Hobbydetektive stören Ermittlungen: Gefährliches Spiel im Fall Rebecca – Sensationsgier kennt keine Grenzen

  • Neue Ermittlungen im Fall Rebecca Reusch – Polizei durchsucht Grundstücke in Brandenburg
  • Ermittlungsarbeit durch Hobbydetektive behindert – davor warnt der Staatsanwalt
  • Neugierde oder Selbstjustiz? Warum True Crime so viele anzieht
  • Ein Spiel mit der Hoffnung: Polizei muss ihre Arbeit machen können!

Neue Aufmerksamkeit im Vermisstenfall Rebecca Reusch als Berlin

Seit über sechs Jahren gilt Rebecca Reusch aus Berlin als vermisst. Die damals 15-Jährige verschwand spurlos aus dem Haus ihrer Schwester. Als Hauptverdächtiger gilt ihr Schwager, dem man bisher jedoch kein Verbrechen nachweisen konnte. Man gehe davon aus, dass Rebecca nicht mehr lebt – und das ist auch das Einzige, was man von offiziellen Stellen sicher sagen kann.

Eine Tatsache, die nicht nur Angehörige und Freunde der Familie betroffen macht, sondern auch ganz Deutschland bewegt. So stark, dass sogar zahlreiche Hobbydetektive versuchen, den Fall aufzuklären.

Ermittlungen im Fall Rebecca durch Hobbydetektive behindert – Staatsanwalt warnt vor Folgen

Bei neueren Untersuchungen zweier Grundstücke im Umfeld des Tatverdächtigen mischten auch mehrere Laiendetektive mit, die via Live-Stream die Polizei-Suche begleiteten … oder besser gesagt: behinderten! Die Gefahr, dass sie die Untersuchungen störten, Beweise verschmutzten oder gar selbst eine Straftat begingen, sei laut StaatsanwaltssprecherMichael Petzold allgegenwärtig.

Aber was treibt diese Menschen an? Der Wunsch zu helfen? Sensationslust oder einfach mangelndes Vertrauen in den Polizei-Apparat? 

Moralische und rechtliche Grenzen – darum ist Selbstjustiz so gefährlich

Gegenüber der “Bild”-Zeitung bekräftigt einer der Hobby-Detektive seinen Wunsch, zu helfen. Man habe sogar schon mit der Mutter des Hauptverdächtigen gesprochen und ein gesamtes Team für spezielle Fachbereiche der Suche aufgestellt. Dabei vergisst der Laien-Ermittler, der lieber anonym bleiben möchte, dass es eine Grenze gibt – eine moralische und eine rechtliche. Denn natürlich dürfe man Interesse an dem Fall zeigen. Und Hinweise aus der Bevölkerung sind einer der Hauptbestandteile einer gründlichen Verbrechensermittlung. Aber Spurensicherung, Zeugenbefragung oder Ähnliches sollte immer noch Sache der Polizei bleiben. 

15-Jährige Schülerin seit Jahren vermisst – Polizei begeht Ermittlungsfehler

Es grenzt an Selbstüberschätzung, wenn man glaubt, man könne selbst besser ermitteln als die Profis – auch wenn es im Fall Rebecca Reusch nachweislich mehrere Ermittlungsfehler gab. Ein mangelndes Vertrauen rechtfertigt noch keine “Selbstjustiz” im weitesten Sinne.

Vielmehr wirkt das Ganze auch eher wie ein morbides Hobby zum Zeitvertreib, auch, um den Staat vorzuführen und sich selbst zu profilieren. Vielleicht sogar, um eine Art “traurige Berühmtheit” zu erlangen?

Wenn man sich mitschuldig macht – Verbrechensaufklärung im Internet

Beispiele für Fälle, in denen Verbrechen indirekt durch Dritte aufgeklärt wurden – und die später in der True-Crime-Szene für Aufmerksamkeit sorgten, gibt es einige. Man erinnere nur an die Netflix-Dokumentation “Don’t Fuck with Cats”, in der eine ganze Internet-Community einen späteren Mörder jagte, zwar auch entscheidende Hinweise lieferte, ihn dadurch jedoch auch anstachelte und immer weiter in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Oder an die True-Crime-Podcasterin Michelle McNamara, die mit ihren Recherchen dazu beitrug, den “Golden State Killer” zu identifizieren, jedoch auch ihr gesamtes Leben mit der “Jagd” nach ihm verbrachte.

Noch keine neuen Erkenntnisse im Fall Rebecca veröffentlicht

Wir alle wünschen uns im Fall Rebecca neue Erkenntnisse. Die Ungewissheit, dass man nicht wisse, was mit ihr passiert ist und der mutmaßliche Mörder immer noch frei herumläuft, ist zermürbend. Selbst ermitteln zu wollen oder vielleicht sogar mit Falschmeldungen an die Öffentlichkeit zu treten, ist jedoch nichts weiter als ein bitteres Spiel mit der Hoffnung. Ob die Ermittler:innen im Falle Rebecca bei den Durchsuchungen in Brandenburg zu neuen Erkenntnissen gekommen sind, ist bisher nicht bekannt. Die Auswertung der Beweise dauert an. Sicher ist jedoch: Falls es etwas Stichhaltiges gibt, werden wir es aus sicherer Polizei-Quelle erfahren.

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ife/sfx/news.de