Pal Dardai nach Herthas 0:1 in Düsseldorf: „Wir brauchen einen Knipser und Tore“
Der längere Monolog ließ sich vielleicht ganz gut folgendermaßen zusammenfassen. „Ich spüre nichts dabei“, sagte Pal Daradai. „Mein Vater und mein Onkel haben zusammengespielt. Ich habe mit meinem Bruder zusammengespielt. Ob man es glaubt oder nicht: Das ist für mich normal“, führte der Trainer von Hertha BSC unter vielem anderen aus.
Nach dem 0:1 bei Fortuna Düsseldorf zum Saisonauftakt in der Zweiten Liga wurde der 47-Jährige natürlich darauf angesprochen, dass er seine drei Söhne in Herthas Kader in der zweiten Hälfte gemeinsam auf den Rasen beordert hatte. Palko (24), Marton (21) und Bence (17) versuchten die Auftaktniederlage im Rheinland gemeinsam, aber letztlich erfolglos, noch irgendwie zu verhindern. Der Berliner Cheftrainer sorgte mit dieser Familienbande für ein Novum im deutschen Profifußball.
Es war eine schöne (Familien-) Randgeschichte eines lange zähen Spiels, das Hertha etwas unglücklich nach einem Treffer von Fortuna-Angreifer Daniel Ginczek verlor. „Wir sind nicht effektiv genug. Der Gegner hat das goldene Tor geschossen“, sagte Vater und Trainer Dardai.
Sonderlich viel Kritik äußerte der Fußballlehrer nicht an seinem Team. Er war zufrieden mit der Kompaktheit, der Disziplin, dem Stellungsspiel und dem Engagement seiner Profis. Alles im Rahmen der Möglichkeiten, die die Herthaner derzeit haben. Nur die Annäherung an das gegnerische Tor bereitet Dardai weiterhin größere Sorgen.
Der letzte Pass, die Genauigkeit beim Spiel in die Tiefe, die Einfachheit und Klarheit im Offensivspiel sind die Themen, die das gesamte Team in den kommenden Tagen und Wochen noch etwas länger beschäftigen werden. „Es war genau wie im Trainingslager. Ich hoffe dass die Spieler in den nächsten zwei, drei Wochen, wenn wir noch mehr zusammenarbeiten, das hinbekommen“, sagte der Coach.
Hertha arbeitete gut gegen den Ball
Für die Gäste ging es in Düsseldorf vor allem darum, eine vorzeigbare Leistung anzubieten und die Grundzüge des disziplinierten Dardai-Spiels anzuwenden. Es ist kein Vergnügen für die Gegner, dagegen anzuspielen. „Ich habe genau das bekommen, was ich erwartet habe. Es war einfach kein Raum da“, sagte Fortuna-Trainer Daniel Thioune. „So viel zur Qualität des Gegners.“ Die Düsseldorfer hatten sich lange Zeit die Zähne ausgebissen.
Aber das i-Tüpfelchen in Dardais 4-4-2-System, das schnelle Umschaltspiel, das zum Torerfolg führt, fehlte. Ein paar erfolgversprechende Torannäherungen gab es zwar, aber insgesamt wirkten die Offensivbemühungen zu halbherzig. In der ersten Hälfte brachte Hertha, genau wie die Fortuna, keinen einzigen Torschuss zustande. Zeitweise wirkte das Berliner Team auch gefangen im sehr engen Dardai-Konzept.
Es ist ja kein Geheimnis, dass wir einen komischen Kader haben zurzeit.
Marco Richter, der Hertha als Kapitän anführte
„Wir brauchen einen Knipser und Tore“, sagte der Coach hernach in aller Deutlichkeit und fasste die wohl größte Problematik kurz zusammen. Solch eine Schlüsselpersonalie kann auch die beste Taktik, das beste Spielsystem, der beste Trainer, nicht ersetzen. Und die derzeitigen Offensivkräfte scheinen das Anforderungsprofil nicht vollumfänglich zu erfüllen.
Angreifer Florian Niederlechner konnte gegen die Düsseldorfer in der Sturmspitze ebensowenig überzeugen wie sein Kollege Marco Richter. „Es ist ja kein Geheimnis, dass wir einen komischen Kader haben zurzeit und wir eine zusammengewürfelte Truppe sind. Dafür hat man ja ein paar gute Ansätze gesehen“, sagte Richter, der sein Team als Kapitän auf das Feld führte.
In den kommenden Wochen wird sich noch viel tun im Kader. Ob ein echter „Knipser“ kommt oder vielleicht auch Kapitän Richter noch den Klub wechseln wird, ist ungewiss. Fest steht derzeit wohl nur, dass die Familie Dardai die Saison gemeinsam bei Hertha bestreiten wird.