Hertha BSC bleibt sich treu

In der kurzen Winterpause hat es beim 1. FC Köln einige Aufregung gegeben. Vor allem um die Frage, wen Trainer Steffen Baumgart zum Rückrundenauftakt bei Hertha BSC ins Tor stellen würde: den Ur-Kölner Timo Horn oder doch Marvin Schwäbe, der ihn am Ende der Hinrunde mehr als ordentlich vertreten hatte. Baumgart entschied sich für Schwäbe, und nach einer halben Stunde dürfte er bei sich gedacht haben, dass er da aber eine richtig gute Wahl getroffen hatte.

Schwäbe hatte großen Anteil daran, dass die Kölner mit einem Erfolg ins neue Fußball-Jahr starteten, während bei Hertha die aufkommende Ephorie gleich wieder einen Dämpfer erhielt. Nach einer halben Stunde parierte der FC-Torhüter mit dem Fuß gegen den frei vor ihm auftauchenden Myziane Maolida – eine Minute später ging seine Mannschaft 1:0 in Führung, kurz darauf hieß es gar 2:0.

„Das hat uns ein bisschen das Genick gebrochen“, sagte Lukas Klünter, der gegen seinen Ex-Klub nach dreimonatiger Verletzungspause sein Comeback für Hertha feierte.

Es war ein bitteres. 1:3 (0:2) hieß es am Ende für Klünter und sein Team. Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage: Der Berliner Bundesligist bleibt sich zumindest in einem treu – in seinem Wankelmut. So gestaltet sich die Tabellensituation weiter kritisch. „Wir müssen schauen, dass wir die Aufs und Abs in den Griff bekommen“, sagte Trainer Tayfun Korkut.

Solche Probleme kennen die Kölner derzeit nicht. Durch ihren dritten Sieg am Stück stießen sie auf einem Europapokalplatz vor. „Wir wissen das einzuordnen. Jetzt bleiben wir mal entspannt“, sagte Baumgart auf die Frage nach möglichen internationalen Ambitionen. „Wir werden gewisse Sachen nicht aufhalten, aber wir werden nicht darüber reden.“

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Zur von ihm angesprochenen Einordnung des Auswärtssiegs gehörte auch die Personalsituation bei Hertha, obwohl es letztlich nicht so arg war, wie es die medizinischen Bulletins unter der Woche hatten vermuten lassen. Im Vergleich zum 3:2-Sieg gegen Borussia Dortmund kurz vor Weihnachten fehlte nur Ishak Belfodil, für den Davie Selke stürmte. Außerdem ersetzte Suat Serdar, der später seine fünfte Gelbe Karte sah, Jurgen Ekkelenkamp.

Den Schwung des überraschenden Erfolgs gegen den Tabellenzweiten zum Ende der Hinrunde schien sich Hertha auch über den Jahreswechsel bewahrt zu haben. Die Gastgeber waren auf einem indiskutabel schlechten Rasen zu Beginn die auffälligere Mannschaft. Schon früh hatten sie zwei vielversprechende Szenen: Erst verzog Maolida aus halbrechter Position knapp, dann rettete Kölns Kapitän Jonas Hector nach einer schönen Kombination und einer Hereingabe von Selke gerade noch vor Marco Richter.

Köln wurde erst nach knapp 20 Minuten erstmals in der Offensive auffällig, als Herthas Torhüter Alexander Schwolow gegen Louis Schaub rettete und Ondrej Duda den Ball im Nachsetzen per Kopf am Pfosten vorbeisetzte. Trotz dieser Gelegenheiten fiel die Führung für die Gäste recht glücklich, vor allem angesichts der unmittelbar zuvor vergebenen Großchance von Maolida.

Herthas Defensive ließ sich zu leicht überrumpeln. Nach einer Flanke von Mark Uth traf Anthony Modeste zum 1:0. Per Kopf, wie sonst? Es war bereits der zwölfte Kopfballtreffer der Kölner in dieser Saison.

Das Tor trifft Hertha BSC mit Wucht

Das Tor traf Hertha mit voller Wucht. Die Mannschaft ist noch nicht so gefestigt, dass sie einen solchen Tiefschlag ungerührt wegsteckt, sich einmal rüttelt und dann einfach weitermacht. Korkuts Team war nun komplett von der Rolle und konnte froh sein, zur Pause nur mit zwei Toren hinten zu liegen und nicht mit drei oder vier. Allein der starke Duda traf noch. Nach einer zu kurzen Kopfballabwehr von Herthas Kapitän Niklas Stark zog der frühere Berliner von der Strafraumgrenze ab und erzielte das 2:0. Schwolow sah dabei nicht gut aus.

Die gut 2500 Hertha-Fans im Olympiastadion begleiteten ihre Mannschaft mit Pfiffen in die Pause, und sie bedachten sie bei der Rückkehr zur zweiten Hälfte mit aufmunterndem Applaus. Korkut verzichtete zunächst auf personelle Wechsel. Dafür musste Schiedsrichter Tobias Stieler wegen einer Zerrung durch den Vierten Offiziellen Alexander Sather ersetzt werden.

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Auch mit neuer Spielleitung änderte sich erst einmal nichts. Hertha fand keine Linie und konnte daher kaum Druck aufbauen. Dass es trotzdem noch spannend wurde, lag an einem Freistoß von Vladimir Darida. Aus seiner Flanke wurde ein Torschuss, dem Schwäbe nur hinterherschauen konnte und der Hertha nach gut einer Stunde auf 1:2 heranbrachte.

Das Bemühen um eine Wende bekam noch einmal einen Boost, als Schwolow mit einem grandiosen Reflex einen indirekten Freistoß der Kölner zehn Meter vor dem Tor entschärfte. Nach einem zu harten und unpräzisen Rückpass von Stark hatte er zuvor den Ball mit der Hand stoppen müssen. „Die Mannschaft hat alles reingeworfen“, sagte Trainer Korkut über die Schlussphase. „Es hat heute nicht gereicht.“ Weil es die Kölner waren, die das letzte Tor erzielten. In der Nachspielzeit traf der eingewechselte Jan Thielmann nach einem Ballverlust Daridas zum Endstand.