war gar kein Problem“, berichtete Saibou nach dem Medientraining. Teamkollege Johannes Voigtmann hatte vor Beginn der Vorbereitung in diesem Sommer nach Aufklärung verlangt.
Saibou will den Schwerpunkt auf den Sport legen – der Verband ebenfalls
Für Saibou ist dies offensichtlich erledigt, er will den Schwerpunkt ab sofort auf die schwere Olympia-Vorrunde mit Spielen gegen Italien, Nigeria und Australien richten. „Wir fokussieren uns auf den Basketball, und das ist das, wofür wir hier sind. Alles andere ist in der Außenwelt“, sagte Saibou.
Dass Chefcoach Rödl ihn trotz der Kontroversen ins Team berief, wunderte den Basketballer nicht. „Ich glaube, sportlich ist der absolute Fokus für ihn, darum war ich nicht groß überrascht. Dass die Kontroverse ein bisschen Spannung mitgebracht hat, war glaube ich absehbar“, sagte Saibou, der früher beim TBB Trier schon einmal unter Rödl gespielt hatte. Der 52 Jahre alte Ex-Profi habe „großen Anteil“ an seiner Entwicklung, verdeutlichte Saibou.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht die Nominierung Saibous unproblematisch. „Die Äußerungen waren damals nicht gut, aber er hat sich dafür inzwischen entschuldigt“, sagte Dirk Schimmelpfennig, Chef de Mission in Tokio und DOSB-Vorstand Leistungssport.
Die Vergangenheit soll nun keine Rolle mehr spielen. „Auch Joshiko Saibou hat sich für Tokio qualifiziert, wurde wie alle Qualifizierten einem Integrity Check unterzogen und wird in Tokio nun unter Einhaltung aller Corona-Regeln als akzeptierter Teil des Teams Basketball an den Spielen teilnehmen können“, sagte der Funktionär.
Saibou gestand vor seinem Einsatz im Nationalteam offen Fehler ein und gelobte Besserung. Er würde „heute sehr viel klarer und vor allem früher kommunizieren, wofür ich stehe: Toleranz, Respekt, Offenheit. Und auch ganz klar wogegen: jegliche Diskriminierung“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Da das trotzdem anders bei vielen rüberkam, bin ich nach letztem Sommer auch nicht mehr auf die Demos gegangen.“ (dpa)