Überraschender Sieg gegen den Gruppenfavoriten: Die BR Volleys schreiben ein Stück Geschichte

Ein Stück Geschichte – so bezeichneten die BR Volleys den Mittwochabend. Das sind große Worte, doch tatsächlich gelang ihnen etwas, das ihnen seit neun Jahren nicht geglückt war: Sie schlugen in der Champions-League auswärts einen polnischen Verein. Gegen Aluron CMC Warta Zawierci gewannen sie 3:1 (25:21, 20:25, 29:27, 27:25) und nahmen so drei Punkte mit zurück nach Berlin. „Damit haben wir weiß Gott nicht gerechnet. Das ist eine echte Überraschung“, sagte Geschäftsführer Kaweh Niroomand, „meine Laune ist seit Mittwochabend sehr gut. Einfach alles hat gut funktioniert.“

Gleich zu Beginn stellten die Berliner ihre Qualitäten im Angriff unter Beweis und konnten dank Schlüsselspielern wie Marek Sotola, dem zweitbesten Punktesammler des Wettbewerbs, wichtige Punkte erzielen. Im zweiten Satz drehten zwar auch die Gastgeber auf, doch davon ließen die Volleys sich nicht irritieren. Besonders Zuspieler Johannes Tille, der den verletzten Kapitän Ángel Trinidad vertrat, brachte seine Mitspieler gut in Position und setzte sie taktisch clever ein.

Die Stärke der Mannschaft liegt auch in ihrer Kompaktheit

Selbst im vierten Satz, als die Volleys einen Punktevorsprung aus der Hand gaben und zu verlieren drohten, zeigte die Mannschaft in der entscheidenden Phase Kampfgeist. „Um gegen eine Mannschaft wie Zarwiercie anzukommen, muss alles funktionieren“, sagt Niroomand. Und genau das sei am Mittwoch der Fall gewesen. Tille habe überragend zugespielt, Sotola sei in bestechender Form gewesen und Ruben Schott sowie Sato Tsuiki hätten die Defensive geregelt. Die große Stärke der Mannschaft sieht Niroomand vor allem in der Kompaktheit und der klaren Aufgabenverteilung. „Wenn wir so agieren, ist es schwer uns knacken.“

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Punkte nahmen die Volleys völlig überraschend auf Polen mit

Dass die Mannschaft bereits so eingespielt wirkt und auf europäischem Topniveau mithalten kann, überrascht ein wenig. Denn zu Beginn der Saison hatte der Verein zahlreiche Neuzugänge zu integrieren, nachdem ehemalige Schlüsselspieler wie Benjamin Patch und Sergej Grankin überraschend gegangen waren. Außenangreifer Ruben Schott sah darin auch eine Chance, mit weniger Druck und einer geringeren Erwartungshaltung in die Spiele zu gehen.

Diagonalangreifer Marek Sotola tat sich besonders hervor.
Diagonalangreifer Marek Sotola tat sich besonders hervor.
© dpa / Andreas Gora

Damit sollte er Recht behalten: Anders als in der vergangenen Saison, als die Volleys oft überfordert wirkten, wenn sie einen Satz abgeben mussten und es kaum schafften, Spiele zu drehen, hat das aktuelle Team schon reichlich Erfahrung damit, phasenweise zurückzuliegen und am Ende trotzdem zu gewinnen. Gegen den bulgarischen Vertreter Hebar Pazardzhik etwa lagen sie erst 0:2 zurück, bevor sie im Tiebreak siegten und auch gegen Lüneburg im Pokal kämpften sie sich Stück für Stück zurück.

Damit haben wir weiß Gott nicht gerechnet. Das war eine echte Überraschung.

Kaweh Niroomand über den Volleys-Sieg

„Mit so einer Form wie die Mannschaft sie jetzt hat, habe ich eher im Januar oder Februar gerechnet. Es überrascht mich, wie weit sie ist“, sagt Niroomand. Er führt das auch auf die Arbeit des Cheftrainers Cédric Énard, der nach überstandener Corona-Infektion in Polen wieder mit dabei war.

Die Volleys wahren ihre Chancen auf die nächste Runde

Der überraschende Sieg der Volleys hat auch die Kräfteverhältnisse in der Gruppe B verändert: Dort rangieren die Berliner mit fünf Punkten nun hinter Zawiercie (sechs Punkte) und Halkbank Ankara (fünf Punkte), allerdings vor dem Hebar Pazardzhik (zwei Punkte).

Gegen Ankara mussten sie zwar eine knappe Niederlage hinnehmen, dafür spielen sie in wenigen Wochen daheim mit der Unterstützung ihrer Fans. Niroomand zeigt sich deshalb eher vorsichtig optimistisch: „Das Ding ist noch nicht durch mit der Gruppe. Die Devise bleibt: Wir müssen die Heimspiele gewinnen.“

Wenn den Volleys das gelingt und sie am Ende auf Platz eins oder zwei landen, qualifizieren sie sich automatisch für die nächste Runde. Sollten sie Dritter werden, hängt es von den anderen Gruppendritten ab, ob sie ebenfalls ins Viertelfinale einziehen oder in den CEV-Pokal „absteigen“. Die Berliner sind übrigens nicht die einzigen, die in Europa mitspielen: Erstmals nehmen mit Friedrichshafen und Düren gleich drei Teams an der Champions League teil und Lüneburg überzeugt im CEV-Pokal. Insofern wurde ein Stück deutsche Volleyballgeschichte sowieso schon geschrieben.

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