Der 1. FC Union und die neue Selbstverständlichkeit

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da war allein die Vorstellung, dass der 1. FC Union in der Fußball-Bundesliga spielen könnte, eine reichlich verwegene. Inzwischen bestreiten die Köpenicker ihre dritte Saison im Fußball-Oberhaus, sie stehen in der Tabelle auf Platz fünf und vertreten Deutschland international in der Conference League.

Am Wochenende kommt der FC Bayern ins Stadion An der Alten Försterei, es könnte eines der schwierigeren Auswärtsspiele für den Deutschen Meisters in diesen Tagen werden. In der vergangenen Saison war der 1. FC Union die einzige Mannschaft in der Bundesliga, gegen die die Bayern nicht gewinnen konnte.

Das Erstaunliche an den Ergebnissen von Union sind aber nicht einmal die Resultate selbst, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der sie inzwischen hingenommen werden. Unentschieden wie zuletzt beim VfB Stuttgart oder zuvor in der Saison zuhause gegen Augsburg gelten in der öffentlichen Wahrnehmung mehrheitlich als Punktverluste.

Union geht in solche Spiele längst als Favorit auf den Sieg und liegt dazu in der Tabelle zuverlässig vor dem Stadtrivalen Hertha BSC – in dieser Saison war dies nach allen neun Spieltagen der Fall.

Trainer Urs Fischer vermeidet jegliche Euphorie und warnt beharrlich vor allem und jedem

Ruhe, Kontinuität, Teamgeist – das alles trifft auf Union zu. Dazu kommt mit Urs Fischer ein Trainer, für den Euphorie ein Fremdwort ist und der beharrlich vor allem und jedem „warnt“.

Natürlich tut er das auch vor dem Pokalspiel bei Waldhof Mannheim am Mittwoch. Seine Spieler müssten an ihre Grenzen gehen, um beim Drittligisten zu bestehen. Sicherlich hat Union auch unter Fischer nicht immer gut ausgesehen, aber die Spiele, in denen die Profis ihre Grenzen nicht erreicht haben, lassen sich an einer Hand abzählen.

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Trotzdem bleibt Union sportlich für viele ein großes Mysterium. Und selbst wenn es demnächst ein paar Niederlagen mehr geben sollte und es vielleicht einmal etwas unruhiger wird, genügt der Blick zurück. Denn verwegen ist heute höchstens noch die Vorstellung, dass Union vielleicht irgendwann einmal Champions League spielen könnte.

Klar ist allerdings auch: Sollte sich die Chance bieten, darf niemand mehr überrascht sein, wenn der Verein diese auch ergreift.