Hertha BSC verliert 0:4 in Mainz
Kurz vor der Pause erlebte Tayfun Korkut, der neue Trainer von Hertha BSC, so etwas wie ein Déjà-vu. Wieder trat er mit seiner Mannschaft auswärts an, wieder geriet sie mit 0:2 in Rückstand, doch anders als bei seinem Debüt gegen den VfB Stuttgart vor zehn Tagen gelang es dem Berliner Fußball-Bundesligisten diesmal nicht, ins Spiel zurückzufinden.
Im Gegenteil: Hertha BSC erlebte beim FSV Mainz einen Rückfall in schlechte Zeiten, die noch gar nicht so lange zurückliegen. 0:4 (0:2) hieß es am Ende für die Berliner.
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Es war insgesamt ein gebrauchter Abend für Hertha. Spielerisch ging wenig, defensiv war die Mannschaft ungewohnt anfällig und naiv, und zu allem Überfluss musste zunächst Stevan Jovetic, der beste Torschütze der Berliner in dieser Saison, schon nach einer halben Stunde mit einer Wadenverletzung vom Feld. Kurz nach der Pause erwischte es auch den früheren Mainzer Suat Serdar, der mit dick bandagiertem Knie ausgewechselt wurde.
Korkut hatte vor dem Spiel darauf hingewiesen, dass die Mainzer, die gefühlt eine richtig gute Saison spielen, der eigenen Mannschaft auch nur drei Punkte voraus seien; dass also Hertha mit einem Auswärtssieg zu den 05ern hätte aufschließen können. Daraus wurde nichts.
Herthas Trainer hatte im Vergleich zum 2:0-Erfolg am Wochenende gegen Arminia Bielefeld eine personelle Änderung vorgenommen. Lucas Tousart kam neu in die Mannschaft, für ihn musste mit Marco Richter auch der letzte offensive Außenbahnspieler aus dem Team weichen. „Wir haben schon mehr zentrumlastige Spieler“, hatte Korkut vor dem Spiel gesagt und damit auf die Mängel im Kader der Berliner hingewiesen.
Von Herthas Offensive war kaum etwas zu sehen
Dass er gegen die kampfstarken Mainzer das Zentrum verdichten wollte, war durchaus verständlich. Trotzdem spielte sich das Geschehen in den ersten zehn Minuten fast ausschließlich in der Hälfte der Berliner ab. Jovetic und sein Sturmpartner Ishak Belfodil fanden so gut wie gar nicht statt; vom zuletzt neu entdeckten Offensivspiel Herthas war kaum etwas zu sehen.
Das war vor allem deshalb ärgerlich, weil die Gäste in der Defensive in den entscheidenden Momenten wieder altbekannte Schwächen offenbarten. Bei beiden Toren wurde es den Mainzern nicht allzu schwer gemacht. Vor dem 1:0 nach knapp 20 Minuten konnte Moussa Niakhaté von der linken Seite nahezu unbedrängt flanken. Am zweiten Pfosten stand Silvan Widmer völlig frei, genauso wie in der Mitte Jae-Sung Lee, der die Kopfballablage des Schweizers nur noch einnicken musste.
Beim 2:0 hatte der Torschütze Alexander Hack ebenfalls alle Zeit der Welt, um Maß zu nehmen. Von seinem Gegenspieler Deyovaisio Zeefuik, der erneut für den verletzten Peter Pekarik als Rechtsverteidiger spielte, war nichts zu sehen. Schon gegen Bielefeld hatte der Holländer gerade bei der Verrichtung seiner Defensivaufgaben arg sorglos gewirkt.
Der Treffer wurde noch vom Videoassistenten noch einmal genauer begutachtet – aus Sicht der Gäste aber wohl nicht genau genug. Die Abseitsposition von Niakhaté in der Entstehung blieb ungeahndet, offenbar wurde sie in Köln als passiv bewertet. Eine zumindest zweifelhafte Deutung der Situation.
Der Tiefschlag gleich nach der Pause
Zwischen den beiden Mainzer Toren hatte auch Hertha eine erste gute Gelegenheit gehabt. Nach einer Flanke von Marvin Plattenhardt aus dem Halbfeld kam der gerade für Jovetic eingewechselte Selke zum Kopfball. Er setzte den Ball jedoch über die Latte.
Korkut reagierte in der Pause auf den schwachen Auftritt seiner Mannschaft. Zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte er Marco Richter und Kevin-Prince Boateng für die schwachen Zeefuik und Tousart – was unter anderem dazu führte, dass Vladimir Darida nun als Rechtsverteidiger aushelfen musste.
Insgesamt schien Hertha zu Beginn der zweiten Hälfte bemüht, mutiger aufzutreten, mit dem kompletten Verbund ein gutes Stück aufzurücken und aggressiver gegen die Mainzer zu Werke zu gehen. Aber alle Bemühungen wurden von den Gastgebern schnell wieder über den Haufen geworfen. Nicht mal vier Minuten waren gespielt, da stand es bereits 3:0 für Mainz. Widmer wuchtete den Ball per Kopf unter die Latte. Müßig zu erwähnen, dass er am zweiten Pfosten völlig frei stand.
Kurz darauf hatte Hertha Glück, dass ein Foul von Innenverteidiger Niklas Stark nur einen Freistoß und keinen Elfmeter zur Folge hatte. Im Strafraum oder kurz davor? Es war eine Frage von Millimetern, die der Schiedsrichter diesmal zugunsten der Berliner beantwortete. Viel mehr Grund zur Freude hatte Hertha allerdings nicht mehr – sieht man einmal davon ab, dass die Berliner durch einen Distanzschuss von Jean-Paul Boetius nur noch einen weiteren Gegentreffer kassierten. „Zweite Liga, Hertha ist dabei“, sangen die Mainzer Fans. Widerspruch fiel an diesem Abend schwer. (Tsp)