Hertha BSC müht sich in die nächste Runde
Wenn sich ein Bundesligist erst in der Schlussphase zu einem 3:1 (1:1)-Erfolg bei einem Regionalligisten müht, der eine Halbzeit lang auch noch mit einem Spieler weniger auskommen musste – dann ist DFB-Pokal angesagt. Und dann ist auch schon mal Hertha BSC am Start. Aber das Wichtigste für die Berliner, zuletzt in der Liga an sich im Aufwärtstrend, an einem ungemütlichen Dienstagabend im Preußenstadion war natürlich, dass sie die zweite Pokalrunde irgendwie überstanden haben.
„Wir wussten, dass es ein harter Kampf wird“, sagte Herthas Linksverteidiger Marvin Plattenhardt. „Es eben möglich, dass es lange bis zur Entscheidung dauert.“ Viertligist Preußen Münster hatte sich vor 11.037 Zuschauerinnen und Zuschauern wacker geschlagen gegen den Bundesligisten – aber mehr eben auch nicht.
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Die auf der Stadionpostille des SC Preußen postulierte Bitte an das eigene Team warf doch mindestens eine Frage auf. „Macht’s noch einmal, Jungs“, stand auf dem Titel des Heftes. War das eine Aufforderung, den gegnerischen Trainer Pal Dardai zu einem Fehler bei den Auswechslungen zu nötigen? Denn nur, weil Wolfsburgs damaliger Trainer Mark van Bommel beim Erstrundenspiel in Münster sein Kontingent an Einwechslungen überstrapaziert hatte, war der Regionalligist nach Protest weitergekommen. Aber derlei Unachtsamkeit war vom achtsamen Dardai natürlich nicht zu erwarten.
Der Berliner Trainer hatte seinen Sohn Marton in Berlin gelassen und dafür den 17-jährigen Linus Gechter in der Innenverteidigung aufgestellt. Vorne sollte Davie Selke – Berliner Torschütze beim 1:0 gegen Meppen in der ersten Runde – Großtaten vollbringen. Selke durfte für Krzysztof Piatek ran. Auch Deyovaisio Zeefuik, Jurgen Ekkelenkamp und Dennis Jastrzembski durften sich ebenfalls bei Hertha beweisen.
Es ging dann auch sehr munter für Hertha los, es waren kaum drei Minuten gespielt, als Stevan Jovetic nach Vorlage von Dennis Jastrzembski volley ins Tor traf. Das war eine klare Ansage der Berliner an den Außenseiter, der früh wusste, dass nun offensiv etwas kommen musste.
Preußen Münster schwächte sich selbst
Nach einer Viertelstunde wurde es dann auch schon munter im Berliner Strafraum. Weil der junge Gechter einmal nicht ganz mitkam, kam Münster beinahe zu einer ersten guten Chance. Wenig später brachte Gerrit Wegkamp einen Kopfball aufs Berliner Tor, was für Alexander Schwolow allerdings eine dankbare Angelegenheit war.
Aber der Viertligist war längst im Spiel und mit ihm auch die Kulisse. Es wurde nicht so ganz klar, warum Hertha so viel Aufregung zuließ. Dardai jedenfalls verließ nach knapp 40 Minuten erstmals mit Co-Trainer Andreas Neuendorf seine Coaching Zone und wenig später saß Herthas Trainer dann wieder – und der nächste Münsteraner Angriff saß auch.
Thorben Deters hieß der Stimmungsmacher für die Preußen. Alexander Langlitz hatte zuvor den Pfosten getroffen, doch im Nachschuss erzielte Deters den Ausgleich. Kurz vor der Pause schwächte sich Münster im Übereifer dann aber, Nicolai Remberg sah nach einer Schwalbe Gelb-Rot.
In der Münsteraner Fankurve wurde mit Wiederbeginn kräftig gezündelt. Das – verbotene – Abbrennen von Pyrotechnik wäre gar nicht nötig gewesen, denn Münsters neun Feldspieler veranstalteten weiter ein kleines Feuerwerk in der Berliner Hälfte. Bei Hertha funktionierten lange nur die Fehlpässe.
Belfodil traf nach seiner Einwechslung
Elf Minuten vor Schluss aber traf der eingewechselte Ishak Belfodil doch noch im Nachfassen – Tousart hatte zuvor geschossen – für die Berliner. Hertha hatte den mutigen und munteren Außenseiter besiegt. Der ebenfalls eingewechselte Marco Richter erzielte noch das 3:1.
Am Ende war es ein ähnlich hartes Stück Arbeit für die Berliner wie vor zwölf Jahren in Münster – damals in der ersten Pokalrunde: Im August 2009, hatten sich die Berliner zu einem 3:1 nach Verlängerung gewürgt. Mit Dardai und dem heutigen Sportdirektor Arne Friedrich im Team.
Am Ende war auch am Dienstag aus Berliner Sicht alles gut – es geht in die dritte Runde für Hertha. Rund 500 Berliner Fans feierten noch Herthas ehemaligen Kapitän Peter Niemeyer, Münsters Sportdirektor lief daraufhin zur Berliner Kurve und bedankte sich. Sein Mannschaftskapitän Julian Schauerle sagte derweil: „Von drei Klassen Unterschied hat man heute nichts gemerkt.“ Aber die Berliner waren eben eine Klasse cleverer. „Das war ein Pokerspiel und wir haben es gewonnen“, sagte Dardai. „Ich bin zufrieden. Egal wie – Hauptsache weiter.“
Und mit Spielschluss trennten sich die Wege der beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder wieder. Die Berliner spielen am Freitag in Sinsheim in der Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim, für Münster geht es am selben Tag drei Klassen tiefer gegen die zweite Mannschaft von Schalke 04.