Geldgeber hält das Trainerteam hin: Der sonderbare Weg von Hertha BSC
Geld regiert die Welt und Geld regiert demnach auch den Sport. In den Seelen vieler Hertha-Fans tut die Erkenntnis mal wieder weh.
Am Freitag steht für den Berliner Fußball-Zweitligisten das Heimspiel gegen Hannover 96 im Olympiastadion an (Beginn: 18:30 Uhr). Und je näher das Saisonende rückt, desto wahrscheinlicher wird es, dass der von vielen Anhängern beliebte Pal Dardai in der kommenden Saison nicht mehr die Profis des Berliner Traditionsklubs trainieren wird.
Die offizielle Verlautbarung geht so, Herthas Sportdirektor Benjamin Weber wiederholte sie nochmals am Mittwoch bei einer Pressekonferenz: „Wir haben einen klaren Zeit- und Fahrplan. Der bleibt intern. Wir besprechen das mit Pal, Thomas Herrich (Geschäftsführer von Hertha BSC; Anm. d. Red.), Zecke Neuendorf (Leiter der Lizenzspielerabteilung von Hertha BSC; Anm. d. Red.) und den Gremien.“
Es ist zumindest ein sonderbarer Weg, den die Berliner in dieser Frage gehen. Die Gespräche über den Kader in der kommenden Zweitligasaison laufen bereits auf Hochtouren. Essenzielle Fragen, wer bleiben und wer gehen soll, sind vor allem Themen, die das Trainerteam mit beantworten sollte. Doch dieses steht – zumindest öffentlich – noch nicht fest.
Sinnvoller erschiene eine frühzeitigere Festlegung auf einen Trainer. Da dies offenbar noch nicht passiert ist, deutet vieles auf einen Wechsel auf der Trainerposition hin. Die „Bild“-Zeitung berichtete jüngst von zwei Trainern, die Hertha für die Dardai-Nachfolge im Blick hat: Den ehemaligen Bundesliga-Trainer Markus Gisdol sowie Kosta Runjaic, der zuletzt in Polen bei Legia Warschau arbeitete.
Chef des Hertha-Geldgebers ist kein Fan von Dardai
Womit wir bei Herthas Geldgebern wären. Johannes Spors, der „Global Sports“-Direktor des im März 2023 bei Hertha eingestiegenen US-Investors 777 Partners, gilt nicht als Dardai-Fan. Im Gegenteil: Laut einem Bericht des Magazins „Kicker“ vor wenigen Wochen soll er sich schon im vergangenen Jahr für eine externe Trainer-Lösung ausgesprochen haben.
Die Person Spors ist für Teile der Hertha-Fans ein rotes Tuch. Der 42-Jährige startete seine Karriere bei der TSG Hoffenheim und RB Leipzig, Klubs, die beim harten Kern der Anhänger verhasst sind. Nun ist er als Manager bei dem Investor 777 Partners gelandet und will womöglich die für die Fans ehrlich arbeitende Hertha-Legende Pal Dardai loswerden?
Es könnte so kommen, muss es aber nicht. Dardai hat auf der Habenseite all seine Verdienste bei Hertha und eine Zweitligasaison, die nicht überragend, aber okay war und in der viele junge Spieler zum Einsatz kamen. Gegen Dardai spricht der Umstand, dass Hertha trotz eines vergleichsweise hohen Etats nie um den Aufstieg mitspielte. Und dann sind da noch die Manieren des Trainers, der mit Kritik nur schwer umgehen kann und am liebsten die kritisierende Presse davonjagen würde, wenn er denn dürfte.
Es werden spannende Tage und Wochen in Berlin. Die Tendenz geht dahin, dass die Herthas Fan-Seele wohl ein bisschen wird leiden müssen.